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Armut in Europa

In keinem anderen EU-Staat konnten die einkommensärmsten 10 Prozent der Bevölkerung in den vergangenen Jahren ihren Einkommensanteil stärker erhöhen als in Deutschland.

Kernaussagen in Kürze:
  • In keinem anderen EU-Staat konnten die einkommensärmsten 10 Prozent der Bevölkerung in den vergangenen Jahren ihren Einkommensanteil stärker erhöhen als in Deutschland.
  • Der Einkommensanteil der reichsten 10 Prozent ist während der Wirtschafts- und Finanzkrise gesunken.
  • In Deutschland sind gut 3 Prozent der Bevölkerung relativ einkommensarm und müssen materielle Entbehrungen hinnehmen.
Zur detaillierten Fassung

Veränderung der Einkommensanteile in Prozent. In Deutschland holen die Armen auf

In keinem anderen EU-Staat konnten die einkommensärmsten 10 Prozent der Bevölkerung in den vergangenen Jahren ihren Einkommensanteil stärker erhöhen als in Deutschland. Der Einkommensanteil der reichsten 10 Prozent ist dagegen während der Wirtschafts- und Finanzkrise gesunken. Auch im EU-Durchschnitt hat sich die Einkommensschere im Zeitraum 2006 bis 2010 tendenziell geschlossen – allerdings nicht, weil die unteren Einkommensgruppen zulegen konnten, sondern weil der Einkommensanteil der Reichen fast überall abgenommen hat. In Dänemark, Spanien und Schweden hat sich die Einkommensschere geöffnet.

 

Schwellenwerte der relativen Einkommensarmut für Alleinlebende Die Armutsgrenzen

In Deutschland gilt ein Alleinlebender nach EU-Definition als relativ einkommensarm, wenn er – nach Abgaben und zuzüglich Transferleistungen – über weniger als 980 Euro im Monat verfügt. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren überschreitet die Armutsgefährdungsgrenze mit einem Nettomonatseinkommen von 2.058 Euro. Mit diesem Lebensstandard gilt man in den meisten anderen EU-Staaten nicht mehr als armutsgefährdet. Nur in Luxemburg, Österreich und Schweden muss man deutlich mehr Geld zur Verfügung haben als in Deutschland, um nicht als relativ einkommensarm zu gelten.

 

Anteil der einkommensarmen Bevölkerung im internationalen Vergleich Relative Einkommensarmut: Deutschland im Mittelfeld

Die relative Einkommensarmut spiegelt in der Regel die Einkommensungleichheit eines Landes wider. Auch Länder mit geringem Einkommensniveau können hier gut abschneiden. In der EU hat Tschechien die geringste Einkommensarmut, Deutschland einen mittleren Wert und das Schlusslicht bildet Griechenland. Auch für Arbeitnehmer in Deutschland ist das Risiko, einkommensarm zu sein, im europäischen Vergleich durchschnittlich. In vielen Nachbarstaaten leben zudem Kinder in Haushalten mit erhöhtem Armutsrisiko. In Deutschland ist bei Paaren mit Kindern die relative Einkommensarmut deutlich niedriger als im EU-Schnitt. Allerdings sind fast 40 Prozent der alleinerziehenden Eltern hierzulande relativ einkommensarm.

 

Anteil der einkommensarmen Bevölkerung im internationalen Vergleich. Doppelte Armut: Im Norden sehr selten

Relative Einkommensarmut und materielle Entbehrungen fallen nicht immer zusammen. Dies kann zum Beispiel daran liegen, dass ein einkommensarmer Haushalt besonders gut wirtschaftet oder sogar über ein Vermögen verfügt, das er aufbraucht. Umgekehrt kann man auch mit ausreichendem Einkommen in finanzielle Not geraten, wenn man beispielsweise das Geld für teure Hobbys ausgibt und dann nicht mehr die Heizungskosten bezahlen kann. Materielle Entbehrungen sind in wohlhabenden Staaten eher selten, in ärmeren Volkswirtschaften dagegen besonders häufig. Daher schneiden auch bei dieser doppelten Betrachtung von Armutsindikatoren Luxemburg und die skandinavischen Länder am besten ab. In Deutschland sind gut 3 Prozent der Bevölkerung relativ einkommensarm und müssen materielle Entbehrungen hinnehmen. Das ist ein deutlich niedrigerer Anteil als im EU-Schnitt. In Griechenland ist dagegen fast jeder Achte doppelt arm.

 

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