Aktien- und Immobilienmärkte Lesezeit 3 Min.

Corona-Krise am Kapitalmarkt?

Die Corona-Pandemie legt weite Teile des gesellschaftlichen Lebens und der Wirtschaft lahm – entsprechend heftig reagieren die Kapitalmärkte. Doch ein Blick auf vergangene Krisen zeigt: Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass sich die Märkte auch dieses Mal wieder einigermaßen schnell erholen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Corona-Pandemie legt weite Teile des gesellschaftlichen Lebens und der Wirtschaft lahm – entsprechend heftig reagieren die Kapitalmärkte.
  • Am 19. Februar 2020 notierte der deutsche Leitindex bei 13.789 Punkten – von diesem historischen Höchststand hat er bis zum 23. März rund 37 Prozent verloren.
  • Ein Blick auf vergangene Krisen zeigt aber, dass sich die Märkte auch dieses Mal wieder einigermaßen schnell erholen könnten.
Zur detaillierten Fassung

Wer in diesen Tagen die Entwicklung des Deutschen Aktienindex (Dax) verfolgt, der scheint in einen schier endlosen Abgrund zu blicken: Am 19. Februar 2020 notierte der deutsche Leitindex bei 13.789 Punkten – von diesem historischen Höchststand hat er bis zum 23. März fast 37 Prozent verloren (Grafik).

Entwicklung des Dax während der Corona-Pandemie Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen

Zwar machen derzeit die Sorgen um die Gesundheit alles andere zur Nebensache, doch mancher private Anleger wird sich wohl auch fragen, ob er seine Wertpapiere nicht lieber schnell verkaufen soll, um noch größere Verluste zu vermeiden.

Die Antwort lautet: Nein. Das zumindest legt ein Blick auf die Kursverläufe nach vergangenen Krisen nahe – doch dazu später. Zunächst sollte sich jeder klarmachen, was genau die Aktienkurse und den Wert von Immobilien bestimmt. Als Aktionär ist man Miteigentümer eines Unternehmens und dessen Wert ergibt sich aus den vermuteten künftigen Gewinnen. Bei Immobilien dagegen wird der Wert durch die künftigen Nettomieterträge bestimmt. In beiden Fällen spielen demnach Erwartungen eine entscheidende Rolle.

Kapitalmärkte sind krisenerprobt

Kein Wunder also, dass es schon in normalen Zeiten sehr schwierig ist, belastbare Aussagen über die künftige Entwicklung zu machen. Doch damit nicht genug: Immer wieder kommt es zu Ereignissen, bei denen die Erwartungen der Marktteilnehmer überschießen, wie Ökonomen es nennen. Das kann sowohl in die eine als auch in die andere Richtung geschehen: In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zum Beispiel kamen die sogenannten Dotcom-Unternehmen an die Börse. Und weil die Anleger von diesen Unternehmen der New Economy schiere Wunder erwarteten, stiegen die Kurse an der Technologiebörse Nemax erst rasant an – zwei Jahre später platzte die Blase und die Kurse fielen ins Bodenlose.

Die New-Economy-Krise schlug auch auf den Dax durch, dessen Einbruch ein Jahr später noch durch die Terroranschläge von New York verstärkt wurde (Grafik):

Im Februar 2000 stand der Dax bei 7.645 Punkten und fiel bis auf 2.424 Punkte im März 2003.

Entwicklung des Dax nach der Dotcom-Blase Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen

Von da an ging es wieder bergauf, es dauerte jedoch bis 2007, bis die Verluste wieder wettgemacht waren. Wie jeder weiß, ließ die nächste Krise nicht lange auf sich warten, denn noch im gleichen Jahr begann in den USA das, was sich dann zu einer weltweiten Finanzkrise entwickelte (Grafik).

Entwicklung des Dax nach der weltweiten Finanzkrise 2007 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen

Der Dax fiel daraufhin von gut 6.400 Punkten auf rund 3.800 Punkte – dieses Mal dauerte es aber nur rund drei Jahre, bis sich die Kurse wieder erholt hatten.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind ein kombinierter Nachfrage- und Angebotsschock, es kommen noch Produktionsausfälle – und damit Gewinneinbrüche – in wahrscheinlich großem Ausmaß hinzu.

Darf man nun den aktuellen Börsencrash mit den früheren Krisen vergleichen? Man darf – auch wenn es durchaus Unterschiede gibt. So war die Finanzkrise vor allem ein Nachfrageschock, also ein Ausfall der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise dagegen sind ein kombinierter Nachfrage- und Angebotsschock, es kommen demzufolge noch Produktionsausfälle – und damit Gewinneinbrüche – in wahrscheinlich großem Ausmaß hinzu.

Doch auch hier lässt ein Blick in die Vergangenheit hoffen: Im Jahr 1918, als die Spanische Grippe wütete und zig Millionen Tote forderte, brach die Wirtschaft ebenfalls stark ein, erholte sich aber relativ schnell.

Begrenzte Auswirkungen auf Immobilienmarkt

Analog zu den Aktienmärkten sollten auch die Auswirkungen auf den deutschen Immobilienmarkt begrenzt sein. Sicherlich wird die Unsicherheit dazu führen, dass einige Eigentümer ihre Immobilien verkaufen möchten und potenzielle Käufer sich zurückhalten. Gleichzeitig gibt es aber auch Investoren, die nur darauf warten, wieder geeignete Anlageobjekte zu finden. Das alles wird wahrscheinlich dazu führen, dass sich die Abschwächung des Preisanstiegs auf dem Immobilienmarkt weiter fortsetzt, es aber keinen Crash geben wird.

Für private Anleger heißt deshalb die derzeitige Devise: Ruhe bewahren.

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