Erneuerbare Energien Lesezeit 2 Min.

Versorgung mit grünem Strom sichern

Die hohen Strom- und Benzinpreise heizen die aktuelle Debatte zum Klimaschutz ordentlich an, doch gerade bei diesem Thema darf die künftige Bundesregierung nicht lange zaudern. Denn Deutschland droht eine Grünstromlücke, sollten die Ausbauziele der Erneuerbaren nicht zügig an den steigenden Strombedarf angepasst werden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Durch die Umstellung von energieintensiven Prozessen auf Strom lassen sich große Mengen an CO2 einsparen, vorausgesetzt, es handelt sich um Ökostrom.
  • Da der Bedarf an sauberem Strom in Deutschland steigt, muss gleichzeitig der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben werden.
  • Ansonsten droht im Jahr 2030 eine Grünstromlücke zwischen etwa 80 und 100 Terawattstunden – das entspricht 14 bis 17 Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauchs der vergangenen Jahre.
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Zum Jahreswechsel wird die EEG-Umlage, die den Strompreis derzeit verteuert, deutlich sinken. Klingt erst mal nach einem guten Zeichen für den Verbraucher – und auch für den Klimaschutz: Durch die Umstellung von energieintensiven Prozessen auf Strom lassen sich auch im Industriesektor große Mengen an CO2 einsparen, vorausgesetzt, es handelt sich um Ökostrom. Und genau hier liegt derzeit das Problem:

Die neue Bundesregierung müsste den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorantreiben, damit im Jahr 2030 keine Grünstromlücke droht.

Die Anfang 2021 in Kraft getretene EEG-Novelle beruht auf der Annahme eines konstanten Stromverbrauchs bis 2030. Da aber der Bedarf an sauberem Strom steigt, zum Beispiel für Elektroautos oder Wärmepumpen, geht diese Rechnung nicht mehr auf. Das hat zuletzt auch das Bundeswirtschaftsministerium erkannt und in einem ersten Schritt den erwarteten Stromverbrauch bis 2030 um 15 Prozent angehoben. Wird aber nicht gleichzeitig der Ausbau der Erneuerbaren stärker vorangetrieben, droht Deutschland im Jahr 2030 eine Grünstromlücke zwischen etwa 80 und 100 Terawattstunden – das würde 14 bis 17 Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauchs der vergangenen Jahre entsprechen.

Damit Deutschland sein Klimaziel bis 2030 noch erreichen kann, muss der Ausbau der Erneuerbaren massiv vorangetrieben werden.

Jede fehlende Kilowattstunde Ökostrom müsste dann durch konventionell erzeugte Energie ausgeglichen werden.

Die künftige Bundesregierung muss die Grünstromlücke verhindern

Die Folge liegt auf der Hand: Deutschland würde weniger CO2 einsparen und das selbst gesteckte Klimaziel reißen – nämlich bis 2030 die CO2-Emissionen im Energiesektor um mehr als 60 Prozent zu reduzieren. Das IW hat deshalb ein Szenario erstellt, wie der zusätzliche Ausbau konkret aussehen müsste, damit Deutschland sein Klimaziel bis 2030 noch erreichen kann (Grafik):

Die Leistung der Windkraftanlagen an Land müsste um knapp 90 Gigawatt steigen, die der Windanlagen vor der Küste um 25 und die der Solarenergie um mindestens 140 Gigawatt.

Nach den Klimazielen der Bundesregierung sollen bis 2030 die CO2-Emissionen im Energiesektor um mehr als 60 Prozent reduziert werden. Dafür ist ein Zubau von erneuerbaren Energien erforderlich, der über das im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2021 genannte Ziel hinausgeht. Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung müsste die drohende Versorgungslücke von grünem Strom also verhindern und die Ausbauziele deutlich anheben:

Werden die erneuerbaren Energien in dem Maße ausgebaut, wie es die IW-Berechnungen vorgeben, könnten knapp 60 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden – das entspräche etwa dem jährlichen Treibhausgasausstoß Irlands.

Gleichzeitig muss die neue Regierung aber auch die Weichen stellen, damit der zusätzliche Ausbau überhaupt funktionieren kann. So bedarf es beispielsweise verbindlicher Zusagen über Flächen für Windenergie und weniger Hürden im Planungsrecht.

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