Bildungsmonitor Lesezeit 2 Min.

Stillstand im Bildungssystem

Wie gut die Bildungssysteme der einzelnen Bundesländer aufgestellt sind, untersucht das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seit 17 Jahren. Viele Jahre verbesserten sich die Bedingungen in Kitas, Schulen und Hochschulen, doch nun gibt es im dritten Jahr hintereinander kaum noch Fortschritte. Verschärft wird die Lage zusätzlich durch die Corona-Krise.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Bildungsmonitor 2020 schneidet Sachsen mit 66,9 von 100 Punkten erneut am besten ab. Schlusslicht ist in diesem Jahr Sachsen-Anhalt.
  • Im Handlungsfeld Internationalisierung haben die Bundesländer die größten Fortschritte gemacht, am stärksten verschlechtert haben sie sich bei der Schulqualität.
  • Große Defizite gibt es auch hinsichtlich der Bildungsarmut und der Integration. Die Corona-Pandemie könnte dazu führen, dass sich diese Probleme weiter verschärfen.
Zur detaillierten Fassung

Wie viel Geld gibt ein Bundesland pro Schüler aus, wie groß sind die Klassen und wie viele Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss? Dies und mehr bemisst der Bildungsmonitor, den das IW regelmäßig veröffentlicht. Die Gewinner und Verlierer im Jahr 2020 (Grafik):

Sachsen steht mit 66,9 von 100 Punkten an der Spitze und belegt damit zum 15. Mal Platz eins.

Der Bildungsmonitor untersucht die Bildungssysteme der Bundesländer anhand von 93 Einzelindikatoren in zwölf Handlungsfeldern Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das zweitplatzierte Bayern hat sich 2020 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 2,4 Punkten am deutlichsten verbessert. Mit etwas Abstand folgen Thüringen, Hamburg, Baden-Württemberg und das Saarland. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt. Das ostdeutsche Bundesland verschlechtert sich mit einem Minus von 4 Punkten am meisten. Damit sind die Unterschiede in den Bildungssystemen der Bundesländer groß:

Zwischen dem Ergebnis von Sachsen und jenem von Sachsen-Anhalt liegt eine Spannweite von fast 26 Punkten.

Unterm Strich stagnieren die Ergebnisse seit einigen Jahren: Von 2014 bis 2020 haben sich die Bundesländer nur um jahresdurchschnittlich 0,1 Punkte verbessert – von 2010 bis 2013 waren es noch 2,6 Punkte.

Diese gegensätzlichen Entwicklungen werden auch deutlich, wenn man die Ergebnisse der einzelnen Handlungsfelder von 2020 mit denen von 2013 vergleicht – damals wurde erstmals die aktuelle Methodik und Indikatorenauswahl verwendet (Grafik):

Im Handlungsfeld Internationalisierung haben die Bundesländer die größten Fortschritte gemacht, am stärksten verschlechtert haben sie sich dagegen bei der Schulqualität.

Der IW-Bildungsmonitor untersucht die Bildungssysteme der Bundesländer anhand von 93 Einzelindikatoren in zwölf Handlungsfeldern Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dass sich die Internationalisierung der Schulen mit einem Plus von 18,6 Punkten derart intensiviert hat, liegt an den verbesserten Englischkenntnissen der Schüler und dem gestiegenen Anteil ausländischer Studenten. Auch die Förderinfrastruktur (plus 16,8 Punkte) hat unter anderem durch mehr Ganztagsplätze an Grundschulen stark gewonnen und die Betreuungsbedingungen (plus 13,8 Punkte) sind durch den Ausbau der Betreuungszeiten in frühkindlichen Bildungseinrichtungen im bundesweiten Durchschnitt besser geworden.

Allerdings gibt es auch große Problemfelder im Bildungssystem. Dass die Bundesländer seit 2013 die größten Einbußen (minus 18 Punkte) bei der Schulqualität haben, liegt vor allem an dem schlechten Abschneiden der Schüler in Bildungstests. Auch der Trend in Sachen Integration (minus 15,7 Punkte) und Bildungsarmut (minus 3,9 Punkte) ist unbefriedigend.

Der Bildungsmonitor 2020 zeigt altbekannte Probleme, zum Beispiel bei der Integration und der Bildungsarmut – beide werden durch die Corona-Krise noch verschärft.

Die Corona-Pandemie könnte nun dazu führen, dass sich diese Probleme weiter verschärfen. Denn durch die Schulschließungen bleiben vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien, von Alleinerziehenden oder aus Familien mit Migrationshintergrund auf der Strecke. Ihnen fehlt es zu Hause oft an einem eigenen Computer, ruhigen Arbeitsplätzen und Unterstützung durch die Eltern (siehe Beitrag „Schulen und Schüler hinken hinterher“). Mit einem guten Fernunterricht könnten diese Mängel zwar abgemildert werden. Allerdings hapert es noch immer an der technischen Ausstattung der Lehrer und Schulen sowie an geeigneten Unterrichtsstrategien, um einen guten digitalen Unterricht zu gestalten (siehe Beitrag „Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss steigt“).

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