Mompreneurs: Gründen mit Kindern
Weil der Arbeitsmarkt boomt, wagen immer weniger Bundesbürger den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zahl der Unternehmensgründer ist seit 2005 – als die Arbeitslosigkeit einen Höchststand erreichte – um fast die Hälfte zurückgegangen. Ein Lichtblick ist allerdings der langfristig gestiegene Anteil von Frauen, darunter auch viele Mompreneurs: Gründerinnen mit Kindern.
- Die Zahl der Existenzgründer ist in Deutschland tendenziell rückläufig, zu erklären ist dies zum Teil mit der guten Lage am Arbeitsmarkt.
- Der Frauenanteil an allen Gründungen lag 2016 bei immerhin 40 Prozent, und damit um 4 Prozentpunkte höher als 2005.
- Mompreneurs, also Gründerinnen mit Kindern, wagen den Schritt in die Selbstständigkeit vor allem, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können.
Der enge Zusammenhang zwischen der Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem Gründungsgeschehen ist offensichtlich: Im Jahr 2005 hatte Deutschland die meisten Arbeitslosen seit der Wiedervereinigung, im selben Jahr versuchten fast 1,3 Millionen Frauen und Männer ihr Glück und gründeten ein Unternehmen im Voll- oder Nebenerwerb. Als Nebenerwerb gilt eine Erwerbstätigkeit, wenn sie zusätzlich zu einer hauptberuflichen Beschäftigung, einem Studium oder einer überwiegenden Tätigkeit in Haushalt und Familie ausgeübt wird.
Inzwischen ist die Arbeitslosenzahl auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken – und die Zahl der Existenzgründungen ist um 48 Prozent auf 672.000 eingebrochen. Beim Gründungsgeschehen gibt es aber auch eine erfreuliche Entwicklung, wie eine Studie der KfW-Bankengruppe zeigt (Grafik):
Rund 40 Prozent der aktuellen Gründer sind Frauen – ihr Anteil hat sich damit von 2005 bis 2016 um 4 Prozentpunkte erhöht.
Doch auch wenn es langsam bergauf geht, der Frauenanteil schwankt: In den Jahren 2013 bis 2015 war ihr Stück vom Existenzgründungskuchen mit je 43 Prozent noch deutlich größer.
Auffallend ist zudem, dass derzeit rund 39 Prozent der Gründerinnen mindestens ein minderjähriges Kind zu versorgen haben, während dies nur auf 33 Prozent der männlichen Existenzgründer zutrifft.
Frauen gründen anders: öfter mit Kindern, häufiger in Teilzeit – und seltener mit dem Ziel, zügig eine größere Firma aufzubauen.
Dieser Unterschied resultiert daraus, dass Frauen tendenziell anders gründen als Männer: häufiger in Teilzeit, öfter im Bereich der persönlichen Dienstleistungen wie im Gesundheitswesen sowie seltener mit dem Ziel, zügig ein größeres Unternehmen mit angestellten Mitarbeitern aufzubauen.
Vielmehr haben gerade die Mompreneurs ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen:
Fast die Hälfte der Gründerinnen mit Kindern hat sich deshalb selbstständig gemacht, weil sich Beruf und Familie so besser unter einen Hut bringen lassen.
Die Kinderbetreuung fordert jedoch ihren Tribut: Zwar gründen fast genauso viele Mompreneurs ihr Unternehmen im Vollerwerb wie Gründerinnen ohne Kinder. Allerdings treten sie bei der Wochenarbeitszeit deutlich kürzer: Existenzgründerinnen mit Kindern arbeiten im Schnitt 36 Stunden in der Woche – Gründerinnen ohne Kinder kommen auf 47 Stunden.