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Globale Bankenkrise hätte weitreichende Folgen

Erst der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, dann die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse – die Probleme im Bankensektor haben zuletzt hohe Wellen geschlagen. Das IW hat nun berechnet, was eine milde Version einer Bankenkrise für die Wirtschaft bedeuten würde.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bei einer milden globalen Bankenkrise würde das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2023 um 0,5 Prozent und 2024 um 2 Prozent sinken, zeigt eine IW-Modellrechnung.
  • Die privaten Investitionen würden im kommenden Jahr um 5,8 Prozent zurückgehen, der private Konsum um 2,2 Prozent.
  • Die EZB ist gefordert, zu verhindern, dass die Finanzmarkttumulte auf die Gesamtwirtschaft überspringen.
Zur detaillierten Fassung

Die Pleite der Silicon Valley Bank am 10. März 2023 weckte bei vielen böse Erinnerungen. Doch die jetzige Situation ist völlig anders als während der Finanzkrise 2008. Damals sorgten Kreditausfälle in den USA für weltweite Turbulenzen im Banken- und Finanzsektor. Heute sind die Geldinstitute wegen der steigenden Leitzinsen, mit denen Währungshüter in Amerika und Europa die Inflation bekämpfen, unter Druck.

Vereinfacht gesagt müssen Banken ihre risikobehafteten Geschäftsmodelle zügig anpassen. Wie so oft auf den Finanzplätzen der Welt geht es um Vertrauen.

Fehlt den Anlegern Vertrauen, ziehen sie Kapital aus den Banken ab. Diese müssen dann ihre Wertpapiere unter Wert verkaufen und geraten so in finanzielle Schwierigkeiten.

Das IW hat nun mit dem Global Economic Model von Oxford Economics die Auswirkungen einer milden globalen Bankenkrise modelliert. Sie gehen eher von einem „Was wäre wenn“-Fall aus, sollten fallende Aktienkurse zu sinkenden Bankenbewertungen führen.

Die EZB ist gefordert, zu verhindern, dass die Finanzmarkttumulte auf die Gesamtwirtschaft überspringen.

Der Berechnung liegen drei Annahmen zugrunde:

• Finanzmarkttumulte führen zu Kursverlusten an den globalen Aktienmärkten.

• Verschärfte Kreditbedingungen führen zu weniger Kreditvergaben und belasten die private Investitionstätigkeit.

• Vermögensverluste führen zum Rückgang beim privaten Konsum.

So lautet das Resultat (Grafik):

Bei einer Bankenkrise würde das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2023 um 0,5 Prozent und 2024 um 2 Prozent sinken.

Um so viel Prozent würden sich Bruttoinlandsprodukt, privater Konsum und private Investitionen im Falle einer globalen Bankenkrise laut Modellsimulation gegenüber dem Basisszenario verändern Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Ähnlich sieht das Szenario für die Vereinigten Staaten mit einem Verlust von 0,7 Prozent beziehungsweise 2,1 Prozent aus.

In Deutschland würden durch eine Bankenkrise die privaten Investitionen 2024 mit minus 5,8 Prozent stärker nachgeben als in den USA, in den USA wäre im Vergleich zur Bundesrepublik der private Konsum (minus 2,5 Prozent) stärker betroffen.

Die Zentralbanken – insbesondere die amerikanische Fed – stehen derzeit unter Druck, ihre Zinspolitik zu überdenken, denn einige Banken sind von den schnell steigenden Leitzinsen sichtlich überfordert. Insgesamt fehlt es den US-Banken am finanziellen Puffer, um die Zeit zu überbrücken, bis die Inflationsbremsen wirken. Auch die EZB ist gefordert, zu verhindern, dass die Finanzmarkttumulte auf die Gesamtwirtschaft überspringen.

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