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des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Familienpolitik Lesezeit 4 Min.

Keine Kinderbetreuung – kein Job

Damit Familien wirtschaftlich abgesichert sind, sollten beide Elternteile in der Lage sein, einer Arbeit nachzugehen. Doch vor allem Frauen können Familie und Beruf nach wie vor oft nicht miteinander vereinbaren. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass noch immer viele Betreuungsplätze für die Kinder fehlen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Mütter sind in Deutschland oft schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als Väter.
  • Eine wesentliche Ursache dafür ist, dass noch immer viele Betreuungsplätze für unter Dreijährige und Ganztagsangebote für Grundschüler fehlen.
  • Die Politik muss diese Lücken schließen und zum Beispiel über das Elterngeld weitere Anreize setzen, damit sich Mütter und Väter familiäre Aufgaben und die berufliche Tätigkeit noch stärker teilen.
Zur detaillierten Fassung

Der angeblich kleine Unterschied ist in Wahrheit beachtlich – zumindest, wenn es um die Berufstätigkeit von Männern und Frauen geht. Zwar ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Dennoch betrug der Anteil der Erwerbstätigen an allen 15- bis 64-Jährigen im Jahr 2019 bei den Frauen nur 72,8 Prozent – gegenüber 80,5 Prozent bei den Männern. Zudem gingen gut 48 Prozent der abhängig beschäftigten Frauen einem Teilzeitjob nach. Von den Männern arbeiteten lediglich knapp 12 Prozent in Teilzeit.

Mütter sind schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als Väter

Vor allem junge Mütter stehen oft abseits des Arbeitsmarktes – fast 69 Prozent der Frauen mit einem Kind unter drei Jahren sind nach den jüngsten Daten des Sozio-oekonomischen Panels aktuell nicht erwerbstätig. Doch auch wenn der Nachwuchs längst flügge ist, bleibt das Gefälle zwischen den Geschlechtern in Sachen Beschäftigung bestehen:

Von den 25- bis 54-jährigen Müttern, deren jüngstes Kind bereits volljährig ist, sind knapp 41 Prozent voll erwerbstätig – von allen Vätern im gleichen Alter haben dagegen fast 84 Prozent einen Vollzeitjob.

Zudem gehen rund 16 Prozent dieser Mütter gar keiner Erwerbstätigkeit nach, aber nur 9 Prozent der Väter.

Dabei ist es für die wirtschaftliche Stabilität der Familien heute wichtig, dass beide Elternteile ein ausreichendes Erwerbseinkommen erzielen. Denn trotz leicht rückläufiger Tendenz sind die Scheidungsraten in Deutschland weiterhin hoch – und wer nach einer Trennung die Kinder allein erziehen muss, riskiert überdurchschnittlich häufig, unter die Armutsgefährdungsschwelle zu rutschen. Zudem wird für diejenigen, die wegen des Nachwuchses eine Zeit lang keiner Arbeit nachgehen, der Wiedereinstieg immer schwieriger: Die Digitalisierung sowie die Anpassung der Wirtschaft an die Herausforderungen des Klimawandels führen dazu, dass sich Berufe immer schneller wandeln und Qualifikationen veralten.

Deutschlandweit fehlten im Schuljahr 2018/2019 an den Grundschulen mehr als 680.000 Ganztagsplätze.

Damit alle Väter und vor allem auch Mütter in gewünschtem Umfang (wieder) arbeiten können, braucht es ausreichende und passgenaue Betreuungsangebote für die Kinder. Doch hier gibt es gleich an zwei Stellen große Lücken:

1. Betreuung der unter Dreijährigen. Zuletzt wünschten sich Eltern in Deutschland für gut 49 Prozent der Kinder unter drei Jahren eine institutionelle Betreuung, aber nur 35 Prozent fanden tatsächlich einen Platz in einer Kita oder bei Tageseltern. Im Jahr 2020 fehlten damit 342.000 Betreuungsplätze für die Kleinsten (siehe "Kitaplätze: Anspruch und Wirklichkeit").

2. Ganztagsangebote für Grundschüler. Dem Bundesfamilienministerium zufolge wurden im Schuljahr 2018/2019 rund 50 Prozent der Grundschüler in einer Ganztagsschule oder in einem Hort betreut – Bedarf gab es aber für 71 Prozent der Grundschulkinder. Hochgerechnet bedeutet dies (Grafik):

Deutschlandweit fehlten im Schuljahr 2018/2019 an den Grundschulen mehr als 680.000 Ganztagsplätze.

Vorhandene und fehlende Ganztagsplätze an Grundschulen im Schuljahr 2018/2019 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die Lücke zwischen Betreuungswunsch und -wirklichkeit ist in den einzelnen Bundesländern allerdings unterschiedlich groß. Während in Baden-Württemberg 36 Prozent der Grundschüler nicht ganztags betreut werden konnten, blieb in Hamburg nur 1 Prozent der Grundschüler unversorgt.

Die Politik muss diese Lücken so schließen, dass alle Kinder gut betreut und gefördert werden. Dafür müssen Kitas und Grundschulen allerdings erst einmal ausreichend qualifiziertes Personal finden.

Stellschrauben: Elterngeld, Einkommensteuer, Krankenversicherung

Auch wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, bleibt es natürlich Sache der Eltern zu entscheiden, wer wie viel Zeit für die Familie beziehungsweise den Beruf aufbringt. Der Staat kann aber Anreize für eine möglichst gleiche Aufgabenteilung setzen. So hat die Einführung der zusätzlichen Vätermonate beim Elterngeld laut Studien dazu geführt, dass Mütter nach Ablauf der Elternzeit verstärkt erwerbstätig geworden sind. Der Bund sollte das Elterngeld deshalb in dieser Richtung weiterentwickeln und die Zahl der Partnermonate erhöhen.

Um die Erwerbsbeteiligung des nicht oder nur in geringem Maße erwerbstätigen Elternteils zu stärken, könnte auch das Ehegattensplitting reformiert werden. Sinnvoll wäre zum Beispiel ein Modell des Realsplittings – wobei sämtliche Reformoptionen nur sehr begrenzt zusätzliche Arbeitsanreize setzen (siehe "Ehepaare und der Steuervorteil").

Auf den Prüfstand gehört darüber hinaus die beitragsfreie Mitversicherung nicht erwerbstätiger Ehepartner in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, da sie ebenfalls das Festhalten an traditionellen Rollenbildern begünstigt.

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