Metall- und Elektro-Industrie: Die Lage verschlechtert sich
Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise in der M+E-Industrie verschärft sich weiter – das geht aus einer aktuellen Befragung der M+E-Unternehmen in Deutschland hervor. Viele Betriebe sind derzeit in ihrer Produktion eingeschränkt, die meisten Firmen rechnen mit starken Umsatzeinbrüchen in diesem Jahr.
- Knapp 92 Prozent der M+E-Unternehmen sind derzeit durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in ihrer Produktion eingeschränkt, vor einem Monat waren es 83 Prozent.
- Um möglichst gut durch die Krise zu kommen, nutzen die Betriebe verschiedene Instrumente. Am häufigsten greifen sie auf flexible Arbeitszeitregelungen zurück.
- Um die Lage der M+E-Unternehmen zu verbessern, muss vor allem die Nachfrage wieder anziehen. Ein staatliches Konjunkturprogramm könnte dabei helfen.
Wie geht es den M+E-Unternehmen in Deutschland in der Corona-Krise? Diese Frage hat der Arbeitgeberverband Gesamtmetall Anfang Mai seinen Mitgliedsunternehmen zum zweiten Mal gestellt. Das Ergebnis: Für viele Betriebe ist die Situation schlechter als bei der ersten Befragung im April (Grafik).
Knapp 92 Prozent der M+E-Unternehmen sind derzeit durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in ihrer Produktion eingeschränkt, vor einem Monat waren es 83 Prozent.
Auch die Intensität hat zugenommen. So gaben fast 44 Prozent der 1.402 befragten Unternehmen an, stark oder sehr stark von der Corona-Krise betroffen zu sein – ein Zuwachs von 13 Prozentpunkten seit April.
Der mit Abstand wichtigste Grund für die Produktionseinschränkung ist die fehlende Nachfrage. Vier von fünf Betrieben haben dadurch Probleme. Fehlende Teile oder Materialien sind für gut ein Viertel relevant. Fast genauso häufig werden Vorschriften und Maßnahmen zum Gesundheitsschutz genannt. Die Kapazitätsauslastung verharrt mit 65 Prozent weiter auf einem historischen Tiefstand.
Um möglichst gut durch die Krise zu kommen, greifen die meisten M+E-Betriebe auf flexible Arbeitszeitregelungen zurück.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Nur noch 2 Prozent der M+E-Unternehmen sind derzeit komplett geschlossen, im April waren es 7 Prozent. Die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit ist dagegen gestiegen – von 43 auf 60 Prozent. Umgerechnet auf deren Belegschaft sind damit 1,55 Millionen Mitarbeiter der Branche in Kurzarbeit. Da weitere 21 Prozent der Betriebe Kurzarbeit planen, könnte die Zahl im Lauf des Monats auf rund zwei Millionen steigen. Zum Vergleich: In der Finanzkrise lag die Höchstzahl der Kurzarbeiter bei 950.000. Im Durchschnitt ist die Arbeitszeit derzeit um fast die Hälfte reduziert.
Wie wichtig das Instrument der Kurzarbeit ist, zeigt sich bei den Kündigungen:
Nur 4 Prozent der M+E-Betriebe mussten bisher Kündigungen aussprechen, 60 Prozent erwarten aus heutiger Sicht, dass sie ohne Kündigungen auskommen werden.
Um möglichst gut durch die Krise zu kommen, nutzen die Betriebe verschiedene Instrumente. Am häufigsten greifen sie auf flexible Arbeitszeitregelungen zurück (Grafik). Auch die Vereinbarungen in den Tarifverträgen sind für die Unternehmen eine Hilfe, ebenso die Stundung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen.
Finanzielle Soforthilfen (7 Prozent) und Kredite (6 Prozent) sind aktuell eher selten notwendig, allerdings hat sich die Zahl der Unternehmen, die diese in Anspruch nehmen, im Vergleich zum April verdoppelt.
Insgesamt rechnen 84 Prozent der M+E-Unternehmen mit einem Umsatzrückgang in diesem Jahr – und das im Schnitt um 24 Prozent. Besonders stark ist die Automobilindustrie betroffen. Gut jeder zehnte Betrieb erwartet dagegen stabile Umsätze, ihr Geschäft ausbauen werden in diesem Jahr nicht einmal 5 Prozent.
Um die Lage der M+E-Unternehmen zu verbessern, muss vor allem die Nachfrage wieder anziehen.
Ein staatliches Konjunkturprogramm könnte helfen, den Absatz anzukurbeln. Andernfalls werden die Unternehmen lange mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen haben.