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Chinas wachsende Abhängigkeit von russischer Kohle

Auch für das Reich der Mitte ist Russland ein wichtiger Energielieferant. In den vergangenen zehn Jahren sind die chinesischen Importe von Kohle, Öl und Gas aus Russland stark gestiegen, doch der Ukraine-Krieg könnte Peking nun politisch unter Druck setzen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Anteile der chinesischen Importe von Kohle, Öl und Gas aus Russland haben sich zwischen 2010 und 2020 mehr als verdoppelt.
  • Künftig dürfte noch mehr russisches Gas nach China exportiert werden: Ein 30-Jahre-Liefervertrag, der im Februar 2022 geschlossen wurde, sieht die Ausfuhr von zusätzlich zehn Milliarden Kubikmeter russischen Gases pro Jahr vor.
  • Russland ist außerdem der größte Empfänger chinesischer Auslandshilfen: Die Darlehen und Zuschüsse, die China in der Vergangenheit zur Verfügung stellte, flossen vor allem in die Infrastruktur des russischen Energiesektors.
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China ist der größte Energieverbraucher der Welt: Im Jahr 2020 betrug sein Primärenergieverbrauch rund 145 Exajoule, die USA als zweitgrößter Energienutzer kamen auf knapp 88 Exajoule, Deutschland auf gut 12. Chinas wichtigste Energiequelle ist Kohle, auf sie entfielen im Jahr 2020 fast 57 Prozent des chinesischen Energieverbrauchs.

Im Jahr 2020 war Russland Chinas drittgrößter Kohlelieferant, 2021 ist Moskau mit einem Anteil von 26 Prozent an den gesamten chinesischen Kohleimporten bereits auf Platz zwei aufgerückt.

Längst kann China die fossilen Energien, die es verbraucht, nicht mehr selbst fördern – das Land ist stark abhängig von ausländischen Energielieferungen. Vor allem die Importe aus Russland haben zuletzt stark zugelegt (Grafik):

Die Anteile der chinesischen Importe von Kohle, Öl und Gas aus Russland haben sich zwischen 2010 und 2020 mehr als verdoppelt.

So viel Prozent der chinesischen Energieimporte stammten 2010 und 2020 aus Russland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Russland war im Jahr 2020 mit 33,7 Millionen Tonnen Chinas drittgrößter Kohlelieferant. Mehr Kohle importierte Peking nur aus Australien (38,1 Prozent) und Indonesien (27,4 Prozent). Weil Australien Forderungen nach einer Untersuchung des Coronavirus-Ursprungs unterstützt hatte, verhängte China im Herbst 2020 jedoch einen inoffiziellen Boykott gegen die Einfuhr australischer Kohle. Im Jahr 2021 wurde deshalb fast gar keine australische Kohle mehr eingeführt, stattdessen steigerte China die eigene Förderung sowie die Importe aus Russland und Indonesien.

Mit einem wertmäßigen Anteil von rund 26 Prozent an den gesamten chinesischen Kohleimporten im Jahr 2021 ist Russland nunmehr auf Platz zwei der wichtigsten Kohlelieferanten Chinas aufgerückt.

Bereits 2020 war Russland Chinas zweitgrößter Öllieferant, beim Gas rangierte Moskau auf Platz drei. Künftig dürfte zudem deutlich mehr russisches Gas nach China exportiert werden: Ein 30-Jahre-Liefervertrag, der im Februar 2022 zwischen den beiden Staaten geschlossen wurde, sieht die Ausfuhr von zusätzlich zehn Milliarden Kubikmeter russischen Gases pro Jahr vor. Zudem sind weitere Projekte zur Steigerung der Gaslieferungen Richtung China geplant.

Russland ist außerdem der größte Empfänger chinesischer Auslandshilfen: Zwischen 2000 und 2014 stellte Peking Moskau insgesamt 36,6 Milliarden Dollar an Darlehen und Zuschüssen zur Verfügung, die vor allem in die Infrastruktur des russischen Energiesektors flossen. Und zahlreiche Projekte der chinesischen Belt-and-Road-Initiative in Russland konzentrieren sich auf fossile Brennstoffe.

Russland: Chinas größter politischer Verbündeter

China steht damit vor einem schwierigen Balanceakt: Einerseits ist Russland ein wichtiger Energielieferant für Peking und dessen größter politischer Verbündeter, andererseits machte der Warenhandel mit Russland im Jahr 2021 gerade einmal 2,4 Prozent des gesamten chinesischen Warenhandels aus. Die EU und die USA sind Chinas wichtigste Handelspartner, die beide zumindest irritiert wären, falls China nachweislich die wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen des Westens gegen Russland unterlaufen würde.

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