Weinmarkt Lesezeit 4 Min.

Gute Lagen

Die Deutschen trinken immer weniger Alkohol. Das trifft aber vor allem die Bierbrauer – die Lust auf Wein ist nämlich ungebrochen. Allerdings gibt es im Weinanbau mittlerweile deutliche Konzentrationstendenzen, was der internationalen Konkurrenzfähigkeit zupasskommen dürfte.

Kernaussagen in Kürze:
  • Während der Bierkonsum in Deutschland seit 2009 von jährlich 111 auf zuletzt 101 Liter pro Person gesunken ist, stieg der Weinverkauf von 20,8 auf 21 Liter pro Kopf an.
  • Die deutschen Weinexporte verzeichnen ein Plus von 7 Prozent – sowohl bei der Menge als auch im Wert. Insgesamt wurden rund 1,1 Millionen Hektoliter für 308 Millionen Euro exportiert.
  • Wichtigstes Abnehmerland ist mit Abstand die USA, gefolgt von den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien und China.
Zur detaillierten Fassung

Will man beurteilen, wie es um den deutschen Weinmarkt steht, muss man beim Lieblingsalkohol der Deutschen beginnen. Und das ist Bier – nur steht der Gerstensaft längst nicht mehr so hoch im Kurs wie früher: Im Jahr 2017 wurden pro Kopf etwa 101 Liter verkauft – zehn Liter weniger als noch 2009.

Damit geht der Rückgang beim Alkoholkonsum der Bundesbürger fast vollständig auf Pils, Weißbier, Alt oder Kölsch zurück – 2009 trank jeder Deutsche rund 141 Liter alkoholische Getränke, acht Jahre später waren es nur noch 131 Liter.

An der Menge Wein, die pro Kopf konsumiert wurde, hat sich im gleichen Zeitraum indes fast nichts verändert:

Im Jahr 2017 flossen in Deutschland pro Kopf knapp 21 Liter Rot-, Rose- und Weißwein – das waren 0,2 Liter mehr als 2009.

Weder der Direktverkauf bei den Winzern noch jener in Fachhandlungen bildet den Schwerpunkt der innerdeutschen Weinversorgung. Die übernimmt der Lebensmittelhandel, allen voran die Discounter mit einem Marktanteil von 50 Prozent im Jahr 2017 – ein Plus von 2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Bei den Discountern gilt wiederum Aldi als das Maß aller Dinge, wie das Handelsblatt vermeldet.

Deutsche Weine am beliebtesten

Zu den Discountern passt auch der Preis, der in Deutschland im Durchschnitt für einen Liter Wein gezahlt wird: 2,92 Euro im Lebensmitteleinzelhandel. Für heimische Weine gaben die Verbraucher mit 3,15 Euro pro Liter etwas mehr aus. Und mit 51 Prozent Marktanteil beim Absatz stand Wein „made in Germany“ hoch im Kurs.

Kunden, die den Wein direkt beim Hersteller im Hofladen kaufen oder beim Fach- respektive Onlinehändler ordern, verfügen über eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft: Hier werden im Schnitt 6,75 Euro pro Liter erlöst.

Noch einmal ganz andere Preise bringen die Versteigerungen edler Tropfen, zum Beispiel auf der jährlichen Weinauktion „Großer Ring“ im September in Trier – allerdings geht es hier um deutlich kleinere Mengen, die kaum für den Massenmarkt geeignet sind. Das gilt beispielsweise für den Wein des deutschen Moderators und Entertainers Günther Jauch. Der ist nämlich auf dem Weinmarkt gleich doppelt umtriebig: Auf seinem Familien​gut „von Othegraven“ entstehen einerseits edle Rebensäfte, die in Trier schon mal mit 80 Euro pro Flasche unter den Hammer kommen. Andererseits gibt Jauch seinen Namen für einen Rot- und einen Weißwein beim Discounter. Die Tropfen stammen zwar nicht aus seinen Weinbergen, allerdings werden ausschließlich deutsche Trauben genutzt.

Beim Weinimport setzen die Bundesbürger derweil noch immer auf die altbekannten Weinnationen (Grafik):


im Jahr 2016 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Zuletzt kamen 16 Prozent des in Deutschland konsumierten Weins aus Italien, 12 Prozent aus Frankreich und 8 Prozent aus Spanien.

Auslandsgeschäft floriert

Der deutsche Weinexport hat sich 2017 merklich gesteigert – ein Plus von 7 Prozent sowohl bei der Menge als auch im Wert. Konkret wurden knapp 1,1 Millionen Hektoliter für 308 Millionen Euro exportiert. Wichtigster Abnehmer sind die USA, mit deutlichem Abstand folgen die Niederlande, Norwegen, Großbritannien und China.

Das Reich der Mitte gilt übrigens als Staat mit enormem Potenzial. Bereits seit 2013 ist es der größte Rotweinmarkt der Welt. Und das, obwohl der Weinkonsum dort noch immer weit unterdurchschnittlich ausfällt.

Deutsche Weine erfreuen sich im Ausland zunehmender Beliebtheit - allen voran in den USA wird Wein "Made in Germany" konsumiert. In Zukunft könnte auch die Nachfrage in China deutlich steigen.

Inwiefern deutsche Weinbauern in China, aber auch andernorts mitmischen können, hat vor allem damit zu tun, wie konkurrenzfähig sie sind – beim Geschmack, aber auch beim Preis.

Dafür, dass die Rentabilität auch im Geschäft mit dem Wein eine ganz zentrale Stellschraube ist, sprechen die deutlich sichtbaren Konzentrationstendenzen auf dem hiesigen Markt (Grafik):

Zahl der Betriebe nach bestockter Rebfläche in Hektar Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im Jahr 2010 gab es in Deutschland nur 655 Betriebe mit mindestens 20 Hektar Rebfläche, sechs Jahre später waren es bereits 890.

Zeitgleich ist die Zahl der kleineren Betriebe mit weniger als 10 Hektar Rebfläche teils massiv zurückgegangen; bei jenen mit 0,5 bis 1 Hektar beispielsweise um rund 30 Prozent.

Die Zahl der Betriebe ist in Deutschland zwischen 2010 und 2016 um knapp 17 Prozent gesunken. Gleichzeitig sind allerdings rund 2.000 Hektar an Rebfläche hinzugekommen. Apropos Rebflächen:

Am häufigsten wurden 2017 in Deutschland zwei Weißweinsorten angebaut – Riesling auf mehr als 23 Prozent der Gesamtfläche, Müller-Thurgau auf rund 12 Prozent.

Die beliebtesten Roten waren der Spätburgunder mit gut 11 Prozent der Weinanbaufläche und der Dornfelder mit knapp 8 Prozent. Generell hat sich der Anbau in Deutschland zwar deutlich zugunsten des Rotweins verschoben. Dennoch wächst noch immer nur auf etwa jedem dritten Hektar eine rote Sorte.

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