Metall- und Elektro-Industrie Lesezeit 3 Min.

Unternehmen sind weltweit vernetzt

Die Unternehmen der deutschen M+E-Industrie beziehen für ihre Produkte viele Vorleistungen, beliefern aber auch selbst zahlreiche Kunden mit Vorerzeugnissen. Dabei wird das Netzwerk zunehmend internationaler und auf die Schwellenländer in Mittel- und Osteuropa, Asien und Südamerika ausgedehnt. Weil China der größte Partner in diesem Netzwerk ist, könnte das Coronavirus die Wertschöpfungsketten allerdings gefährden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Vorleistungsverflechtungen der deutschen M+E-Unternehmen sind in den vergangenen Jahren deutlich internationaler geworden.
  • Der wichtigste Vorleistungslieferant, aber auch der größte Kunde für Vorprodukte der deutschen M+E-Hersteller ist China.
  • Die engen Verknüpfungen zwischen dem Reich der Mitte und der M+E-Industrie in Deutschland sind allerdings gefährdet, wenn das Coronavirus in China nicht bald eingedämmt wird.
Zur detaillierten Fassung

„Zukaufen oder selber machen?“ – diese Frage müssen Unternehmen auf den verschiedenen Produktionsstufen immer wieder neu beantworten. In der deutschen M+E-Industrie fiel die Entscheidung in den vergangenen Jahren öfter mal zugunsten der Eigenproduktion aus, die Vorleistungsquote ging leicht zurück:

Im Jahr 2007 betrug der Anteil der bezogenen Vorleistungen am Produktionswert der M+E-Industrie rund 67 Prozent, 2018 waren es schätzungsweise nur gut 63 Prozent.

Diese Entwicklung zeigte sich mehr oder weniger ausgeprägt in fast allen Bereichen der M+E-Wirtschaft. Dennoch bleiben die Lieferantennetzwerke für alle M+E-Bereiche von großer Bedeutung – überall lag der Vorleistungsanteil am Produktionswert auch im Jahr 2018 über 50 Prozent, im Fahrzeugbau sogar deutlich über 65 Prozent. Insgesamt stammt mehr als die Hälfte der bezogenen Vorleistungen aus den verschiedenen M+E-Branchen – dieser Anteil ist seit Jahren weitgehend konstant.

Vorleistungsverflechtungen immer internationaler

Bemerkenswert ist zudem, dass die Vorleistungsverflechtungen der deutschen M+E-Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich internationaler geworden sind – und zwar sowohl auf der Bezugs- als auch auf der Absatzseite (Grafik):

Der Anteil der Importe an allen M+E-Vorleistungsbezügen stieg zwischen 2005 und 2015 um gut 6 Prozentpunkte auf fast 29 Prozent. Der Anteil der Exporte an allen M+E-Vorleistungslieferungen erhöhte sich sogar auf rund 41 Prozent.

Anteil der importierten Vorleistungsbezüge und der exportierten Vorleistungslieferungen in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen

Diese zunehmende Globalisierung der Vorleistungsverflechtungen fand allerdings vor allem im Zeitraum 2005 bis 2010 statt, danach schwächte sich der Anstieg deutlich ab (für die Jahre ab 2016 liegen noch keine Daten vor).

China ist für die M+E-Industrie sowohl der größte Kunde für Vorprodukte als auch der wichtigste Vorleistungslieferant.

Der wichtigste Vorleistungslieferant, aber auch der größte Kunde für Vorprodukte der deutschen M+E-Hersteller findet sich im Fernen Osten (Grafik):

Im Jahr 2015 importierte die deutsche M+E-Industrie Vorleistungsgüter im Wert von fast 18,8 Milliarden Euro aus China – zugleich kauften chinesische Kunden deutsche M+E-Vorleistungen für rund 32,8 Milliarden Euro.

Vorleistungsbezüge und -lieferungen im Jahr 2015 in Millionen Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen

Seit 2005 stieg der Wert der Vorleistungsbezüge aus China um gut 250 Prozent, die Vorleistungsexporte dorthin legten sogar um mehr als 300 Prozent zu.

Bedrohung der Wertschöpfungsketten durch Coronavirus

Diese engen Verknüpfungen zwischen dem Reich der Mitte und der M+E-Industrie in Deutschland stehen nun allerdings auf dem Prüfstand – sollte sich das Coronavirus in China nicht bald eindämmen lassen, drohen zahlreiche Lieferketten unterbrochen zu werden.

Zu den weiteren wichtigen Partnern der deutschen M+E-Wirtschaft im Hinblick auf den Vorleistungshandel zählen Frankreich, die USA und Italien. Vor allem die Amerikaner treten dabei noch stärker als Nachfrager denn als Lieferant von Vorprodukten auf – die Lieferungen aus Deutschland an die USA erreichten zuletzt einen Wert von gut 28 Milliarden Euro. Dies verdeutlicht, dass es auch die US-Wirtschaft selbst hart treffen würde, wenn die Administration unter Präsident Donald Trump neue Zollmauern gegenüber Europa hochziehen oder bestehende Zölle erhöhen würde.

Ein anderes Land, welches deutlich mehr Vorleistungen aus Deutschland kauft, als es hierhin liefert, ist das Vereinigte Königreich. Die Differenz war mit zuletzt rund 6 Milliarden Euro zudem deutlich größer als 2005.

Ansonsten haben sich von 2005 bis 2015 vor allem die Vorleistungsverflechtungen der hiesigen M+E-Industrie mit verschiedenen Schwellenländern intensiviert, allen voran mit kleineren asiatischen Staaten. Ein Beispiel:

Der Wert der aus Vietnam importierten Vorleistungen für die M+E-Industrie stieg von 2005 bis 2015 um 448 Prozent – kein anderer Handelspartner kam auf einen höheren Zuwachs.

Und auch die Vorleistungsverkäufe an vietnamesische Kunden legten mit 513 Prozent besonders stark zu.

In Mittel- und Osteuropa ist seit 2005 ebenfalls sowohl die Produktion von Vorleistungen für die deutsche M+E-Wirtschaft als auch die Nachfrage nach deutschen M+E-Vorprodukten gewachsen. Die höchsten Steigerungen gab es im Handel mit Bulgarien und Rumänien.

Schließlich haben auch südamerikanische Länder als Vorleistungslieferanten und -abnehmer der deutschen M+E-Wirtschaft an Bedeutung gewonnen – allen voran Mexiko und Argentinien.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene