M+E-Konjunktur im Rückwärtsgang
Die Bilanz der deutschen M+E-Unternehmen für das erste Halbjahr 2019 fällt eher enttäuschend aus. Nach einem Rückgang der Produktion im ersten und zweiten Quartal befindet sich die Metall- und Elektro-Industrie in der Rezession. Die rückläufige Auftragslage und die pessimistische Stimmung lassen auch für die zweite Jahreshälfte nicht auf ein bedeutendes Wachstum hoffen.
- Die Metall- und Elektro-Industrie in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2019 in eine Rezession gerutscht. Die Produktion lag um 4,9 Prozent unter dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums.
- Die Stimmung in den M+E-Betrieben hat sich im ersten Halbjahr weiter eingetrübt – die Erwartungen haben sich laut ifo Geschäftsklimaindex stetig verschlechtert.
- Die Zahl der Arbeitslosen in den M+E-Berufen hat sich seit Jahresbeginn um 7,7 Prozent erhöht.
Nachdem die M+E-Industrie bereits im zweiten Halbjahr 2018 nur knapp einer Rezession entgangen war, hat sich die schwache Entwicklung in der ersten Jahreshälfte 2019 fortgesetzt und die Metall- und Elektro-Industrie in Deutschland in eine Rezession rutschen lassen (Grafik):
Nach einem Rückgang der Produktion um 1,6 Prozent im ersten Quartal und 2,4 Prozent im zweiten Quartal lag die M+E-Produktion im ersten Halbjahr 2019 insgesamt um 4,9 Prozent unter dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums.
Mit einem Minus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum war die Automobilindustrie besonders betroffen. Aber auch die Elektroindustrie (minus 3,5 Prozent) und der Maschinenbau (minus 1,7 Prozent) blieben klar unter den Vorjahreswerten. Im Zuge der schwachen M+E-Konjunktur sind die Kapazitätsauslastung und die Auftragsbestände spürbar zurückgegangen: Vor allem die Auslastung ist auf ihren langjährigen Durchschnittswert gesunken.
Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht, da sich die Kunden auch mit neuen Bestellungen zurückhalten (Grafik):
Im ersten Quartal 2019 lagen die Auftragseingänge um 5,1 Prozent unter dem Wert des Vorquartals, im zweiten Quartal noch einmal um 2,1 Prozent.
Während im ersten Quartal vor allem die Auslandsaufträge (minus 6,7 Prozent) die Entwicklung bestimmten, waren es im zweiten Quartal die Aufträge aus dem Inland (minus 4,9 Prozent).
Im Vorjahresvergleich lagen die Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2019 um 5,8 Prozent unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2018. Betroffen war insbesondere der Maschinenbau (minus 9,3 Prozent). Aber auch die Bestellungen in der Automobilindustrie (minus 4,5 Prozent) und der Elektroindustrie (minus 4,9 Prozent) blieben deutlich unter den Vorjahreswerten.
Die Stimmung wird schlechter
Auch die Stimmung in den M+E-Unternehmen hat sich im ersten Halbjahr weiter eingetrübt – die Erwartungen haben sich im Laufe der vergangenen Monate laut Geschäftsklimaindex des ifo Instituts für die M+E-Industrie stetig verschlechtert. Sie lagen im Juli 2019 deutlich im negativen Bereich (per saldo bei minus 16 Punkten).
Die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich im Index seit Anfang 2018 ebenfalls deutlich verschlechtert und lag im Juli 2019 nur noch leicht im positiven Bereich. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 ist der ifo Geschäftsklimaindex per saldo um fast 13 Punkte gefallen.
Die M+E-Industrie in Deutschland ist in eine Rezession gerutscht. Auftragseingänge und Produktion waren in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2019 rückläufig.
Die schwache M+E-Konjunktur und die verhaltenen Erwartungen der Unternehmen bremsen bereits die Beschäftigungsdynamik aus:
Während sich die Zahl der Mitarbeiter im Jahr 2018 durchschnittlich um 2,8 Prozent erhöht hat, betrug das Plus im ersten Halbjahr 2019 lediglich 1,9 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2018 hatten die M+E-Unternehmen 49.800 neue Arbeitsplätze geschaffen, im gleichen Zeitraum 2019 nur noch 6.800. Zum ersten Mal seit neun Jahren haben die M+E-Unternehmen im Mai und Juni 2019 die Zahl ihrer Mitarbeiter saisonbereinigt sogar reduziert.
Da sich auch die Beschäftigungspläne der M+E-Unternehmen deutlich verhaltener als in den Vorjahren entwickelt haben, dürfte der Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre vorerst nicht weitergehen.
Mehr Arbeitslose in den M+E-Berufen
Die schwierige Lage zeigt sich auch in der Arbeitslosenstatistik: Obwohl die Zahl der gemeldeten offenen Stellen in den M+E-Berufen weiterhin die Zahl der Arbeitslosen übersteigt, werden erste konjunkturbedingte Bremsspuren sichtbar. Die Zahl der Arbeitslosen in den M+E-Berufen hat sich seit Jahresbeginn um 7,7 Prozent erhöht und die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist um 6,7 Prozent zurückgegangen. Die zuletzt gestiegene Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit lässt auf keine schnelle Besserung hoffen.
All diese Trends wirken sich negativ auf die Produktivität der M+E-Unternehmen aus:
Aufgrund des starken Rückgangs der Produktion bei gleichzeitig leicht wachsender Beschäftigung lag die Produktivität in der M+E-Industrie im ersten Halbjahr 2019 um 5 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.
Die Arbeitskosten je Stunde sind dagegen um 2,9 Prozent gestiegen. Ähnliches gilt für die Lohnstückkosten: Sie haben um 8,3 Prozent zugelegt und damit den bereits seit 2012 verzeichneten Trend nach oben fortgesetzt. Diese Kostenentwicklung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der M+E-Unternehmen.
Politische Unsicherheiten bremsen den Außenhandel
Ohnehin leiden die M+E-Exporte unter den politischen Unsicherheiten und weltwirtschaftlichen Risiken wie Brexit, Protektionismus und Beschränkungen im internationalen Handel: Im ersten Halbjahr 2019 setzten die M+E-Unternehmen Waren im Wert von 384 Milliarden Euro im Ausland ab – das waren 0,9 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Mit einem Rückgang von 4 Prozent war vor allem das zweite Quartal 2019 ausschlaggebend für das schwache Auslandsgeschäft. Einen derartig starken Rückgang der Exporte hatte die Branche zuletzt im ersten Quartal 2013 erlitten. Die Verunsicherung durch die globalen Unwägbarkeiten betrifft aber nicht nur die M+E-Unternehmen, sondern auch Investoren im In- und Ausland: Ihre merkliche Zurückhaltung trübt das Konjunkturbild zusätzlich.