Krankenstand in Deutschland
Der langjährige Anstieg der Fehlzeiten hat 2019 eine Pause gemacht. Im Schnitt war jeder Arbeitnehmer in Deutschland für 18,4 Tage krankgeschrieben, das geht aus der Auswertung der neuesten Daten des Dachverbands der Betriebskrankenkassen hervor. Weitere Daten und Fakten zum Krankenstand in Deutschland finden Sie in unseren interaktiven Grafiken.

Die durchschnittlichen Krankheitstage
Seit dem Jahr 2016 schauen die Statistiker der Betriebskrankenkassen genauer hin – Atteste während einer Reha oder infolge von Arbeitsunfällen werden vollständig erfasst. Dadurch gab es einen sprunghaften Anstieg der Krankheitstage. Im Jahr 2019 legte der kontinuierliche Anstieg aber eine Pause ein.
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner, ab 2016 wegen neuer Methodik nur bedingt mit früheren Werten vergleichbar
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die durchschnittliche Krankheitsdauer
Fast zwei Drittel der Krankmeldungen sind nach spätestens einer Woche erledigt – Kurzzeiterkrankungen ohne ärztliches Attest nicht eingerechnet. In über 80 Prozent der Fälle sind die Mitarbeiter spätestens nach zwei Wochen wieder an Bord. Langwierige Erkrankungen machen zwar nur rund 9 Prozent der Krankheitsfälle aus, führen aber bei einer Genesungsdauer von durchschnittlich mehr als vier Wochen zu besonderen Herausforderungen für die Betriebe.
So viel Prozent der Krankheitsfälle 2019 dauerten …
Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand im Jahresverlauf
Über die Monate zeigt sich ein typischer Verlauf – die Erkältungswelle schlägt sich vor allem in den Wintermonaten nieder. Das zeigen die Ergebnisse einer stichtagsbezogenen Sonderauswertung der Betriebskrankenkassen. Übers Jahr gesehen deuten die Auswertungen zwar auf eine stabile Entwicklung des Krankheitsgeschehens 2020 hin – einen deutlichen Ausreißer gab es bedingt durch die Corona-Pandemie allerdings im März.
Krankgemeldete in Prozent aller beschäftigten Mitglieder der Betriebskrankenkassen
Auswertung einer Stichprobe; krankgemeldete Mitglieder: arbeitsunfähig mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Krankheitsgründe
Mit steigendem Alter treten vermehrt Verschleißerscheinungen auf. Besonders deutlich wird dies bei den Muskel- und Skeletterkrankungen. In keiner anderen Krankheitsart steigen die Ausfälle mit dem Alter so kräftig an. Dies scheint für körperlich belastende Berufe naheliegend, aber auch der klassische Bürojob ist davon nicht ausgenommen. Psychische Leiden treten zwar seltener auf, verursachen dafür aber lange Ausfallzeiten.
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Rest zu 100: Sonstige Ursachen
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Rolle des Alters
Es liegt nahe, langwierige Ausfälle mit dem Alter der Beschäftigten in Verbindung zu bringen. Denn offenkundig beansprucht die Genesung älterer Mitarbeiter mehr Zeit. Jenseits der 55 ist die durchschnittliche Ausfallzeit mehr als doppelt so hoch wie in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen. Körperliche Verschleißerscheinungen oder schwerwiegende Erkrankungen treten bei jüngeren Kollegen seltener auf.
Durchschnittliche Zahl der Krankheitstage 2019
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Häufigkeit von Krankschreibungen
Fast die Hälfte der Mitglieder einer Betriebskrankenkasse ist 2019 gesund geblieben. Allerdings fallen Kurzzeiterkrankungen aus dem Raster, wenn der Arbeitgeber dafür kein Attest verlangt. Fast 18 Prozent der Kollegen waren dagegen mindestens dreimal krankgeschrieben.
So viel Prozent der BKK-Mitglieder waren 2019 so häufig krankgeschrieben
BKK-Mitglieder: Pflicht- und freiwillig versicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner; krankgeschrieben: mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand in den Bundesländern
Warum haben Mitarbeiter in Bayern weniger Krankheitstage als im Saarland? Diese Unterschiede ergeben sich aus dem regionalen Branchenmix, den regional unterschiedlichen Unternehmensstrukturen oder der damit einhergehenden Mischung verschiedener Berufsgruppen.
Durchschnittliche Krankheitstage 2019 …
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand in den Branchen
Das Vorurteil, die Arbeit in der Industrie sei ein Knochenjob, gilt heute weniger denn je. Angesichts zunehmend hybrider Wertschöpfungsketten in der Industrie sind Branchenvergleiche mit Vorsicht zu interpretieren, kommt es doch eher auf den Mix unterschiedlicher Berufsgruppen in den Unternehmen an.
Krankheitstage je beschäftigtes Mitglied der Betriebskrankenkassen im Jahr 2019
Branchenauswahl; Kalendertage mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand nach Berufsgruppen
Die geringsten Krankenstände werden bei Lehr- und Forschungstätigkeiten gemessen, glänzen können aber auch wirtschaftswissenschaftliche Berufe. Unter den Spitzenreitern der Krankenstandsstatistik finden sich keineswegs nur klassische Industrieberufe. Auch die viel diskutierten Belastungen in der Altenpflege schlagen sich in der Statistik nieder.
Krankheitstage 2019 je beschäftigtes Mitglied der Betriebskrankenkassen
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest; pflicht- und freiwillig versicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Krankheitskosten der Arbeitgeber
Bis zu sechs Wochen zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter, wenn ein Mitarbeiter krankgeschrieben ist. Erst danach springt die Krankenkasse mit ihrem Krankengeld ein, das allerdings nur noch 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts beträgt. Mit 67,5 Milliarden Euro setzte sich der langjährige Kostenanstieg 2019 weiter fort. Das hatte zum einen mit dem hohen Krankenstand zu tun, zum anderen aber trieben auch der hohe Beschäftigungsstand und die jährlichen Gehaltssteigerungen die Kosten in die Höhe.
Ausgaben der Unternehmen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall in Milliarden Euro
Entgeltfortzahlung ohne gesetzlichen Mutterschaftsurlaub; Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber einschließlich der gesetzlichen Unfallversicherung; 2018: vorläufig, 2019: geschätzt
Quellen: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Deutsche Rentenversicherung
Betreuung von Kindern
Wenn der Nachwuchs krank im Bett liegt, haben Eltern bei entsprechendem Attest die Möglichkeit, ihr Kind zu Hause zu pflegen und Kinderkrankengeld von ihrer Kasse zu erhalten. Dabei ist die familiäre Pflege überwiegend eine Sache der Frauen.
Kinderkrankengeldtage je 100 beschäftigte Mitglieder der Betriebskrankenkassen
Arbeitsunfähigkeit: Kalendertage mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Angaben in den Grafiken basieren auf einer jährlichen Auswertung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK), in die alle von einem Arzt attestierten Krankheitstage einfließen. Die Ergebnisse lassen sich angesichts der 4,4 Millionen beschäftigten BKK-Mitglieder gut auf die Gesamtwirtschaft übertragen.
Alle Daten in einer Excel-Tabelle zum Herunterladen- Der langjährige Trend zu steigenden Fehlzeiten in Deutschland macht eine Verschnaufpause. Im Jahr 2019 waren Arbeitnehmer im Durchschnitt 18,4 Tage krankgeschrieben.
- Die häufigste Ursache für Krankschreibungen waren Muskel- und Skeletterkrankungen, aber auch Atemwegserkrankungen führten zu häufigen Fehlzeiten.
- Die Entgeltfortzahlungen der Arbeitgeber stiegen 2019 allerdings weiter an: Rund 67,5 mussten sie 2019 dafür aufbringen.