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Das Elterngeld und seine erstaunlichen Folgen

Die Einführung des Elterngelds und der Ausbau der Betreuungsinfrastruktur haben dazu geführt, dass Frauen mit kleinen Kindern heute häufiger arbeiten als früher. Im ersten Lebensjahr ihres Nachwuchses bleiben jedoch mehr Mütter zu Hause als noch vor zehn Jahren.

Kernaussagen in Kürze:
  • Gut zehn Jahre nach der Einführung des Elterngelds kristallisieren sich die Folgen der familienpolitischen Leistung heraus: In den ersten zwölf Lebensmonaten eines Kindes steigen wesentlich mehr Frauen als früher aus dem Berufsleben aus.
  • Mütter von ein- und zweijährigen Kindern sind dagegen häufiger erwerbstätig – beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben hilft ihnen auch der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.
  • Nach wie vor sind es in der Regel die Frauen, die die maximale Bezugsdauer des Elterngelds von zwölf Monaten ausschöpfen, während sich Väter meist auf zwei Partnermonate beschränken – obwohl Männer im Schnitt die höheren Ansprüche haben.
Zur detaillierten Fassung

Mütter mit kleinen Kindern arbeiten heute deutlich häufiger als vor der Einführung des Elterngelds im Jahr 2007. Das Elterngeld ist eine familienpolitische Leistung, die einen finanziellen Schonraum für Familien im ersten Lebensjahr des Kindes schafft, da das entfallende Einkommen des betreuenden Elternteils kompensiert wird. Weil Familien damit im ersten Lebensjahr des Nachwuchses mehr Geld zur Verfügung steht als früher, ist die Erwerbsbeteiligung von Müttern in den ersten zwölf Monaten nach der Geburt des Kindes gesunken – von rund 22 Prozent im Jahr 2006 auf gut 9 Prozent 2017. Anders sieht es aus, wenn das Kind älter wird (Grafik):

Im Jahr 2017 waren 44 Prozent der Mütter, die Kinder im Alter von zwölf bis 24 Monaten hatten, erwerbstätig – das waren 10 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2006. Erwerbstätigkeit von Müttern nach Alter des jüngsten Kindes Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im dritten Lebensjahr des Kindes gehen dann sogar noch mehr Mütter einer Arbeit nach: Waren es 2006 erst 44 Prozent, sind es mittlerweile rund 60 Prozent. Hinzu kommt, dass auch mehr Mütter als früher bereits wenige Jahre nach einer Geburt wieder in Vollzeit arbeiten.

Obwohl Mütter und Väter die Bezugsdauer des Elterngelds untereinander beliebig aufteilen können, nutzen in der Regel die Frauen die maximale Bezugsdauer von zwölf Monaten.

Obwohl Mütter und Väter die Bezugsdauer des Elterngelds untereinander beliebig aufteilen können, nutzen in der Regel die Frauen die maximale Bezugsdauer von zwölf Monaten. Väter nehmen meist nur die zwei zusätzlichen Partnermonate in Anspruch – und auch das tun längst nicht alle. Von den Vätern, deren Kinder im zweiten Quartal 2018 geboren wurden, haben sich knapp 36 Prozent dafür entschieden. Dabei beziehen Väter im Schnitt viel höhere Leistungen als Mütter:

Im ersten Quartal 2018 betrug der durchschnittliche monatliche Elterngeldanspruch (ohne ElterngeldPlus) für Väter 1.181 Euro – Mütter kamen dagegen nur auf 798 Euro.

In dieser Differenz spiegeln sich auch die unterschiedlichen Einkommensniveaus von Frauen und Männern wider. Denn die Höhe des Elterngelds richtet sich nach dem Erwerbseinkommen der letzten zwölf Monate vor der Geburt. Dass Männer oft mehr verdienen als ihre Partnerinnen, hängt in erster Linie mit dem unterschiedlichen Berufswahlverhalten von Männern und Frauen zusammen. Außerdem sind Männer in der Regel älter und oft auch höher qualifiziert als ihre Partnerinnen, was sich ebenfalls in einem höheren Elterngeld niederschlägt. Drittens sind viele Mütter vor der Geburt zweiter und weiterer Kinder nicht voll erwerbstätig, was für diese Frauen wiederum ein niedrigeres Elterngeld zur Folge hat.

Um Müttern den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern, wurde das Betreuungsangebot für unter Dreijährige ausgebaut. Außerdem haben Eltern seit August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, sobald der Nachwuchs ein Jahr alt ist.

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