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Patente Migranten

Erfindergeist ist für Deutschland und seine Wirtschaft von großer Bedeutung. Immer mehr Patente gehen dabei auf das Konto von Bürgern mit Migrationshintergrund, wie eine Auswertung der IW-Patentdatenbank zeigt. In vielen Unternehmen weist die Herkunft der Mitarbeiter, auf die Patentanmeldungen zurückgehen, eine hohe Diversität auf.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Anteil der in Deutschland lebenden Erfinder mit ausländischen Wurzeln hat sich zwischen 2010 und 2019 von 7,5 Prozent auf 12,2 Prozent erhöht.
  • Diese positive Entwicklung ist eminent wichtig für den Standort Deutschland, denn die Zahl der deutschen Patentanmelder ging zuletzt zurück.
  • Damit der Standort Deutschland auch in Zukunft innovativ und vielfältig bleibt, sollte die Politik weiter daran arbeiten, qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland zu ermöglichen beziehungsweise zu vereinfachen.
Zur detaillierten Fassung

Mit der zündenden Idee fängt es an. Doch wer von seiner eigenen Erfindung profitieren will, lässt sie sich am besten erst einmal patentieren. Das gilt für Privatleute ebenso wie für Unternehmen. Hierzulande ist dafür das Deutsche Patent- und Markenamt in München zuständig. Die Daten der Behörde hat das Institut der deutschen Wirtschaft genutzt, um eine umfangreiche Patentdatenbank zu entwickeln.

In einer Studie haben nun die IW-Forscher die Herkunft der jeweiligen Patentanmelder unter die Lupe genommen. Da das Deutsche Patent- und Markenamt keine soziodemografischen Informationen zu den Erfindern veröffentlicht, haben die Forscher sie mittels eines Vornamensmoduls einem oder mehreren von 24 unterschiedlichen Sprachräumen zugeordnet. Das Modul enthält insgesamt gut 39.000 verschiedene Vornamen von in Deutschland lebenden Erfindern, die seit 1994 ein Patent angestrebt haben. Die neuesten Daten stammen bedingt durch Offenlegungsfristen aus dem Jahr 2019. Das Ergebnis der Auswertung (Grafik):

Der Anteil der Erfinder in Deutschland mit ausländischen Wurzeln hat sich von 2010 bis 2019 von 7,5 Prozent auf 12,2 Prozent erhöht.

So viel Prozent der Anmelder von nationalen und internationalen Patenten mit angestrebter Schutzwirkung in Deutschland lassen sich diesem Sprachraum zuordnen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dafür ist nicht ein einzelner Sprachraum verantwortlich, vielmehr haben alle Sprachräume an Ideenreichtum zugelegt. Einige Regionen stechen dennoch heraus. So stiegen die Patentanmeldungen von Angehörigen des asiatischen Sprachraums im betrachteten Zeitabschnitt um 179 Prozent, aus dem indischen Sprachraum gab es sogar ein Plus von 380 Prozent.

Ohne Erfinder mit ausländischen Wurzeln würde die Zahl der Patentanmeldungen in Deutschland sinken.

Diese positive Entwicklung ist eminent wichtig für den Standort Deutschland. Das verdeutlicht ein Blick auf die deutschen Patentanmelder. Ihre Zahl stagniert nämlich seit 2010 und ist zuletzt sogar gesunken. Gründe für den negativen Trend sind die demografische Entwicklung in Deutschland und der Fachkräfteengpass in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen, welche hauptverantwortlich für Forschung und Entwicklung sind und damit auch für die meisten Patentanmeldungen.

Konzerne setzen auf Vielfalt

Neben der Herkunft der Erfinder haben sich die IW-Forscher in ihrer Untersuchung auch angesehen, welche Unternehmen mit Blick auf die Herkunft ihrer Patentanmelder besonders divers aufgestellt sind. Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden nur gewinnorientierte Unternehmen mit mindestens 50 Patentanmeldungen im Jahr 2019 berücksichtigt. Der Spitzenreiter liegt dabei deutlich vorn:

Im Konzern SAP gingen zuletzt fast 55 Prozent der Patentanmeldungen auf Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln zurück.

Der Automobilzulieferer Valeo Schalter und Sensoren GmbH kommt als zweitstärkstes Unternehmen auf annähernd 41 Prozent.

Unter den Non-/Low-Profit-Institutionen liegt die Max-Planck-Gesellschaft mit rund 26 Prozent knapp vor der Leibniz-Gemeinschaft mit gut 24 Prozent. In ihren Instituten setzt die Max-Planck-Gesellschaft schon lange erfolgreich auf eine internationale Belegschaft.

Qualifizierte Zuwanderung nötig

In der Hochschullandschaft ist die Diversität unter den Patentanmeldern dagegen nicht so stark ausgeprägt. Die 118 Hochschulen und Universitäten in Deutschland, die im Jahr 2019 patentaktiv waren, liegen mit einem Anteil der Patentanmelder mit ausländischen Wurzeln von rund 13 Prozent aber immerhin knapp über dem Durchschnitt. Gleiches gilt für die Fraunhofer-Gesellschaft mit gut 12 Prozent. Auch hier geht jedes achte Patent auf eine Person mit Migrationshintergrund zurück.

Um auch in Zukunft innovativ und vielfältig zu sein, sollte die Politik weiter daran arbeiten, qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland zu ermöglichen beziehungsweise zu vereinfachen. Besonders in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen können zusätzliche kreative Fachkräfte dazu beitragen, das deutsche Innovationssystem zu stärken.

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