Hohe Kostenbelastung
Nur vier Länder hatten 2018 noch höhere industrielle Arbeitskosten als Deutschland. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft.
- Anfang des Jahrtausends zählte Deutschland zu den kostenstabilsten Standorten. Mittlerweile ist die größte Volkswirtschaft Europas im Stabilitätsranking auf Rang 16 zurückgefallen.
- Mit 41 Euro hatte die deutsche Industrie 2018 die fünfthöchsten Arbeitskosten von 42 untersuchten Ländern – teurer waren nur Belgien, Dänemark, Norwegen und die Schweiz als Spitzenreiter.
- Nach wie vor groß ist der Kostenunterschied zwischen West- und Ostdeutschland. In den westdeutschen Bundesländern kostet die Arbeitsstunde fast 43 Euro, im Osten sind es nur knapp 28 Euro.
In den ersten Jahren des neuen Millenniums zählte Deutschland zu den kostenstabilsten Standorten – nur in Japan und Belgien stiegen die Arbeitskosten zwischen 2000 und 2007 noch langsamer als hierzulande. In den Krisenjahren 2007 bis 2011 belegte die Bundesrepublik mit einer kaum höheren Kostendynamik schon nur noch Platz acht im Stabilitätsranking – mittlerweile ist die größte Volkswirtschaft Europas auf Rang 16 zurückgefallen.
Lässt man die mittel- und osteuropäischen Länder – die aufgrund ihrer Wirtschaftsentwicklung starke Kostensteigerungen besser verkraften können – außen vor, hatten zwischen 2011 und 2018 lediglich Österreich, die USA, das Vereinigte Königreich und Schweden höhere Kostenanstiege als Deutschland. Das Ergebnis (Grafik):
Mit 41 Euro hatte die deutsche Industrie 2018 die fünfthöchsten Arbeitskosten von 42 untersuchten Ländern – teurer waren nur Belgien, Dänemark, Norwegen und die Schweiz als Spitzenreiter.
Im Vergleich zu den anderen großen Volkswirtschaften hat die deutsche Industrie einen deutlichen Kostennachteil. In Frankreich zum Beispiel sind die Arbeitskosten 7 Prozent niedriger, das Vereinigte Königreich, Kanada und Italien produzieren rund ein Drittel günstiger – und gegenüber Japan beträgt der Kostennachteil sogar 40 Prozent.
Zwischen 2011 und 2018 verzeichneten lediglich Österreich, die USA, das Vereinigte Königreich und Schweden bei den Arbeitskosten eine höhere Dynamik als Deutschland.
Nach wie vor groß ist auch der Kostenunterschied zwischen West- und Ostdeutschland. Mit fast 43 Euro je geleistete Arbeitsstunde würden die westdeutschen Bundesländer für sich betrachtet auf Platz vier des Länderrankings liegen. In Ostdeutschland kostet eine Arbeitsstunde dagegen nur knapp 28 Euro, also etwa so viel wie in Italien oder im Vereinigten Königreich. Allerdings ist der Kostenunterschied zwischen Ost- und Westdeutschland seit dem Jahr 2000 geschrumpft – betrug er damals 42 Prozent, sind es mittlerweile nur noch 35 Prozent.
Das IW vergleicht in seiner Untersuchung nicht nur das Niveau der Arbeitskosten insgesamt, sondern auch deren Komponenten. Beim Direktentgelt, also dem Entgelt für die tatsächlich geleistete Arbeitszeit, ist Deutschland hinter Dänemark, der Schweiz, Norwegen und Luxemburg der fünftteuerste Standort; bei den Personalzusatzkosten sind mit der Schweiz, Belgien, Österreich, Schweden, Frankreich und Norwegen auch nur sechs Länder teurer als die Bundesrepublik.