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Wieder eine historische Wahl

Am 27. Oktober entscheiden rund 1,7 Millionen Wahlberechtigte über den neuen Landtag in Erfurt. Ökonomisch geht es Thüringen recht gut, dennoch kämpft die Landesregierung ums Überleben – und ist womöglich nur durch ein Novum zu retten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bewahrheiten sich die Umfragen zur Landtagswahl in Thüringen, könnte die AfD den etablierten Parteien so viele Stimmen abnehmen, dass es für die derzeit regierende rot-rot-grüne Koalition nicht mehr reicht.
  • Wirtschaftlich geht es den Thüringern relativ gut: Von 2010 bis 2018 ist das reale BIP in Thüringen um 15,4 Prozent gestiegen – und damit sogar etwas stärker als im Bundesdurchschnitt.
  • Die größte Sorge ist derzeit der Mangel an Fachkräften. Die Aufgabe ist umso schwieriger, als das Land seit Jahren schrumpft.
Zur detaillierten Fassung

Vor den Landtagswahlen in Thüringen geht es weniger um konkrete Inhalte als um die alles überlagernde Frage, wie die AfD abschneidet. Bewahrheiten sich die Umfragen, könnte die Partei auf ein Viertel der Wählerstimmen kommen und damit den etablierten Parteien so viele Stimmen abnehmen, dass es für die derzeit regierende rot-rot-grüne Koalition nicht mehr reicht.

Kommt es so, könnten die Thüringer einmal mehr Geschichte schreiben: Nachdem sie 2014 die bundesweit erste Landesregierung unter einem Ministerpräsidenten von den Linken ins Amt wählten, könnte es nach dem 27. Oktober eine von der CDU tolerierte rot-rot-grüne Minderheitsregierung geben – ein Novum, das der Politologe Torsten Oppelland ins Spiel gebracht hat.

Die größte Sorge in Thüringen ist derzeit der Mangel an Fachkräften. Im vergangenen Jahr konnte nur knapp ein Drittel der Ausbildungsstellen besetzt werden.

Wirtschaftlich geht es den Thüringern relativ gut. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von knapp 30.000 Euro pro Kopf lagen sie 2018 zwar noch rund 10.000 Euro unter dem bundesweiten Durchschnitt, aber die Richtung stimmt (Grafik):

Von 2010 bis 2018 ist das reale BIP in Thüringen um 15,4 Prozent gestiegen – und damit sogar etwas stärker als im Bundesdurchschnitt.

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Die größte Sorge ist derzeit der Mangel an Fachkräften. Im vergangenen Jahr konnte nur knapp ein Drittel der Ausbildungsstellen besetzt werden und mittlerweile gehen nur noch rund zwei Drittel der Unternehmen davon aus, dass sie ihren Bedarf an Fachkräften im kommenden Jahr decken können.

Das Problem wird zum Dauerbrenner, denn bis 2030 muss Thüringen laut IHK Erfurt fast 350.000 neue Arbeitskräfte finden. Die Aufgabe ist umso schwieriger, als das Land seit Jahren schrumpft: Hatte es 2015 gut 2,1 Millionen Einwohner, wird 2030 Prognosen zufolge nur noch eine Eins vor dem Komma stehen.

Die Wirtschaft will den Fachkräftemangel auch dadurch beheben, dass sie zugewanderte Fachkräfte einstellt. Mit der AfD in der Regierung wäre das nicht zu machen. Die Rechtsausleger wollen „… den Irrweg einer multikulturellen Gesellschaft […] mit aller Konsequenz und ohne Rücksicht auf die Regeln der sogenannten politischen Korrektheit rechtsstaatlich beenden“. Auch für den Tourismus, der in Thüringen eine große Rolle spielt, wäre das eine denkbar schlechte Alternative.

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