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Metall- und Elektro-Industrie Lesezeit 3 Min.

Standort Deutschland: Das Kostenproblem wird größer

Die M+E-Unternehmen in Deutschland haben mit einer nachlassenden Konjunktur zu kämpfen, gleichzeitig stehen sie unter einem wachsenden Wettbewerbs- und Kostendruck. Die Schere zwischen Produktivitäts- und Lohnkostenentwicklung muss wieder geschlossen werden, damit die Betriebe weiterhin auf den internationalen Märkten erfolgreich sein können.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Standortfaktoren haben sich für die M+E-Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert - vor allem sind die Arbeitskosten gestiegen.
  • Im Jahr 2018 kostete eine Arbeitsstunde in der deutschen M+E-Industrie durchschnittlich 44,91 Euro. Nur in der Schweiz und in Norwegen waren die Kosten höher.
  • Die sinkende Produktivität und die dadurch steigenden Lohnstückkosten setzen die Betriebe stark unter Druck.
Zur detaillierten Fassung

Die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie in Deutschland befinden sich aktuell in einer schwierigen Situation: Im ersten Halbjahr 2019 lag die Produktion um 4,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums, auch die Auftragseingänge waren rückläufig. Erstmals seit neun Jahren musste die Branche im Mai und Juni zudem einen Beschäftigungsrückgang verzeichnen. Der aktuelle Konjunkturabschwung fordert die Betriebe und ihre Mitarbeiter besonders – zumal noch die langfristigen Herausforderungen durch die Digitalisierung, die Energiewende und die neuen Mobilitätskonzepte hinzukommen.

Standortfaktoren haben sich verschlechtert

Angesichts dieser schwierigen Gemengelage ist es für die deutsche M+E-Industrie eminent wichtig, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Das fällt den Unternehmen aber zunehmend schwer, da sich die Standortfaktoren in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert haben – vor allem die Arbeitskosten: Seit 2007 sind die Arbeitskosten in der deutschen M+E-Industrie um 23,7 Prozent gestiegen. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Italien war die Zuwachsrate deutlich niedriger. Auch in Japan betrug der Anstieg nur gut 10 Prozent. Das ist aus Sicht der deutschen Unternehmen gleich aus zwei Gründen problematisch. Zum einen ist das hohe Kostenniveau in Deutschland schon an sich eine Belastung, zum anderen wächst der Abstand zu wichtigen Konkurrenten weiter, anstatt sich zu verringern (Grafik):

Im Jahr 2018 kostete eine Arbeitsstunde in der deutschen M+E-Industrie durchschnittlich 44,91 Euro. Nur in der Schweiz und in Norwegen waren die Kosten höher.

Arbeitskosten in der Metall- und Elektro-Industrie im Jahr 2018 in Euro je Stunde Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Andere wichtige Wettbewerber in Europa müssen zum Teil deutlich weniger Geld in die Hand nehmen. Im Vereinigten Königreich beispielsweise kostet eine Arbeitsstunde umgerechnet nur 29,50 Euro. Ebenfalls erheblich günstiger als die M+E-Industrie in Deutschland produzieren die M+E-Schwergewichte aus den USA, Japan, Südkorea und China. Einer der Gründe für die hohen Arbeitskosten in Deutschland sind die hohen Entgelte bei verhältnismäßig kurzen Arbeitszeiten. Mit durchschnittlich 35,4 Wochenstunden tariflicher Arbeitszeit arbeiten die M+E-Beschäftigten kürzer als ihre Kollegen in allen wichtigen europäischen Wettbewerbsländern wie Frankreich (35,8 Stunden), dem Vereinigten Königreich (37,0 Stunden) oder Spanien (38,4 Stunden) – der Abstand zu China, Südkorea oder den USA ist noch größer.

Drei Viertel der M+E-Unternehmen in Deutschland sehen in den Arbeitskosten einen entscheidenden Faktor für die eigene internationale Konkurrenzfähigkeit.

Wie wichtig die Arbeitskosten als Standortfaktor für deutsche M+E-Betriebe sind, verdeutlicht eine zu Beginn des Jahres durchgeführte Befragung von 220 M+E-Unternehmen. Drei Viertel von ihnen sehen in den Arbeitskosten einen entscheidenden Faktor für die eigene internationale Konkurrenzfähigkeit. Auch die Höhe der Steuern und Abgaben sowie die Arbeitszeit spielen für die Betriebe eine wichtige Rolle.

Lohnstückkosten steigen

Natürlich werden deutsche Produkte nicht wegen ihres niedrigen Preises gekauft. „Made in Germany“ ist weltweit vielmehr ein Synonym für hohe Produktqualität und ausgezeichneten Service. Außerdem können die innovativen deutschen Unternehmen mit neuen Technologien und Geschäftsmodellen weitere Wertschöpfungsketten aufbauen. Die Konkurrenz verbessert ihr Angebot aber ebenfalls ständig. Daher muss der Preis für deutsche Produkte wettbewerbsfähig bleiben. Die Lohnstückkosten entwickeln sich jedoch in die andere Richtung (Grafik):

Die Lohnstückkosten in der deutschen Metall- und Elektro-Industrie sind im Jahr 2018 um 4,4 Prozent gestiegen, im ersten Halbjahr 2019 betrug das Plus sogar 8,3 Prozent.

Veränderung von Arbeitskosten, Produktivität und Lohnstückkosten in der M+E-Industrie gegenüber dem Vorjahr Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die gegensätzliche Entwicklung von sinkender Produktivität und steigenden Arbeitskosten seit Anfang 2018 setzt die Unternehmen stark unter Druck. Der rasante Anstieg der Lohnstückkosten gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit der M+E-Industrie. Da sich momentan kein Ende der Konjunkturschwäche abzeichnet, wird dieser Trend wohl auch im zweiten Halbjahr 2019 anhalten.

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