Bildungsarmut Lesezeit 2 Min.

Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss steigt

Über viele Jahre hinweg verließen immer mehr Kinder die deutschen Schulen mit einem Abschluss. Doch nun hat sich der Trend umgekehrt. Vor allem beim Nachwuchs aus Familien mit Migrationshintergrund besteht deshalb dringender Handlungsbedarf, um die Bildungsarmut nicht noch weiter zu vergrößern.

Kernaussagen in Kürze:
  • Schulische und berufliche Qualifikationen helfen später, einen guten Job zu finden, weshalb die Politik alles daran setzen sollte, Bildungsarmut zu reduzieren.
  • Über lange Zeit war Deutschland auf einem guten Weg und immer weniger Abgänger verließen die Schule ohne Abschluss.
  • Seit 2013 hat sich der Trend umgekehrt, vor allem bei Schülern mit Migrationshintergrund.
Zur detaillierten Fassung

Die Wissenschaft ist sich einig: Menschen mit geringen schulischen und beruflichen Qualifikationen haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt schwer. Deshalb ist es wichtig, Bildungsarmut zu bekämpfen – und lange war Deutschland dabei auf einem guten Weg (Grafik):

Von der Jahrtausendwende bis zum Jahr 2013 sank der Anteil derjenigen, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben, von mehr als 9 Prozent auf etwas über 5 Prozent. Im Jahr 2018 waren es wieder fast 7 Prozent.

So viel Prozent aller Schulabgänger bzw. aller Schulabgänger mit Migrationshintergrund in Deutschland verließen die Schule ohne Abschluss Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wer in Deutschland Asyl sucht, kann oft schlecht lesen, schreiben und rechnen; entsprechend selten können Eltern aus dieser Bevölkerungsgruppe ihre Kinder für die Schule unterstützen.

Hinter dieser Entwicklung steckt vor allem das schulische Schicksal vieler junger Menschen mit ausländischen Wurzeln. Von 2008 bis 2018 ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung in Deutschland von 19 auf 24,1 Prozent gestiegen. Vor allem viele, die hier Asyl suchen, verfügen nicht über Basiskompetenzen beim Lesen, Schreiben und Rechnen, weshalb Eltern aus dieser Bevölkerungsgruppe ihre Kinder kaum beim Lernen unterstützen können.

Corona hat die Situation verschärft, weil die Schulen nicht mehr so intensiv fördern konnten wie sonst und die Kinder außerdem kaum noch Gelegenheiten hatten, Deutsch zu sprechen. Statistiken dazu, wie sich das konkret ausgewirkt hat, gibt es zwar noch nicht, doch schon der Vor-Corona-Befund ist eindeutig:

Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss an allen ausländischen Schulabsolventen lag 2018 in Deutschland bei mehr als 18 Prozent, fünf Jahre zuvor hatte er noch weniger als 11 Prozent betragen.

Die Politik muss deshalb gegen Bildungsarmut vorgehen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen:

Mehr Lehrkräfte mit Migrationshintergrund können helfen, dass sich Kinder aus entsprechenden Familien besser entwickeln.

Frühkindliche Bildung hat einen signifikanten Effekt auf den späteren Bildungserfolg. Deshalb muss die Politik alles daransetzen, dass noch mehr Kinder mit Migrationshintergrund entsprechende Einrichtungen besuchen und dort mehr Sprachförderung stattfindet.

Es sollte mehr gezielte Hilfen für Schulen geben, die einen höheren Anteil an Kindern und Jugendlichen mit besonderem Unterstützungsbedarf haben. Zusätzliche Experten in den Bereichen Gesundheit, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie können den Lehrkräften helfen, die Bildungsarmut zu verringern.

Mehr dazu: Wie die Corona-Krise Schulabgänger und Ausbildunsbetriebe trifft, lesen Sie auf aktiv-online.de.

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