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Kein Ausverkauf deutscher Unternehmen an China

Die Corona-Krise hat allen Befürchtungen zum Trotz nicht dazu geführt, dass chinesische Investoren verstärkt deutsche Firmen übernommen haben – im Gegenteil: Das Volumen war 2020 so niedrig wie seit Jahren nicht.

Kernaussagen in Kürze:
  • Um gegen mögliche feindliche Übernahmen deutscher Firmen vorzugehen, hat die Bundesregierung verschiedene Regelungen zur Außenwirtschaft novelliert.
  • Tatsächlich haben allerdings chinesische Investoren im vergangenen Jahr relativ wenige deutsche Firmen übernommen oder sich an ihnen beteiligt.
  • Auch gemessen an allen ausländischen Unternehmenskäufen ist die Bedeutung chinesischer Investoren zuletzt gesunken.
Zur detaillierten Fassung

Als im vergangenen Frühjahr die Corona-Pandemie ausbrach, rauschten die Unternehmenswerte am deutschen Aktienmarkt zeitweise in den Keller. Und auch unabhängig von Börsennotierungen liefen Unternehmen Gefahr, durch die Corona-Krise in eine Schieflage zu geraten – und damit anfälliger für Übernahmen zu werden.

Politik will ausländische Firmenübernahmen besser kontrollieren

Der Bundesregierung bereiteten solche möglichen Aufkäufe Sorge. Dies galt vor allem für sogenannte kritische Bereiche wie die Produktion von Schutzausrüstungen oder die Pharmaforschung. Vor diesem Hintergrund waren die beschlossenen Wirtschaftshilfen auch eine Maßnahme, um die Unternehmen in Deutschland besser gegen mögliche Übernahmen zu wappnen. Zugleich wurden das Außenwirtschaftsgesetz novelliert und die Außenwirtschaftsverordnung geändert, um gemäß EU-Vorgaben ausländische Übernahmen und Beteiligungen besser kontrollieren zu können.

Die Sorge, infolge der Corona-Krise würden mehr deutsche Unternehmen von chinesischen Investoren aufgekauf, hat sich nicht bestätigt.

Diese Maßnahmen dürften das Engagement ausländischer Investoren durchaus beeinflusst haben. Zumindest was die häufig kritisch betrachteten Aktivitäten chinesischer Firmen angeht, hat sich der Abwärtstrend im vergangenen Jahr fortgesetzt (Grafik):

Im Jahr 2020 haben chinesische Investoren nur 23 deutsche Firmen übernommen oder sich zu mindestens 10 Prozent an ihnen beteiligt – seit 2016 hat sich die Zahl entsprechender Transaktionen damit fast halbiert.

Firmenübernahmen und -beteiligungen durch chinesische Investoren in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Noch deutlicher war der Rückgang bei den veröffentlichten Werten solcher Direktinvestitionen. Gegenüber dem Höchstwert von 2017, als das Transaktionsvolumen gut 12 Milliarden Euro betrug, war im vergangenen Jahr ein Rückgang um mehr als 90 Prozent auf lediglich 700 Millionen Euro zu verzeichnen. Allerdings werden die Werte kleinerer Übernahmen und Beteiligungen oft nicht publiziert.

Auch relativ gesehen ist die Bedeutung chinesischer Investoren in Sachen Unternehmenskäufe gesunken – der wertmäßige Anteil der Übernahmen und Beteiligungen aus China an allen entsprechenden Transaktionen durch ausländische Firmen fiel von 6,3 Prozent im Jahr 2017 auf 1,3 Prozent im Jahr 2020.

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