M+E-Strukturbericht Lesezeit 4 Min.

Die starken M+E-Regionen

Im Süden stark, im Norden und Osten eher unterrepräsentiert – die Metall- und Elektro-Industrie weist in Deutschland deutliche regionale Unterschiede auf. Auch bei den Betriebsgrößen und dem Mitarbeiterzuwachs ergibt sich ein differenziertes Bild, wie eine Datenauswertung der IW Consult zeigt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Hochburgen der deutschen Metall- und Elektro-Industrie finden sich vor allem in Baden-Württemberg und Bayern.
  • Es gibt aber auch versteckte M+E-Perlen: Dazu zählen unter anderem das Saarland und auf regionaler Ebene das Sauerland und das Bergische Land in Nordrhein-Westfalen. Am besten entwickelt hat sich der größte deutsche Industriezweig seit 2011 in Niedersachsen.
  • In Regionen, wo die M+E-Industrie stark vertreten ist, ist die Arbeitslosigkeit zumeist niedrig und die Erwerbsbeteiligung hoch.
Zur detaillierten Fassung

Die Metall- und Elektro-Industrie ist ein wichtiger Arbeitgeber in Deutschland. Darüber hinaus zählt sie zu den Pfeilern der deutschen Wirtschaft. Ihre Bedeutung innerhalb der Bundesrepublik ist aber nicht überall gleich groß, denn die M+E-­Betriebe sind recht ungleichmäßig über das Land verteilt – mit regionalen Schwerpunkten. Besonders stark vertreten ist die M+E-Industrie im Süden der Republik (Grafik):

Mehr als ein Drittel der M+E-Firmensitze befindet sich in Bayern und Baden-Württemberg. Anteile der Bundesländer an Betrieben, Umsatz und Beschäftigten in der Metall- und Elektro-Industrie im Jahr 2017 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Diese Unternehmen stellen mehr als 45 Prozent der gesamten M+E-Arbeitsplätze in Deutschland.

Auch Nordrhein-Westfalen ist mit knapp einem Viertel der Betriebe ein wichtiger Standort der M+E-Industrie. Insgesamt erzielten die M+E-Unternehmen in diesen drei Bundesländern exakt 62 Prozent des gesamten Umsatzes der Branche in Deutschland im Jahr 2017.

Da Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zugleich auch die einwohnerstärksten Bundesländer sind, lohnt sich ein Blick auf die relative Konzentration, um die Bedeutung der M+E-Industrie in den Regionen Deutschlands besser einschätzen zu können. Die IW Consult hat im Strukturbericht 2018 eine entsprechende Auswertung vorgenommen und die regionale Arbeitsplatzdichte der M+E-Industrie in Relation zum bundesweiten Durchschnitt gesetzt. Bei einem Wert größer 1 war die M+E-Industrie in der entsprechenden Region 2017 überdurchschnittlich stark, bei einem Wert kleiner 1 unterdurchschnittlich vertreten. Ein interessantes Ergebnis:

Mit einem Standortquotienten von 1,25 zählt das Saarland zu den stärksten M+E-Regionen.

Vor allem im Saarpfalz-Kreis und im Landkreis Saarlouis gibt es aufgrund der dort ansässigen Automobilindustrie viele M+E-Arbeitsplätze.

Nordrhein-Westfalen schneidet in der Betrachtung als Bundesland zwar unterdurchschnittlich ab (0,86), verfügt aber über regionale M+E-Schwerpunkte. So ist die M+E-Industrie im Sauerland sowie im Bergischen Land ein bedeutender Arbeitgeber. Prägend sind hier viele kleine und mittelständische Unternehmen in den Branchen Metallerzeugnisse und Automobilzulieferindustrie.

Ganz vorn im Arbeitsplatz-Ranking liegt Baden-Württemberg. Von den 44 Landkreisen weisen 36 eine im Bundesvergleich überdurchschnittliche Dichte an Beschäftigten in der Metall-und Elektro-Industrie auf.

Ganz vorn im Arbeitsplatz-Ranking liegt Baden-Württemberg (1,72). Von den 44 Landkreisen weisen 36 eine im Bundesvergleich überdurchschnittliche M+E-Beschäftigungsdichte auf. Im Vergleich dazu ist die M+E-Industrie in Nord- und Ostdeutschland deutlich schwächer vertreten. Thüringen, Sachsen und Niedersachsen stehen dabei noch vergleichsweise gut da, vor allem weil sie über regionale Schwerpunkte verfügen, die das Gesamtergebnis verbessern. Niedersachsen profitiert zum Beispiel stark von der Automobilindustrie in und um Wolfsburg.

Anders als andere Branchen konzentriert sich die M+E-Industrie nicht auf die urbanen Zentren:

Lediglich ein Viertel aller M+E-Arbeitsplätze befindet sich in Großstädten.

Wesentlich präsenter sind die M+E-Betriebe in dichter besiedelten Regionen nahe der Ballungszentren.

Betrachtet man die Betriebsgrößen, so ergibt sich sowohl auf Bundesländer- als auch auf Kreisebene ein West-Ost-Gefälle. In den alten Bundesländern arbeiten im Schnitt 172 Beschäftigte in einem Betrieb, in den neuen sind es knapp 100.

Wo sich die Metall- und Elektro-Industrie am dynamischsten entwickelt

Während beim Standortquotienten und der Betriebsgröße ähnliche Tendenzen zu erkennen sind, zeigt sich ein anderes Bild in puncto Beschäftigungszuwachs (Grafik):

Zwischen 2011 und 2017 stieg die Zahl der Beschäftigten in Niedersachsen mit einem Plus von 15,4 Prozent deutschlandweit am stärksten. Veränderung der Beschäftigtenzahl in der Metall- und Elektro-Industrie von 2011 bis 2017 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch in Sachsen lag der Anstieg mit 14 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnittswert von 8,4 Prozent. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind die Regionen Stadt Leipzig, Kreis Zwickau und Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Bayern und Baden-Württemberg sind auch beim Beschäftigungswachstum im vorderen Feld vertreten, sowie nun auch Bremen und Schleswig-Holstein.

Trotz der allgemein sehr positiven Wirtschaftsentwicklung mussten die vier Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Saarland und Mecklenburg-Vorpommern einen Beschäftigungsrückgang in der Metall- und Elektro-Industrie hinnehmen. Ein klares Muster ist dabei nicht zu erkennen: Alle Bundesländer verfügen sowohl über wachsende als auch schrumpfende Regionen.

Viele starke M+E-Standorte gehören zu den Regionen mit der deutschlandweit geringsten Arbeitslosigkeit.

Wie wichtig eine starke M+E-Industrie für eine Region ist, zeigt sich an den indirekten ökonomischen Wirkungen. So lässt sich empirisch ein klarer positiver Zusammenhang zwischen der mit dem Standortquotienten gemessenen M+E-Industriedichte und der Erwerbsbeteiligung nachweisen. Paradebeispiele dafür sind die kreisfreien Städte Schweinfurt, Wolfsburg, Ingolstadt und Erlangen. Auch in ländlichen Regionen lässt sich der Effekt in abgeschwächter Version belegen.

Andere starke M+E-Standorte gehören zu den Regionen mit der deutschlandweit geringsten Arbeitslosigkeit. Dazu zählen die Kreise Main-Spessart, Unterallgäu und Erlangen-Höchstadt. Und auch beim Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner sind Regionen mit einem M+E-­Schwerpunkt in der Spitzengruppe vertreten. Zu nennen sind hier die kreisfreien Städte Wolfsburg, Ingolstadt und Erlangen.

 

Dieser Beitrag basiert auf dem Gutachten „Fünfter Strukturbericht für die M+E-Industrie in Deutschland“, das die IW Consult im Auftrag des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall erstellt hat. Download unter gesamtmetall.de

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