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Wohnungsnot der Studenten verschärft sich weiter

Seit Jahren steigt die Zahl der Studenten in Deutschland, doch die Zahl der Wohnheimplätze hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Im Bundesdurchschnitt gibt es nur für knapp jeden zehnten Studenten ein Wohnheimzimmer. Auch die Corona-Pandemie hat an der studentischen Wohnungsnot nichts geändert.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bundesweit gab es Anfang 2020 rund 239.000 staatlich geförderte Wohnheimzimmer, die Platz für 9,4 Prozent der in Deutschland eingeschriebenen Studenten boten.
  • Die bundesweit größte Unterbringungsquote mit Wohnheimzimmern hat Thüringen mit knapp 17 Prozent.
  • Weil sich auch im Coronajahr 2020 mehr Studenten in Deutschland eingeschrieben haben als im Vorjahr, verschärft sich die Wohnungsnot weiter.
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Mit 158 Theologie-Studenten ist das mittelfränkische Neuendettelsau wahrlich kein Studi-Hotspot. Doch wer eine preisgünstige Bleibe sucht, ist in der bayerischen Kleinstadt bestens aufgehoben: Denn hier gibt es 98 Wohnheimplätze. Die Unterbringungsquote, also das Verhältnis von Studenten zu Wohnheimplätzen, beträgt damit in Neuendettelsau sagenhafte 62 Prozent. Auf solch eine Quote kommt sonst keine andere deutsche Universitätsstadt, geschweige denn irgendein Bundesland (Grafik):

Die höchste Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen bot im Wintersemester 2019/20 Thüringen mit 16,5 Prozent – am niedrigsten fiel sie in Berlin mit knapp 6 Prozent aus.

So viel Prozent der Studenten in den jeweiligen Bundesländern konnten im Wintersemester 2019/20 in einem öffentlich geförderten Wohnheim unterkommen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wie gut beziehungsweise schlecht das Angebot an Wohnheimplätzen im jeweiligen Bundesland ist, hat mehrere Ursachen: Zum einen gibt es in den neuen Bundesländern historisch bedingt etwas mehr Plätze als in den alten. Zum anderen ist der Versorgungsgrad auch abhängig davon, ob und in welchem Umfang ein Bundesland den Wohnheimbau für Studenten fördert. So hatte Klaus Wowereit, der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, schon vor ein paar Jahren den Neubau von 5.000 zusätzlichen Wohnheimplätzen für Studenten in der Hauptstadt in Aussicht gestellt – ein Versprechen, das bis heute nicht eingelöst wurde.

Die durchschnittliche Monatsmiete in einer Wohnanlage des Studentenwerks betrug Ende 2019 knapp 260 Euro – einschließlich Nebenkosten. Doch nur ein Bruchteil der Studenten hat die Chance, in solch einer günstigen Unterkunft unterzukommen.

Bis auf wenige Ausnahmen ist bezahlbarer Wohnraum für Studenten aber grundsätzlich überall knapp. Die durchschnittliche Monatsmiete in einer Wohnanlage des Studentenwerks betrug Ende 2019 knapp 260 Euro – einschließlich Nebenkosten. Doch nur ein Bruchteil der Studenten hat die Chance, in solch einer günstigen Unterkunft unterzukommen:

Bundesweit gab es Anfang 2020 rund 239.000 staatlich geförderte Wohnheimzimmer, die Platz für 9,4 Prozent der in Deutschland eingeschriebenen Studenten boten. Hinzu kommen rund 17.000 Plätze, die aktuell in Planung oder im Bau sind.

Zwölf Jahre zuvor betrug die Unterbringungsquote noch rund 12 Prozent, im Jahr 1991 lag sie sogar bei knapp 15 Prozent.

Und die Wohnungsnot verschärft sich weiter: Obwohl im Sommersemester 2020 fast 25.000 weniger ausländische Studienanfänger ein Studium in Deutschland begonnen haben als ein Jahr zuvor, erhöhte sich die Zahl der in Deutschland immatrikulierten Studenten im selben Zeitraum um annähernd 21.000. Insgesamt studierten im Sommersemester 2020 in der Bundesrepublik mehr als 2,7 Millionen junge Leute – die aktuelle Zahl dürfte sogar nochmal höher ausfallen, da im Wintersemester regelmäßig mehr Menschen ein Studium beginnen als im Sommersemester.

Auch während der Pandemie müssen viele Studenten vor Ort sein

Das Deutsche Studentenwerk weist überdies darauf hin, dass auch in der Pandemie die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum hoch bleibt. Denn spätestens, wenn es an den Hochschulen wieder möglich sei, eine Mischung aus Präsenz- und digitaler Lehre anzubieten, müssten auch wieder alle Studenten vor Ort sein. Und selbst in Zeiten reinen Digitalunterrichts zieht es viele Hochschüler an ihren Studienort, weil etwa Bibliotheken oder Laborplätze nur dort vorhanden sind.

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