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Kommentar: „Höchste Zeit zu handeln“

Seit fast 20 Jahren liefert der Bildungsmonitor des IW jährlich eine umfassende Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystems. Auch wenn es in vielen Bereichen Verbesserungen gab, stechen aktuell mehrere Problemfelder ins Auge. Mitautor Axel Plünnecke sieht daher dringenden Handlungsbedarf.

Kernaussagen in Kürze:
  • Der Bildungsmonitor hat Schwächen in Schulqualität, Integration und MINT aufgezeigt.
  • IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke fordert sofortige Maßnahmen, etwa ein Corona-Aufholprogramm.
  • Er kritisiert auch die schleppende Digitalisierung und wünscht sich mehr Unterstützung für die Schulen.
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Bildung ist wichtig. Ohne sie gibt es keine Innovation, keine Fachkräfte im Land, keinen Fortschritt. Leider zeigt der Trend in Deutschland gerade in die falsche Richtung. Im Bildungsmonitor, der den Stand des Bildungssystems abbildet, hat die Dynamik stark nachgelassen. Das heißt: Die positiven Entwicklungen einzelner Indikatoren in den untersuchten Handlungsfeldern werden von den negativen egalisiert. Mehrere große Problembereiche kristallisieren sich momentan heraus:

Die Schulqualität hat bereits in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen. Und der Ausblick ist ungünstig, denn bei den Viertklässlern, für die es aktuell Daten zum Bundestrend, aber noch keine Informationen zu den einzelnen Bundesländern gibt, erreichen deutlich weniger Kinder in Deutsch und Mathe die Mindeststandards. Dazu hat das durchschnittliche Leistungsniveau nachgelassen.

Bei der Integration gibt es ebenfalls Rückschritte. Chancengleichheit rückt in weitere Ferne. In beiden Themenfeldern gilt es zudem zu bedenken, dass die Schulschließungen während der Corona-Pandemie die Ungleichheit der Bildungschancen verschärft haben und die vollen Auswirkungen sich erst Schritt für Schritt zeigen dürften.

Es braucht in deutschen Schulen ein gezieltes Corona-Aufholprogramm.

Schnelles Handeln ist daher gefragt. Zum einen braucht es ein gezieltes Corona-Aufholprogramm. Durch Vergleichsarbeiten können die Lernverluste bestimmt und Schülerinnen und Schüler anschließend gezielt gefördert werden.

Kommentar von IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke; Foto: IW Medien Zum anderen muss die Sprachförderung der Kinder in den Kitas deutlich gestärkt und die Ganztagsbetreuung an Kitas und Schulen weiter ausgebaut werden.

Ein weiteres Problem zeigt sich im Bildungsmonitor im Bereich Hochschule und MINT, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Der Bedarf der Wirtschaft an entsprechenden Fachkräften ist hoch und wird aufgrund der Digitalisierung weiter steigen. Es kommen aber zu wenige Studienanfänger in den MINT-Fächern nach.

Apropos Digitalisierung: Nach einem Schub zum Anfang der Pandemie lässt die Entwicklung in deutschen Schulen wieder zu wünschen übrig. Gezielte Maßnahmen sind nötig. Das betrifft die digitale Fortbildung der Lehrkräfte ebenso wie die technische Ausrüstung und die Integration digitaler Medien in die Lehrpläne und die Ausbildung der Lehrkräfte. Dazu sollten Lehrkräfte durch zusätzliche IT-Fachkräfte an den Schulen vor Ort unterstützt werden.

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