Auslandsstudium Lesezeit 3 Min.

Ein Auslandssemester schadet nicht

Auch wenn viele Unternehmen von Bewerbern nicht explizit ein Auslandssemester oder -praktikum verlangen, so schätzen sie doch die Kompetenzen, die im Rahmen eines längeren Auslandsaufenthalts erworben werden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Zahl der auslandserfahrenen Akademiker wird immer größer: Im Jahr 2017 studierten rund 140.000 Deutsche im Ausland, das waren fast dreimal so viele wie noch zu Beginn des Jahrtausends.
  • Für die meisten Unternehmen, die Akademiker einstellen, ist die Auslandserfahrung kein Muss – allerdings erwarten die Arbeitgeber von Berufseinsteigern vor allem jene Kompetenzen, die üblicherweise während eines studienbezogenen Auslandsaufenthalts erworben werden.
  • Je größer der Betrieb, desto häufiger gibt es Jobs, die allein für Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrung reserviert sind – von Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern verfolgen fast 16 Prozent diese Einstellungspraxis
Zur detaillierten Fassung

Was bringt eine im Studium erworbene Auslandserfahrung für die berufliche Karriere? Dieser Frage ist der DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst – zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft nun zum vierten Mal nachgegangen. Anders als in den Vorgängerstudien wurde die Bedeutung eines Auslandsaufenthalts nicht nur für den Berufseinstieg, sondern erstmals auch für den späteren Karriereverlauf ermittelt.

Die Personalverantwortlichen wünschen sich kommunikationsstarke und selbstständige Problemlöser, die Offenheit für Neues, Flexibilität und Durchhaltevermögen zeigen – also all das, was üblicherweise während eines studienbezogenen Auslandsaufenthalts erworben wird.

Ein Fazit lautet: Der Stellenwert eines Auslandssemesters oder -praktikums hat sein Alleinstellungsmerkmal ein Stück weit verloren. Wenn man sich die Zahlen zu diesem Thema anschaut, wird klar, warum das so ist:

Im Jahr 2017 studierten rund 140.000 Deutsche im Ausland, das waren fast dreimal so viele wie noch zu Beginn des Jahrtausends.

Mit anderen Worten: Das Angebot an auslandserfahrenen Akademikern wird immer größer. Wahr ist aber auch, dass ihre Zahl von 2010 bis 2017 nicht stärker gestiegen ist als die Zahl der Studenten insgesamt.

Diejenigen, die auf ein Auslandsstudium verzichten, begründen das mit Finanzierungsschwierigkeiten oder mit einem befürchteten Zeitverlust im Studium. Letzteres sollte kein Hinderungsgrund sein: Denn den Unternehmen sind die durch den Auslandsaufenthalt gewonnenen Kompetenzen deutlich wichtiger als die Studiendauer. Zu den Fähigkeiten, die junge Leute im Rahmen ihrer Auslandserfahrung üblicherweise erwerben, zählen interkulturelle Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Selbstvertrauen und Offenheit für Neues.

Kommunikative Kompetenzen sind gefragt

Neben fachlich-methodischem Wissen erwarten Arbeitgeber von akademischen Berufseinsteigern vor allem soziale und kommunikative Kompetenzen. Die im Rahmen der Studie befragten Personalverantwortlichen wünschen sich kommunikationsstarke und selbstständige Problemlöser, die Offenheit für Neues, Flexibilität und Durchhaltevermögen zeigen – also all das, was üblicherweise während eines studienbezogenen Auslandsaufenthalts erworben wird.

Gleichwohl ist die Auslandserfahrung für die meisten Unternehmen, die Akademiker einstellen, kein Muss (Grafik):

Nur knapp 6 Prozent der Unternehmen mit Akademikern in Deutschland behalten einige oder fast alle Einstiegspositionen jenen Hochschulabsolventen vor, die mindestens ein Auslandssemester oder ein Praktikum im Ausland absolviert haben.

So viel Prozent der Unternehmen behalten Einstiegspositionen grundsätzlich Hochschulabsolventen mit studienbezogenen Auslandserfahrungen vor Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Je größer das Unternehmen, desto häufiger gibt es Jobs, die allein für solche Hochschulabsolventen reserviert sind – von den Betrieben mit mindestens 250 Mitarbeitern verfolgen fast 16 Prozent diese Einstellungspraxis.

Auch wenn ein studienbezogener Auslandsaufenthalt keine unabdingbare Voraussetzung ist, um Karriere zu machen, kann dieser doch zu zusätzlichen beruflichen Optionen führen. Denn die Kompetenzen, die Studenten im Ausland erwerben, sind in einer durch permanenten Veränderungsdruck und Unwägbarkeit geprägten Arbeitswelt gefragter denn je.

Dies gilt nicht allein für Berufseinsteiger, sondern auch für künftige Führungskräfte. Vor allem in international tätigen Unternehmen können sich zusätzliche Karrierechancen ergeben, da die berufliche Auslandserfahrung bei der Besetzung von Führungspositionen hier eine deutlich größere Rolle spielt als in auf den Inlandsmarkt fokussierten Betrieben. Und wer bereits als Student längere Zeit im Ausland war, hat in der Regel auch bessere Chancen, im Laufe der Berufstätigkeit Auslandseinsätze zu übernehmen oder Erfahrungen in internationaler Projektarbeit zu sammeln.

Explizite Auslandserfahrung spielt für die meisten Unternehmen, die eine Führungskraft suchen, zwar keine Rolle, gleichwohl dürften die gefragten Kompetenzen bei längeren Auslandsaufenthalten gefördert werden (Grafik):

Fast alle Unternehmen, die eine Führungsposition besetzen möchten, erwarten von den Bewerbern, dass sie mit unsicheren Situationen umgehen und sich auf unterschiedlichste Charaktere einstellen können.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland halten es in der Regel für wichtig, dass Bewerber für eine Führungsposition die Fähigkeit haben, … Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Zwei Drittel der Betriebe halten es außerdem für wichtig, dass Bewerber mit Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Kollegen aus anderen Kulturkreisen umgehen können.

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