Armut in Europa
Ob jemand in der EU als armutsgefährdet oder arm gilt, hängt stark von seinem Wohnort ab. Denn die Schwellenwerte für die Armutsgefährdung orientieren sich an den durchschnittlichen Einkommen des jeweiligen Landes. Skandinavier sind insgesamt deutlich seltener von Armut betroffen als die anderen Europäer. In Deutschland ist die Gefahr von Armut je nach Maßstab gering bis mittel.
- Weniger als 5 Prozent der Menschen in Deutschland hatten 2021 gemäß Selbstauskunft große Schwierigkeiten, mit ihrem Geld auszukommen. Im EU-Vergleich waren die Anteile lediglich in Finnland, den Niederlanden und Schweden niedriger.
- 16 Prozent der Bevölkerung hierzulande galten 2020 als relativ einkommensarm. Damit liegt Deutschland knapp unter dem EU-Schnitt.
- Die Menschen in Skandinavien sind insgesamt deutlich seltener von Armut betroffen als die anderen Europäer.
In Deutschland gilt ein Single nach EU-Definition als relativ einkommensarm, wenn er netto über weniger als 1.247 Euro im Monat verfügt. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt mit einem Nettoeinkommen von weniger als 2.619 Euro unter der Armutsgefährdungsgrenze.
Innerhalb der EU müssen nur die Luxemburger, Niederländer und Österreicher mehr Geld zur Verfügung haben, um nicht als relativ einkommensarm zu gelten.
Als relativ einkommensarm gelten gemäß EU-Statistik Menschen, deren Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens des jeweiligen Mitgliedsstaates liegt. Der Anteil der relativ einkommensarmen Menschen an der gesamten Bevölkerung – die sogenannte Armutsgefährdungsquote – spiegelt somit die Einkommensungleichheit eines Landes wider. Auch Länder mit niedrigem Einkommensniveau können hier gut abschneiden. In der EU hat Tschechien die geringste relative Einkommensarmut, Schlusslicht ist Lettland.
Eurostat erfasst, inwiefern die Menschen nach eigenem Empfinden mit dem Geld auskommen, das ihnen zur Verfügung steht. Nur drei EU-Staaten schneiden besser ab als Deutschland. Im Jahr 2021 gaben hierzulande 4,6 Prozent der Haushalte an, finanziell nur sehr schwer zurechtzukommen – lediglich in Finnland, den Niederlanden und Schweden waren die Anteile niedriger.
Nach EU-Definition liegt eine materielle Entbehrung vor, wenn drei von neun Grundbedürfnissen aus finanziellen Gründen nicht befriedigt werden können. Sind es vier, spricht man von erheblicher materieller Entbehrung.
Zu den Grundbedürfnissen zählt etwa, die Wohnung angemessen heizen und die Miete rechtzeitig bezahlen zu können. Aber auch eine einwöchige Urlaubsreise oder ein eigenes Auto sollte das Budget zulassen.
Besonders gut schneiden hier erneut die skandinavischen Länder ab. Vergleichsweise hoch ist der Anteil der Haushalte, in denen es am Nötigsten fehlt, in Bulgarien und Rumänien.