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Spendenbereitschaft: Jüngere geben viel

Die Vorweihnachtszeit ist für Hilfsorganisationen ähnlich wichtig wie für den Einzelhandel, denn in diesen Tagen sitzt das Geld der Menschen lockerer. Im Jahr 2022 kam in Deutschland trotz hoher Energiepreise und Inflation erneut eine beträchtliche Spendensumme zusammen. Besonders großzügig zeigten sich die Jüngeren.

Kernaussagen in Kürze:
  • In Deutschland wird immer mehr Geld gespendet – im Jahr 2022 lag die Spendensumme bei 12,9 Milliarden Euro.
  • Besonders großzügig zeigten sich hierzulande die Jüngeren: 18- bis 34-Jährige gaben 2022 durchschnittlich 638 Euro für den guten Zweck.
  • Den größten Anteil ihres Geldes spendeten 2022 die unteren Einkommensklassen.
Zur detaillierten Fassung

Das Spendenaufkommen in Deutschland steigt seit Jahren. Zuletzt schätzte das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) die Spendensumme für das Jahr 2022 auf 12,9 Milliarden Euro. Allein die Spendennothilfe für Menschen in der Ukraine belief sich laut DZI auf mehr als 1 Milliarde Euro – ehrenamtliches Engagement und kleinere Sachspenden nicht eingerechnet. Traditionell besonders hoch war die Spendenbereitschaft in der Adventszeit: Laut dem Deutschen Spendenrat entfielen 18 Prozent der gesamten Spendensumme 2022 auf den Dezember.

Die IW-Personenbefragung aus dem Frühjahr 2023 gibt nun detailliertere Einblicke in das Spendenverhalten:

Etwa jede zweite Person in Deutschland hat im Jahr 2022 Geld gespendet – das ist ein Plus von mehr als 10 Prozentpunkten verglichen mit 2007.

Jeder dritte Spender griff dabei etwas oder deutlich tiefer in die Tasche als im Jahr 2021. Umgekehrt spendeten nur 15 Prozent einen etwas oder deutlich geringeren Betrag.

Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland spendete 2022 Geld für den guten Zweck. Besonders großzügig zeigten sich 18- bis 34-Jährige.

Die Befragungsergebnisse zeigen außerdem: Auch wenn Menschen auf mögliche wirtschaftliche Schwierigkeiten hingewiesen werden und sich zwischen „weniger gespendet, da ich einen geringeren finanziellen Spielraum habe“ und „mehr gespendet, da mehr Menschen bedürftiger sind“ entscheiden müssten, tendiert die Mehrheit dazu, aus Solidarität eine größere Summe zu spenden.

Wie hoch dieser Betrag ist, hängt jedoch nicht nur von der Solidarität, sondern auch vom Einkommen ab. So spendeten Menschen aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1.500 Euro im vergangenen Jahr im Durchschnitt 108 Euro. Spender aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 2.500 und 4.000 Euro gaben mit 306 Euro mehr als doppelt so viel ab.

Relativ zum Einkommen aber zeigten sich die unteren Einkommensklassen am spendabelsten (Grafik):

Im Jahr 2022 spendeten Menschen aus Haushalten, deren monatliches Nettoeinkommen unter 1.500 Euro lag, 1,1 Prozent ihres Jahreseinkommens.

So viel Euro spendeten Personen in Haushalten mit diesem monatlichen Nettoeinkommen in Deutschland durchschnittlich im Jahr 2022 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die mit 738 Euro höchste Summe gaben Menschen aus Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 4.000 Euro ab. Umgerechnet spendeten sie somit 0,92 Prozent ihres Jahreseinkommens. Über alle Haushalte hinweg ergibt sich eine durchschnittliche Spendenhöhe von 404 Euro.

18- bis 34-Jährige spendeten 2022 am meisten

Losgelöst von den Einkommen zeigten sich 2022 vor allem jüngere Menschen großzügig (Grafik):

18- bis 34-Jährige spendeten hierzulande im Jahr 2022 durchschnittlich 638 Euro – mehr als doppelt so viel wie 50- bis 64-Jährige.

So viel Euro spendeten Personen dieser Altersklasse in Deutschland durchschnittlich im Jahr 2022 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dass Jüngere 2022 im Schnitt so viel mehr von ihrem Geld abgaben als andere Altersgruppen, liegt an einigen wenigen besonders spendablen 18- bis 34-Jährigen. Anders als der Deutsche Spendenrat, der nur Spenden bis 2.500 Euro berücksichtigt, bezieht das IW auch Großspenden bis 30.000 Euro in seine Analyse ein.

Über Alter und Einkommen hinaus haben sich die Forscher weitere Merkmale angeschaut, die das Spendenverhalten beeinflussen können: So spenden Frauen mit einer um 4,2 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit als Männer. Diese geben wiederum – wenn sie denn spenden – im Schnitt rund 142 Euro mehr für den guten Zweck als Frauen.

Und: Menschen mit Wohnsitz in Westdeutschland spenden eher als Menschen, die in Ostdeutschland leben. Gleiches gilt für Personen mit allgemeiner Hochschulreife im Vergleich zu Personen mit mittlerer Reife.

Eines trifft allerdings auf alle Personen zu – egal ob Frau oder Mann, jung oder alt: Teilen macht glücklich. Verhaltensökonomische Studien zeigen, dass Menschen, die spenden, dadurch sogar zufriedener werden als die Beschenkten. Auch das Umgekehrte gilt: Laut den Berechnungen der IW-Forscher spenden Menschen, die mit ihrem Leben besonders zufrieden sind, deutlich häufiger und mehr als andere.

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