Rohstoffabbau: Deutschland gefährlich unbeteiligt
Deutschland ist vom Ausland abhängig, um seinen Bedarf an kritischen Rohstoffen zu decken. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Beteiligungen deutscher Investoren an ausländischen Bergbauunternehmen allerdings eingebrochen. Das gilt auch für andere EU-Staaten. Höchste Zeit also, gegenzusteuern.
- Lange hat sich das Gros der deutschen Unternehmen in der Rohstoffbeschaffung auf einen funktionierenden Weltmarkt verlassen.
- Die deutschen Beteiligungen an ausländischen Bergbauunternehmen sind zudem von 2011 bis 2020 massiv gesunken.
- Um Abhängigkeiten zu reduzieren, sollte Deutschland seine Rohstoffpartnerschaften ausbauen und sich für internationale Handelsabkommen auf EU-Ebene einsetzen.
Lange hat sich das Gros der deutschen Unternehmen darauf verlassen, dass sie benötigte Rohstoffe dank eines funktionierenden Weltmarkts jederzeit und in beliebiger Menge beschaffen können. Doch die Coronapandemie, Lieferkettenprobleme und zunehmende internationale Spannungen haben gezeigt, dass diese Strategie gefährlich ist – und vor allem kostspielig.
Die Weltmarktpreise für Industriemetalle sind zwischen April 2021 und Juni 2022 um 54 Prozent gestiegen und seitdem auch nicht mehr gesunken.
Zudem ist die Abhängigkeit von China als Lieferant von mineralischen Rohstoffen wie seltenen Erden und Gallium groß.
Es ist also an der Zeit, die Rohstoffversorgung breiter und sicherer aufzustellen. Ein probates Mittel sind Beteiligungen an ausländischen Bergbaufirmen. Hier ging die Entwicklung in den vergangenen Jahren aber in die falsche Richtung (Grafik):
Von 2011 bis 2020 sank die Zahl der deutschen Beteiligungen an ausländischen Bergbauunternehmen von 90 auf 22. Sie verteilen sich noch auf vier Länder.
Zwar hat Deutschland in den vergangenen Jahren Rohstoffpartnerschaften mit Ländern wie Kasachstan, Chile und Südafrika geschlossen, doch diese Abkommen müssen in Zukunft mehr sein als bloße Absichtserklärungen.
Auf EU-Ebene gilt es, schnell für den Abschluss diverser laufender Handelsabkommen zu sorgen, sich um weitere Rohstoffpartnerschaften zu bemühen.
Auch in anderen europäischen Industrienationen nahmen die Beteiligungen an ausländischen Bergbauunternehmen ab, allerdings weniger stark und von einem deutlich höheren Niveau aus. In Frankreich gingen sie im selben Zeitraum von 199 auf 171 in acht verschiedenen Ländern zurück, italienische Firmen verfügten im Jahr 2020 über 72 Beteiligungen (vormals: 100) in17 Ländern. Im Vergleich zu den großen global operierenden Bergbaunationen Großbritannien, Australien und China liegen alle EU-Länder in Sachen Beteiligungen und Umsatz weit zurück.
Auf EU-Ebene gilt es daher, schnell für den Abschluss diverser laufender Handelsabkommen zu sorgen, sich um weitere Rohstoffpartnerschaften zu bemühen und die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu verbessern, die Beteiligungen im Ausland anstreben – etwa über eine neu zu schaffende Kapitalmarktunion.