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Ist China bald Deutschlands wichtigster Kunde?

Deutschlands wichtigster Exportmarkt, die USA, könnte aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr von China abgelöst werden. Denn in der Volksrepublik wächst die Wirtschaft bereits seit April 2020 wieder.

Kernaussagen in Kürze:
  • Noch sind die USA Deutschlands wichtigster Exportmarkt. Im Jahr 2019 führten deutsche Unternehmen dorthin Waren für knapp 119 Milliarden Euro aus.
  • Wegen der Corona-Pandemie haben sich die deutschen Ausfuhren in den vergangenen Monaten in die meisten Länder stark reduziert.
  • In die USA brachen die deutschen Exporte zuletzt um fast 16 Prozent ein, Richtung Volksrepublik gingen sie in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 lediglich um rund 10 Prozent zurück.
Zur detaillierten Fassung

Keine Frage: Wegen der Corona-Pandemie haben sich die deutschen Ausfuhren in den vergangenen Monaten in die meisten Länder reduziert. Allerdings fallen die Rückgänge je nach Zielland ziemlich unterschiedlich aus (Grafik):

Besonders stark brach der Export in das Vereinigte Königreich ein – dorthin exportierten deutsche Unternehmen von Januar bis Mai 2020 fast 25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

So viele Milliarden Euro setzte Deutschland von Januar bis Mai 2020 in den fünf wichtigsten Exportländern des Jahres 2019 um Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Relativ wenig beeinträchtigt wurde bislang der Handel mit Polen: Die deutschen Ausfuhren dorthin gingen um knapp 7 Prozent zurück. Richtung Schweiz änderte sich sogar fast nichts, der Warenwert der Exporte reduzierte sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur um 0,3 Prozent.

Nach einem Einbruch der chinesischen Wirtschaft von 6,8 Prozent im ersten Quartal 2020 wuchs das Bruttoinlandsprodukt dort im zweiten Quartal 2020 wieder. Dies ist einer der Gründe dafür, warum die deutschen Exporte Richtung Volksrepublik nicht ganz so stark zurückgingen wie anderswo.

Die Ausfuhren in die vom Coronavirus heftig gebeutelten USA – im Jahr 2019 Deutschlands wichtigster Absatzmarkt mit Warenexporten von knapp 119 Milliarden Euro – brachen zuletzt um fast 16 Prozent ein. Bei den Light Vehicles – Pkws und Nutzfahrzeuge unter 3,5 Tonnen –, die zu den wichtigsten Exportgütern für den US-Markt zählen, betrug das Minus im April 2020 fast 90 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

In China dagegen, wo die Zahl der Corona-Neuinfektionen schon seit geraumer Zeit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau liegt, konnte sich die Wirtschaft bereits etwas erholen: Nach einem Einbruch von 6,8 Prozent im ersten Quartal 2020 wuchs das Bruttoinlandsprodukt dort im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorquartal wieder um 3,2 Prozent.

China könnte schon bald die USA überholen

Diese schnelle Rückkehr zum Wachstumspfad ist einer der Gründe dafür, warum die deutschen Exporte Richtung Volksrepublik in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 lediglich um rund 10 Prozent zurückgingen.

Wenn man davon ausgeht, dass sich das deutsche Exportgeschäft bis zum Ende des laufenden Jahres weiter erholt, dann könnte es in der Folge zu einer Verschiebung der Top 3 der deutschen Exportländer kommen:

Die USA könnten 2020 von China als größtem Abnehmer deutscher Waren abgelöst werden.

Diese Entwicklung war zwar schon seit mehreren Jahrzehnten abzusehen, doch die Corona-Krise hat sie noch einmal deutlich beschleunigt.

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