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Wahl in Frankreich: Es wird knapp für Macron

Emmanuel Macron hat den ersten Wahlgang um die französische Präsidentschaft gewonnen. Beim zweiten Urnengang dürfte es ein deutlich engeres Rennen gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen geben als vor fünf Jahren, meint Philipp Saueracker, Referent für Europapolitik im Brüsseler IW-Büro. Denn Le Pen sei durch einen Imagewandel für viele Franzosen wählbar geworden.

Kernaussagen in Kürze:
  • In der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich am 24. April kommt es wie schon 2017 zum Duell Macron gegen Le Pen, doch diesmal könnte es enger werden.
  • Mittlerweile hat Marine Le Pen einen Imagewandel vollzogen und konzentriert sich nun auf klassische Wirtschaftsthemen, die die Franzosen viel beschäftigen – vor allem Innenpolitisches wie die Kaufkraft der Bürger.
  • Macron ist spät in den Wahlkampf eingestiegen, hat sich weniger bei den Wählern vor Ort sehen lassen und kaum an größeren Debatten mit den anderen Kandidaten teilgenommen.
Zur detaillierten Fassung

Déjà-vu voraus: Im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich am 24. April kommt es wie schon 2017 zum Duell Macron gegen Le Pen. Doch diesmal unter anderen Vorzeichen: Im Jahr 2017 hatte der amtierende Präsident (Partei: La République en Marche) die Rechtspopulistin Marine Le Pen (Rassemblement National) im Debattenduell vorgeführt und Le Pens Unkenntnis über ihr eigenes Programm sowie ihre mangelnden Wirtschaftskompetenzen zu Tage befördert.

Mittlerweile hat die Kandidatin einen Imagewandel vollzogen. Im Jahr 2017 hatte sie noch für den Frexit – also den Austritt Frankreichs aus der EU – und den Austritt aus der Währungsunion geworben, nun konzentriert sie sich auf klassische Wirtschaftsthemen, die die Franzosen mehr beschäftigen – vor allem Innenpolitisches wie die Kaufkraft der Bürger.

Macron ist spät in den Wahlkampf eingestiegen, hat sich weniger bei den Wählern vor Ort sehen lassen und kaum an größeren Debatten mit den anderen Kandidaten teilgenommen.

Kommentar von Philipp Saueracker; Foto: privat Zudem hat Le Pen einen intensiven Wahlkampf mit vielen Ortsbesuchen absolviert, um sich einen Eindruck von den Bedürfnissen der Menschen zu verschaffen und um Bürgernähe auszustrahlen. Dadurch erscheint sie nun deutlich gemäßigter und wählbarer als noch vor fünf Jahren – zumal sich in diesem Wahlkampf am rechten Rand mit Eric Zemmour ein deutlich radikalerer Kandidat zur Wahl gestellt hatte, der aber bereits im ersten Wahlgang scheiterte.

Macron investiert weniger Zeit in Wahlkampf

Macron hingegen ist, auch bedingt durch die aktuellen weltpolitischen Rahmenbedingungen, vergleichsweise spät in den Wahlkampf eingestiegen, hat sich weniger bei den Wählern vor Ort sehen lassen und kaum an größeren Debatten mit den anderen Kandidaten teilgenommen. Er hat stattdessen den Ukraine-Krieg genutzt, um sich als Krisenmanager zu inszenieren – was ihm auch gelungen ist. Damit hat er den Fokus der Öffentlichkeit mehr auf die Außenpolitik gerichtet, aber auch weniger Zeit in seinen Wahlkampf insgesamt investiert – zumal er seine Kandidatur vergleichsweise spät offiziell machte. All diese Faktoren werden das Rennen um den Elysée-Palast nicht nur spannender, sondern auch viel enger machen als 2017.

Hinzu kommt, dass die Demoskopen eine niedrigere Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang erwarten. Laut Umfragen könnten sich außerdem rund 30 Prozent der Wählerinnen und Wähler bei der Stichwahl enthalten, weil sie unschlüssig oder unzufrieden mit beiden Optionen sind – das wäre ein Rekord. Vor fünf Jahren hatten sich „nur“ rund 22 Prozent der Wählerinnen und Wähler enthalten.

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