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Veränderte Familienverhältnisse

Im Vergleich zu den 1990er Jahren wachsen heutzutage weniger Kinder in Deutschland mit beiden Elternteilen auf. Allerdings ist dieser Trend seit einigen Jahren rückläufig. Denn viele Paare wenden sich wieder den klassischen familiären Lebensformen zu.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Familienkonstellationen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, Kinder leben immer seltener bei verheirateten Eltern.
  • In Ostdeutschland wachsen Kinder häufiger mit einem alleinerziehenden Elternteil auf als in Westdeutschland.
  • Der Anteil der Kinder, die bei Ehepaaren aufwachsen sind, hat sich zuletzt aber wieder erhöht: von 73 Prozent im Jahr 2015 auf 75 Prozent im Jahr 2020.
Zur detaillierten Fassung

Die Familienkonstellationen, in denen Kinder in Deutschland aufwachsen, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Lebten im Jahr 1996 noch knapp 84 Prozent der Minderjährigen mit ihren verheirateten Eltern zusammen, sank dieser Anteil laut Mikrozensus bis 2020 um etwa 9 Prozentpunkte auf 75 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Bundesländer ist ein deutliches Ost-West-Gefälle zu erkennen (Grafik):

In den ostdeutschen Bundesländern leben Kinder deutlich häufiger bei Alleinerziehenden oder in nicht ehelichen Lebensgemeinschaften.

So viel Prozent der minderjährigen Kinder lebten 2020 in diesen Familienkonstellationen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die Gründe dafür liegen in der sozialistischen Vergangenheit des Ostens. Frauen wurden in der DDR in viel größerem Maße am Arbeitsmarkt beteiligt als Mütter in Westdeutschland, wo lange ein traditionelleres Familienbild als Ideal galt. Damit sind Frauen in Ostdeutschland auch früher unabhängiger von ihren Partnern geworden, was die höhere Zahl alleinerziehender Elternteile bis heute erklärt. Hinzu kommt, dass im Osten die Frauen oft deutlich früher Mutter wurden.

Der Anteil der Kinder, die bei Ehepaaren aufwachsen sind, hat sich zuletzt wieder erhöht: von 73 Prozent im Jahr 2015 auf 75 Prozent im Jahr 2020.

Große Unterschiede ergeben sich auch, wenn man die Städte und Gemeinden nach ihrer Größe sortiert (Grafik):

Während in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern 78 Prozent der Kinder bei Ehepaaren leben, sind es in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern nur 68 Prozent.

So viel Prozent der minderjährigen Kinder in Deutschland lebten 2020 in Städten und Gemeinden dieser Größenordnung in diesen Familienkonstellationen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Allerdings weisen die erfassten Daten nicht nur die leiblichen Eltern als Ehepaar aus, sondern auch verheiratete Stiefeltern. Inwiefern dies der Fall ist, lässt sich auf Basis der amtlichen Statistik nicht ermitteln, da die entsprechenden Angaben fehlen.

Wieder mehr Eheschließungen und eheliche Geburten

Was die Daten aber sehr wohl zeigen, ist, dass sich der Anteil der Kinder, die bei Ehepaaren aufwachsen sind, zuletzt wieder erhöht hat: von 73 Prozent im Jahr 2015 auf 75 Prozent im Jahr 2020. Gleichzeitig sank der Anteil der Alleinerziehenden von 18 Prozent im Jahr 2015 auf 15 Prozent im Jahr 2020. Dies geht teils auf die starke Einwanderung der vergangenen Jahre zurück. Denn Zuwandererkinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit leben mit einem Anteil von rund 83 Prozent deutlich häufiger bei einem verheirateten Elternpaar. Zum Vergleich: Von den deutschen Kindern lebten rund 74 Prozent bei ihren verheirateten Eltern.

Der jüngste Trend hat aber auch etwas damit zu tun, dass sich viele Paare wieder der traditionellen familiären Lebensform zuwenden, sprich: heiraten.

So ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Eheschließungen wieder deutlich gestiegen: von 374.000 im Jahr 2013 auf 449.000 im Jahr 2018.

Damit wurde im Jahr 2018 so viel geheiratet, wie seit 1992 nicht mehr. Das lag zwar auch an der Einführung der Ehe für alle. Rechnet man diese Eheschließungen aber heraus, lag die Zahl der Hochzeiten immer noch um rund zehn Prozent höher als noch zehn Jahre zuvor.

Damit zusammenhängend legte auch der Anteil der ehelichen Geburten zu. Dieser ging von einem Höchststand von 94 Prozent im Jahr 1966 auf seinen historischen Tiefstand von 65 Prozent im Jahr 2016. Seitdem legte er aber wieder spürbar zu – auf 67 Prozent im Jahr 2020.

Zusammengenommen können diese Trends so gewertet werden, dass der Abwärtstrend der Ehe zumindest im Familienkontext gestoppt ist und sie sogar wieder leicht an Bedeutung gewonnen hat.

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