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Altersvorsorge: Keine Angst vorm Ruhestand

Wer sich künftig selbstständig macht, soll sich zur Altersvorsorge verpflichten – das sieht der Koalitionsvertrag der Ampelregierung vor. Doch die Sorge um den Ruhestand ist in der Gruppe der Selbstständigen nicht höher als bei den übrigen Beschäftigten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung sieht für neue Selbstständige eine verpflichtende Altersvorsorge vor.
  • Eine IW-Auswertung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels zeigt allerdings, dass sich Selbstständige nicht mehr Sorgen über ihre finanzielle Situation im Alter machen als die übrigen Erwerbstätigen.
  • An diesem Befund ändert sich auch dann nichts, wenn Geschlecht, Alter oder Region berücksichtigt werden.
Zur detaillierten Fassung

Schätzungsweise drei Millionen Selbstständige in Deutschland können – im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen – frei entscheiden, ob und wie sie für ihren Ruhestand vorsorgen. Dies führt immer wieder zu Kritik und einer Forderung nach einer Versicherungspflicht für Selbstständige. Kritiker fürchten, dass viele Selbstständige im Alter auf die Grundsicherung angewiesen sein könnten, ohne zuvor ins Rentensystem eingezahlt zu haben. So sieht auch der Koalitionsvertrag der Ampelparteien für neue Selbstständige eine verpflichtende Altersvorsorge vor. Eine solche Regelung greift allerdings erheblich in die individuelle Lebensplanung ein und könnte wichtige Faktoren übersehen:

Selbstständige können zum Beispiel erst spät in die Altersvorsorge investieren, wenn das Kapital für den Ruhestand etwa aus dem Verkauf ihres Unternehmens generiert werden soll.

Demnach ist es für die Politik wichtig zu wissen, in welchem Maß sich diese Gruppe überhaupt Sorgen um ihre finanzielle Zukunft macht. Aufschluss geben die Daten des Sozio-oekonomischen Panels, die das Institut der deutschen Wirtschaft ausgewertet hat (Grafik):

Im Jahr 2020 hatten 20 Prozent der Selbstständigen mit Angestellten und 21 Prozent der Solo-Selbstständigen Angst vor ihrer finanziellen Situation im Alter.

So viel Prozent der … in Deutschland machen sich große Sorgen um ihre Altersversorgung Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Damit liegt das Sorgenniveau der Selbstständigen noch unter dem Durchschnitt der übrigen Beschäftigten (22 Prozent).

Nun könnte es sein, dass die unterschiedliche Zusammensetzung der beiden Gruppen tatsächliche Abweichungen beim Sorgenniveau kaschiert. Schließlich sorgen sich Frauen stärker um ihre Altersvorsorge, gründen aber deutlich seltener Unternehmen als Männer:

Rund 64 Prozent aller Selbstständigen sind männlich.

Doch auch wenn Geschlecht, Alter oder Region berücksichtigt werden, unterscheidet sich das Sorgenniveau der Selbstständigen nicht von dem der übrigen Erwerbstätigen.

Selbstständige machen sich nicht mehr Sorgen über ihre finanzielle Situation im Alter als die übrigen Erwerbstätigen.

Dass die Selbstständigen insgesamt recht entspannt aufs Alter blicken, ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Befragung im Corona-Jahr 2020 stattfand. Besonders im ersten Lockdown litten viele Solo-Selbstständige unter den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen, die ihre unternehmerische Tätigkeit hemmten. Doch:

Die Sorge um die Altersvorsorge ist 2020 im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie so gut wie unverändert geblieben.

Möglicherweise wurden 2020 die Zukunftssorgen von den akuten Problemen der Corona-Krise verdrängt. Fest steht jedenfalls: Die Absicherung im Alter bereitet den meisten Selbstständigen keine Sorgen.

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