Einkommensstarke Haushalte Lesezeit 3 Min.

DINK(Y)s und HIKOs

Die berühmten „oberen 10 Prozent“ unterscheiden sich vor allem in puncto Einkommen von den anderen Haushalten in Deutschland. Es gibt aber noch ein weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal, wie eine Studie des IW zeigt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Paarhaushalte, in denen keine Kinder leben und deren Bewohner noch nicht verrentet sind, befinden sich besonders häufig im obersten Einkommenszehntel in Deutschland.
  • Dies gilt vor allem für die DINKs oder DINKYs, also Doppelverdiener, die nie Kinder hatten oder noch keine haben – auf Englisch: Double Income, No Kids (Yet).
  • Noch häufiger sind im oberen Einkommensbereich jedoch die HIKOs vertreten: Das sind nicht verrentete Paare mit hohen Einkommen, deren Kinder aber nicht (mehr) im elterlichen Haushalt leben – High Income, Kids Out.
Zur detaillierten Fassung

Die Meinungen darüber, ab welchem Einkommen in Deutschland von Reichtum gesprochen werden kann, gehen weit auseinander. Wer zu den einkommensstärksten 10 Prozent, 5 Prozent oder sogar 1 Prozent gehört, lässt sich jedoch aus den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ableiten (Grafik):

Im Jahr 2018 zählte ein Single dann zum reichsten Zehntel der Bundesbürger, wenn er über ein Nettoeinkommen von mehr als 3.700 Euro im Monat verfügte.

Monatliches Haushaltsnettoeinkommen im Jahr 2018 in Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Damit hat sich die Einkommensgrenze in den vergangenen zwei Jahren um fast 8 Prozent erhöht: Im Jahr 2016 gehörte ein Single bereits mit 3.440 Euro netto im Monat zu den reichsten 10 Prozent.

Die entsprechende Grenze für das Einkommen nach Steuern, Abgaben und inklusive Transferleistungen zu den reichsten 5 Prozent lag 2018 den SOEP-Daten zufolge bei 4.560 Euro und das reichste Prozent der deutschen Bevölkerung musste ein Nettoeinkommen von 7.190 Euro erreichen. Auf das Jahr hochgerechnet müsste ein Alleinstehender damit etwa 150.000 Euro brutto verdienen, damit er zum einkommensreichsten Prozent der Gesellschaft zählt. Um eine gute Vorstellung davon zu bekommen, um wen es sich bei „den Reichen“ handelt, hat das Institut der deutschen Wirtschaft neben den Einkommen auch die Zusammensetzung der Haushalte an der Spitze näher betrachtet (Grafik):

Paarhaushalte, in denen keine Kinder leben und deren Bewohner noch nicht verrentet sind, befinden sich mit einem Anteil von rund 35 Prozent am häufigsten im obersten Einkommenszehntel.

So viel Prozent der jeweiligen Haushaltstypen gehörten im Jahr 2018 in Deutschland zu … Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Darunter finden sich die DINKs oder DINKYs, also Doppelverdiener, die nie Kinder hatten oder noch keine haben – auf Englisch: Double Income, No Kids (Yet). Noch häufiger sind im oberen Einkommensbereich jedoch die HIKOs vertreten: Das sind nicht verrentete Paare mit hohen Einkommen, deren Kinder aber nicht (mehr) im elterlichen Haushalt leben – High Income, Kids Out. Dies gilt insbesondere für das einkommensstärkste Prozent in Deutschland:

Rund 27 Prozent der Haushalte, die zum reichsten Prozent gehören, sind Paare, die zwar noch nicht den Ruhestand genießen, deren Kinder aber schon das elterliche Nest verlassen haben.

Da HIKOs nur 9 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind sie in dieser Einkommensklasse stark überrepräsentiert. DINK(Y)s und HIKOs stehen auch deshalb in der Einkommensverteilung oft weit oben, weil sie von Vorteilen des gemeinsamen Wirtschaftens profitieren: Da ein Paar beispielsweise nicht unbedingt zwei Küchen oder zwei Wohnzimmer benötigt, muss es der üblichen Konvention folgend nicht über das Doppelte, sondern nur über das 1,5-Fache des Einkommens eines Alleinstehenden verfügen, um einen vergleichbaren Lebensstandard zu erreichen. Das wird im Vergleich der Nettoeinkommen durch die sogenannte Bedarfsgewichtung berücksichtigt.

Insgesamt leben – wenn man die Singles und entsprechende Rentnerhaushalte hinzurechnet – in drei von vier Haushalten, die zu den einkommensstärksten 10 Prozent gehören, keine Kinder (mehr).

Ähnlich sieht es im einkommensreichsten Prozent aus. Kein Wunder, denn ohne Nachwuchs ist es für beide Partner oft viel leichter, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Der Blick auf die Durchschnittseinkommen der verschiedenen Haushaltstypen bestätigt das:

Im Jahr 2018 kamen nicht verrentete Paare mit Kindern im Haushalt auf ein bedarfsgewichtetes monatliches Nettoeinkommen pro Kopf von rund 2.330 Euro, während HIKOs im Durchschnitt rund 3.025 Euro zur Verfügung hatten und DINK(Y)s rund 3.085 Euro.

Weit abgeschlagen sind dagegen die Alleinerziehenden, die durchschnittlich nur über 1.600 Euro im Monat verfügen konnten. Ihre Einkommenssituation ist aufgrund der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie häufig angespannt. Deshalb sind sie unter den oberen10 Prozent mit einem Anteil von nur 1 Prozent fast nicht vertreten.

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