Einkommensverteilung Lesezeit 3 Min.

Hohes Einkommen ist relativ

Bin ich arm oder reich? Diese Frage stellt sich wohl jeder hin und wieder. Das IW hat nun berechnet, wie hoch die Einkommen für verschiedene Haushaltskonstellationen sein müssen, um eine vergleichbare Wohlstandsposition zu erreichen. An den Ergebnissen lässt sich außerdem ablesen, wie viel Prozent der Bevölkerung ärmer oder reicher sind als man selbst.

Kernaussagen in Kürze:
  • Um Einkommen verschiedener Bevölkerungsgruppen vergleichbar zu machen, nutzt man das Konzept der Bedarfsgewichtung. Es berücksichtigt, dass das Leben für zusammenwohnende Menschen günstiger ist.
  • Ein Single mit einem Nettoeinkommen von 2.000 Euro erreicht somit denselben Lebensstandard wie ein Paar mit 3.000 Euro oder eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren mit 4.200 Euro.
  • Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren gehören zu den einkommensreichsten 20 Prozent ihrer Gruppe, wenn sie netto im Monat mindestens 6.300 Euro zur Verfügung haben.
Zur detaillierten Fassung

Einkommen miteinander zu vergleichen, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht einfach. Zunächst einmal gilt es festzulegen, was alles in die Berechnung einfließt. Der Nettolohn natürlich – also das Gehalt abzüglich Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Aber auch Renten und Transferleistungen wie das Kindergeld zählen zum Einkommen. Für Wohneigentümer, die ihre Immobilie selbst nutzen, wird zudem der Nettomietvorteil als Einkommensbestandteil berücksichtigt.

Die Auflistung zeigt, dass das Ermitteln der Einkommen ein aufwendiger Prozess ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Einkommensdaten immer erst mit großem zeitlichem Verzug verfügbar sind: Aktuell gibt es valide Einkommensdaten nur bis zum Jahr 2019.

Die Grenze zu den einkommensreichsten 10 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland lag im Jahr 2019 für einen Single bei 3.850 Euro.

Das Einkommen allein sagt aber noch nicht alles über den Lebensstandard der Menschen aus. Ein Single lässt sich schließlich schlecht mit einem Paar oder einer Familie vergleichen. Die Verteilungsforschung nutzt daher für ihre Berechnung die sogenannte Bedarfsgewichtung. Das Prinzip ist simpel: Ein Single besitzt beispielsweise eine ausgestattete Küche und ein Wohnzimmer. Ein Paar braucht diese Räume aber nicht doppelt, sondern teilt sie sich. Das Konzept der Bedarfsgewichtung berücksichtigt also, dass das Leben für zusammenwohnende Menschen günstiger ist. Daraus ergibt sich folgende Metrik:

Ein Paar ohne Kinder muss gemeinsam nur über das Anderthalbfache des Einkommens eines Singlehaushalts verfügen, um einen vergleichbaren Lebensstandard zu erreichen.

Der Umrechnungsfaktor für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren gegenüber einem Singlehaushalt liegt bei 2,1. In Geldbeträgen ausgedrückt heißt das: Ein Single mit einem Nettoeinkommen von 2.000 Euro im Monat erreicht denselben Lebensstandard wie ein Paar ohne Kinder mit einem Monatseinkommen von 3.000 Euro. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren benötigt dafür ein monatliches Einkommen von 4.200 Euro.

Das IW hat aber nicht nur die einzelnen Haushaltstypen betrachtet, sondern auch die Einkommensverteilung innerhalb der Gruppen (Grafik):

Ein Single mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 2.000 Euro verdiente 2019 mehr als 57 Prozent aller Alleinlebenden in Deutschland.

Vergleich der monatlichen Nettoeinkommen eines Singles, eines Paares und einer Familie in Deutschland im Jahr 2019 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

18 Prozent der Singles haben dagegen weniger als 1.000 Euro netto im Monat zur Verfügung.

Paare ohne Kinder gehören mit einem gemeinsamen Einkommen von 4.500 Euro bereits zum oberen Einkommensdrittel ihrer Vergleichsgruppe: Denn 68 Prozent aller Paarhaushalte verfügen monatlich über weniger als diese Summe. Im Quervergleich übertreffen die Paare ohne Kinder damit auch den Lebensstandard von 85 Prozent der Singles. Denn ein Alleinlebender müsste auf 3.000 Euro im Monat kommen, um einen vergleichbaren Lebensstandard wie das kinderlose Paar zu erreichen.

Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren gehören zu den oberen 20 Prozent ihrer Gruppe, wenn sie netto im Monat mindestens 6.300 Euro zur Verfügung haben. Zu den unteren 40 Prozent zählen Familien mit monatlich weniger als 4.200 Euro.

Losgelöst von der Lebens- und Wohnsituation fanden sich Personen im Jahr 2019 mit einem bedarfsgewichteten Einkommen von knapp über 2.100 Euro netto im Monat etwa in der Mitte der Verteilung.

Die Grenze zu den einkommensreichsten 10 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland lag im Jahr 2019 für einen Single bei 3.850 Euro, für ein Paar ohne Kinder bei einem gemeinsamen Haushaltsnettoeinkommen von 5.780 Euro und für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 8.090 Euro im Monat.

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