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Kitaplätze: Anspruch und Wirklichkeit

Seit 2013 haben Eltern in Deutschland einen Anspruch auf die Betreuung ihrer Kinder ab einem Alter von einem Jahr. Doch noch immer fehlen viele Plätze in den Kitas, wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Auch personell sind die Kindertagesstätten häufig nicht optimal aufgestellt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Anteil der jungen Eltern in Deutschland, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind in Anspruch nehmen wollen, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
  • Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen hierzulande noch immer gut 342.000 Betruungsplätze.
  • Außerdem müssen sich die Betreuerinnen und Betreuer oftmals um zu viele Kinder gleichzeitig kümmern.
Zur detaillierten Fassung

Vereinbarkeit von Beruf und Familie – dieses Thema hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Für junge Familien bedeutet das, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Kinder schon frühzeitig betreuen zu lassen. Die Nachfrage ist zuletzt deutlich gestiegen:

Im Jahr 2019 wollten in Deutschland 64 Prozent der Eltern von Einjährigen einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen, bei den Eltern von Zweijährigen waren es sogar 81 Prozent.

Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor lagen die Werte noch bei knapp 55 beziehungsweise 73 Prozent.

Anhand der Kinderzahl zum Jahreswechsel 2019/2020 hat das Institut der deutschen Wirtschaft einen Bedarf von gut 1,17 Millionen Betreuungsplätzen für das erste Halbjahr 2020 errechnet. Doch diese Nachfrage kann in Deutschland derzeit bei Weitem nicht bedient werden (Grafik):

Im März 2020 haben rund 829.000 unter Dreijährige eine öffentlich geförderte Betreuungseinrichtung besucht oder wurden von Tageseltern betreut – es fehlen somit 342.000 Betreuungsplätze.

Unter Dreijährige in öffentlich geförderter Betreuung in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Relativ gesehen sind die Lücken im Saarland, in Bremen und in Nordrhein-Westfalen besonders groß. In NRW kommt noch hinzu, dass der Anteil der Kinder bei Tageseltern mit knapp 34 Prozent sehr viel höher ist als in den anderen Bundesländern – der Bundesschnitt liegt bei 16 Prozent.

Zwar sind Tageseltern nicht per se schlechter zu bewerten, jedoch sind die Qualifikationsanforderungen an die Betreuungspersonen wesentlich niedriger als in Kitas.

Immer mehr junge Familien in Deutschland möchten für ihre Kinder einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen.

In den ostdeutschen Bundesländern können dagegen vergleichsweise viele Kinder unter drei Jahren betreut werden. Dort zeigt sich ein anderes Problem:

In Ostdeutschland betreut eine Person im Schnitt 5,7 Kinder, in Westdeutschland sind es nur 3,6.

Als pädagogisch sinnvoll gibt die Bertelsmann Stiftung einen Wert von drei an. Neben mehr Betreuungsplätzen braucht es daher auch deutlich mehr Personal, um die Kleinen optimal betreuen und fördern zu können.

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