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Harter Brexit: Unternehmen wären schlecht gewappnet

Derzeit ist es durchaus möglich, dass die Verhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über den Austritt scheitern und Ende März ein harter Bruch erfolgt. Die deutschen Unternehmen sind darauf laut einer Befragung des IW ziemlich schlecht vorbereitet.

Kernaussagen in Kürze:
  • Wenn sich die EU und das Vereinigte Königreich nicht auf einen Kompromiss zum Brexit einigen könnten, wäre schon am 30. März 2019 mit der Wiedereinführung von Zöllen und Grenzkontrollen zu rechnen.
  • Weil das für viele Unternehmen ein Horrorszenario wäre, haben einige bereits begonnen sich vorzubereiten und stocken beispielsweise ihrer Lager auf.
  • Laut einer Unternehmensbefragung des IW hat sich bisher allerdings gerade einmal ein Viertel der ins Vereinigte Königreich exportierenden Unternehmen mäßig bis gut auf das sogenannte No-Deal-Szenario eingestellt.
Zur detaillierten Fassung

No Deal – das ist der Worst Case der Brexit-Verhandlungen. Sollten die EU und das Vereinigte Königreich keinen Kompromiss zu den Austrittsmodalitäten finden, käme es schon in fünf Monaten – am 30. März 2019 – zum harten Bruch: Im Warenhandel würden die Zölle zurückkehren, es gäbe wieder Grenzkontrollen und auch die bisher vorgesehene Übergangszeit für Unternehmen bis Ende 2020 könnte hinfällig sein. Weil in vielen Bereichen überhaupt nicht klar ist, welche Regeln nach der Scheidung gelten, droht zudem rechtliches Chaos.

Für die Unternehmen ist dies ein Horrorszenario. Einige Betriebe haben daher laut Medienberichten bereits begonnen, Vorsorge zu treffen: Sie bauen Lagerkapazitäten auf, um Lieferverzögerungen zu überbrücken, und legen die Werksferien auf die Phase des Brexit-Vollzugs, um Zeit zur Anpassung zu gewinnen.

Von jenen Unternehmen, die nach Großbritannien exportieren, ist gerade einmal jedes vierte mittelmäßig bis gut auf ein mögliches No-Deal-Szenario vorbereitet.

Diese Unternehmen sind in Deutschland jedoch die Ausnahme. Eine aktuelle Befragung von 1.110 Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleistern im Rahmen des IW-Zukunftspanels zeigt, dass viele Firmen derzeit auf das No-Deal-Szenario zu starren scheinen wie das Kaninchen auf die Schlange: Insgesamt haben 60 Prozent der befragten Unternehmen noch keinerlei Vorkehrungen für einen harten Brexit getroffen (Grafik). Weitere 25 Prozent der Betriebe sind kaum vorbereitet. Gut gewappnet fühlen sich nicht einmal 2 Prozent der Firmen. Ähnlich niedrig ist dieser Anteil selbst bei den größeren Unternehmen ab 250 Mitarbeitern.

Vorbereitung der Unternehmen in Deutschland auf ein No-Deal-Szenario beim Brexit Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch von jenen Firmen, die nach Großbritannien exportieren, gibt gerade einmal jede vierte an, mittelmäßig bis gut aufgestellt zu sein, falls kein Brexit-Deal zustande kommt.

Selbst wenn bei vielen Unternehmen offenbar die Hoffnung auf ein glimpfliches Ende der Brexit-Verhandlungen zuletzt stirbt, so ist es inzwischen doch fünf vor zwölf, um mit den Vorbereitungen auf das Schlimmste zu beginnen. Denn vor Dezember sind wohl keine Kompromisse zu erwarten – und die Kapazitäten der dann dringend benötigten Beratungsfirmen sind begrenzt.

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