Reisebranche Lesezeit 2 Min.

Kreuzfahrten in Seenot

Für den Tourismus war 2020 – das erste Jahr der Pandemie – katastrophal. Ganz besonders hart traf Corona die Hochseekreuzfahrten. Das hat nicht nur Folgen für die Reisebranche, sondern auch für jene Schiffsbauer, die sich auf die schwimmenden Hotelburgen spezialisiert haben.

Kernaussagen in Kürze:
  • 530.000 Passagiere starteten 2020 eine Hochseekreuzfahrt in der EU, ein Jahr zuvor waren es noch 7,4 Millionen.
  • Auch von den Häfen an der deutschen Nord- und Ostsee aus gingen viel weniger Touristen auf Reise: 54.000 im Vergleich zu 1,3 Millionen im Vorjahr.
  • Nicht nur die Reiseanbieter und Reedereien leiden unter den Folgen der Corona-Pandemie, sondern auch die Schiffsbauer.
Zur detaillierten Fassung

Im Dock in Wismar liegt die „Global Dream“, ein Kreuzfahrtschiff mit einer Länge von 342 Metern. Zu 75 Prozent soll es fertiggestellt sein. Doch die Zukunft des Schiffs ist ungewiss, die MV Werften, die das Schiff bauen und zum Genting-Konzern in Hongkong gehören, haben Insolvenz angemeldet. Die „Global Dream“ könnte so zum Alptraum für die Werftarbeiter werden.

Die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere in der EU ist durch Corona dramatisch zurückgegangen – im Jahr 2020 um weit mehr als 90 Prozent im Vergleich zu 2019.

Ohne Frage ein Alptraum für die Kreuzfahrtindustrie ist die Corona-Pandemie. Rund 530.000 Passagiere starteten im Jahr 2020 eine Hochseekreuzfahrt in der Europäischen Union. Was erst mal nach viel klingt, ist in Wirklichkeit desaströs. Im Jahr 2019 waren nämlich noch 7,4 Millionen Passagiere von einem EU-Hafen aus zu einer Hochseekreuzfahrt gestartet. Das war ein neuer Höchststand, doch dann kam die Pandemie (Grafik):

Die Zahl der Passagiere auf Hochseekreuzfahrten betrug im Jahr 2020 nur noch 7 Prozent des Vorjahreswerts.

So viele Tausend Passagiere begannen und beendeten eine Kreuzfart in einem Hafen dieses Landes Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Von den wenigen Passagieren, die 2020 per Schiff auf Tour gingen, starteten 42 Prozent in einem spanischen Hafen, 24 Prozent legten in Italien ab und von Frankreich aus machten sich 18 Prozent auf die Reise. Deutschland kam mit einem Anteil von 10 Prozent auf den vierten Rang:

Rund 54.000 Menschen gingen 2020 an Nord- oder Ostsee an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Vor der Pandemie waren jährlich zuletzt 1,3 Millionen Menschen von einem deutschen Hafen aus gestartet.

Wie es mit dem Kreuzfahrttourismus und den Schiffsbauern weitergeht, ist momentan völlig offen. Aktuell müssen Schiffe ihre Reisen immer wieder abbrechen, weil sich die Corona-Fälle an Bord häufen.

Und auch bei der „Global Dream“ in Wismar ist unklar, ob und wann sie vom Stapel läuft. Der Rumpf des Ozeanriesen, der über Kabinen für 9.500 Passagiere verfügt, ist jedenfalls bereits lackiert. Aufgrund ihrer Bettenzahl wäre die „Global Dream“ nach ihrer Inbetriebnahme das bei Weitem größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Es böte dann übrigens Platz für fast doppelt so viele Menschen, wie im Jahr 2020 von Portugal aus überhaupt zu einer Kreuzfahrt aufbrachen.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene