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Wer geht mit 63 Jahren in Rente?

Seit 2014 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze abschlagsfrei in Rente zu gehen, wenn eine Versicherungszeit von 45 Jahren erreicht wurde. Von dieser Möglichkeit machte zuletzt gut ein Viertel der Neurentner Gebrauch. Wer genau den Arbeitsmarkt vorzeitig verlässt, hat nun das IW untersucht.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2021 gingen gut 26 Prozent aller Neurentner abschlagsfrei vorzeitig in Rente.
  • Während die „Rente mit 63“ nur 5 Prozent der Personen, welche nach Renteneintritt in das unterste Einkommensfünftel fallen, nutzten, sind es im mittleren Einkommensfünftel 36 Prozent.
  • Ein Anrecht auf die abschlagsfreie Rente nach einer Versicherungszeit von 45 Jahren haben vor allem Männer, Ostdeutsche und Personen ohne akademischen Abschluss.
Zur detaillierten Fassung

Im Juli 2014 führte die Große Koalition die abschlagsfreie „Rente mit 63“ ein: Wer 45 Jahre lang versichert war, darf zwei Jahre früher in den Ruhestand bei vollen Bezügen. Das Modell wird inzwischen von vielen Menschen genutzt:

Im Jahr 2021 gingen gut 26 Prozent aller Neurentner abschlagsfrei vorzeitig in Rente.

Doch wer verlässt vorzeitig den Arbeitsmarkt? Das IW ist der Frage anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels und der Deutschen Rentenversicherung nachgegangen. Dafür betrachteten die Forscher die Einkommen von 1.001 Personen, die sich zwischen 2014 und 2020 zur Ruhe gesetzt haben, und teilten sie in fünf gleich große Gruppen ein. Das Ergebnis (Grafik):

Während nur 5 Prozent der Personen, welche nach Renteneintritt in das unterste Einkommensfünftel fallen, vorzeitig abschlagsfrei in Rente gehen, sind es im mittleren Einkommensfünftel 36 Prozent.

So viel Prozent der Altersrentner mit diesen Haushaltsnettoeinkommen gingen nach 45 Rentenbeitragsjahren vorzeitig in den Ruhestand Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im untersten Einkommensfünftel kommen die Rentner im Schnitt allerdings auch nur auf 33 Versicherungsjahre, was ein möglicher Grund dafür ist, warum sie seltener die abschlagsfreie „Rente mit 63“ nutzen. Bei den oberen drei Fünfteln beträgt die durchschnittliche Versicherungszeit zwischen 38 und 40 Jahren. Es liegt nahe, dass die Personen im untersten Einkommensfünftel zudem keine ausreichenden Rentenansprüche erworben haben, um vorzeitig abschlagsfrei in Rente zu gehen.

Interessant ist außerdem: In den beiden obersten Einkommensgruppen sinkt die Zahl der abschlagsfreien Renteneintritte im Vergleich zur mittleren Gruppe wieder. Gerade in den oberen Einkommensfünfteln ist das ein Hinweis darauf, dass Personen sich trotz Anspruch auf vorzeitigen abschlagsfreien Renteneintritt dafür entscheiden, bis zur Regelaltersgrenze weiterzuarbeiten.

Ein weiterer überraschender Befund: Personen, die ihren Gesundheitszustand nach Renteneintritt als weniger gut oder schlecht einschätzen, nehmen seltener die Option der „Rente mit 63“ in Anspruch.

Dagegen zeigt die Analyse der sozialen Parameter angesichts der Strukturen auf dem Arbeitsmarkt und der typischen Erwerbsbiografien ein vorhersehbares Bild:

Ein Anrecht auf die abschlagsfreie „Rente mit 63“ haben vor allem Männer, Ostdeutsche und Personen ohne akademischen Abschluss.

Auf jeden Fall sollten die Erkenntnisse der Studie weiter vertieft werden. Denn aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland haben ältere Beschäftigte eine große Bedeutung für den deutschen Arbeitsmarkt.

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