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des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Wettbewerbsfähigkeit Lesezeit 1 Min.

Lohnstückkosten bleiben eine Bürde für Deutschland

Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland produziert teurer als die ausländische Konkurrenz – an diesem Standortnachteil hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Forderungen nach stärkeren Lohnsteigerungen sind deshalb nicht zu rechtfertigen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die deutsche Industrie hatte 2017 im Vergleich von 28 wichtigen Industrieländern die achthöchsten Lohnstückkosten.
  • Teurer produziert das Verarbeitende Gewerbe unter anderem in Norwegen, Großbritannien, Italien und Frankreich – Japan, die USA und Schweden beispielsweise sind jedoch deutlich günstiger.
  • Zudem sind die industriellen Lohnstückkosten hierzulande von 2011 bis 2017 etwas stärker gestiegen als im Durchschnitt der Konkurrenzländer.
Zur detaillierten Fassung

Außenwirtschaftliche Risiken wie der Brexit und der protektionistische Kurs der USA sowie die Digitalisierung und der Fachkräftemangel fordern die deutsche Wirtschaft und vor allem die exportorientierte Industrie gehörig heraus – die Wachstumsaussichten sind bescheiden (siehe „Die Skepsis der Unternehmen wächst“). Dennoch fordern die Gewerkschaften stärkere Lohnerhöhungen mit dem Argument, Deutschland habe einen preislichen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Ausland.

Der Blick auf die Industrie – also den hiesigen Wirtschaftssektor mit den weitaus stärksten außenwirtschaftlichen Verflechtungen – zeigt jedoch, dass von einem Kostenvorteil Deutschlands nicht die Rede sein kann (Grafik):

Im Jahr 2017 hatte das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Vergleich von 28 wichtigen Industrieländern die achthöchsten Lohnstückkosten.

Internationaler Vergleich von Lohnstückkosten und Produktivität im Verarbeitenden Gewerbe Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Zwar sind die Arbeitskosten je Wertschöpfungseinheit in anderen großen europäischen Volkswirtschaften – Großbritannien, Italien und Frankreich – noch etwas höher als hierzulande. Doch die Konkurrenz außerhalb Europas produziert meist deutlich billiger. So hat die japanische Industrie gegenüber Deutschland einen Lohnstückkostenvorteil von 14 Prozent, die USA kommen sogar auf 20 Prozent.

Die deutsche Industrie macht ihren Arbeitskostennachteil nicht durch ihre hohe Produktivität wett.

Im Schnitt liegen die Lohnstückkosten im Ausland um 8 Prozent unter dem deutschen Niveau. Den Arbeitskostennachteil macht die deutsche Industrie also nicht durch ihre hohe Produktivität wett.

An diesem Wettbewerbshandicap hat sich zudem in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert:

Von 2011 bis 2017 stiegen die industriellen Lohnstückkosten in Deutschland jahresdurchschnittlich um 0,9 Prozent – die Konkurrenzländer insgesamt verzeichneten ein Plus von lediglich 0,8 Prozent.

In den anderen Euroländern blieben die Lohnstückkosten im Schnitt sogar nahezu konstant, sodass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands unter anderem gegenüber Frankreich, Spanien und Belgien seit 2011 verschlechtert hat.

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