Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Berufsausbildung Lesezeit 3 Min.

Wo junge Fachkräfte am meisten verdienen können

Geld ist nicht alles, aber zweifellos ein wichtiges Kriterium bei der Berufswahl. Welche Ausbildungsberufe sich für junge Leute bereits in frühen Berufsjahren finanziell lohnen, zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Kernaussagen in Kürze:
  • Junge Fachkräfte können in einigen Berufen überdurchschnittlich viel verdienen: So erhielten Beschäftigte unter 40 Jahren, die sich in der technischen Forschung und Entwicklung spezialisiert hatten, im Jahr 2023 ein monatliches Medianentgelt von rund 5.700 Euro brutto.
  • Vor allem bestimmte Berufe in der Metall- und Elektro-Industrie bieten jungen Arbeitnehmern gute Verdienstmöglichkeiten.
  • Allgemein wäre es wichtig, die Ausbildungsberufsbilder insgesamt populärer zu machen und vor allem die langfristig guten Verdienstaussichten stärker zu betonen.
Zur detaillierten Fassung

Der Trend zum Studium ist ungebrochen: Seit 2011 liegt die Studienanfängerquote – das ist der durchschnittliche Anteil der Studienanfänger an der Bevölkerung ihres jeweiligen Geburtsjahres – in Deutschland kontinuierlich bei mehr als 55 Prozent. In den vergangenen drei Jahren begannen damit jeweils mehr als 470.000 Personen ein Studium. Von 2000 bis 2010 betrug die Studienanfängerquote im Schnitt erst rund 38 Prozent.

Parallel dazu sank die Zahl der jungen Menschen, die eine Berufsausbildung aufnahmen, zwischen 2011 und 2023 um insgesamt rund 75.000. Azubi-Mangel überall also: Im vergangenen Jahr blieben mit gut 13 Prozent so viele Ausbildungsplätze unbesetzt wie noch nie.

Dabei lässt sich in vielen Branchen schon während der Ausbildung gutes Geld verdienen (Grafik):

Die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen liegen in einigen Berufen bei mehr als 1.200 Euro brutto im Monat.

Durchschnittliches Bruttomonatsgehalt von Auszubildenden in Deutschland in tarifgebundenen Berufen im Jahr 2023 in Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Am meisten verdienen Auszubildende mit durchschnittlich rund 1.300 Euro brutto im Monat in der Milchtechnologie. Dort verarbeiten die Nachwuchskräfte beispielsweise Rohmilch zu Milchprodukten und Käse. Auch die tarifliche Ausbildungsvergütung für viele angehende Handwerker wie Zimmerleute, Gerüst- und Straßenbauer, Maurer oder Fliesenleger ist weit überdurchschnittlich.

Gute Verdienstaussichten in vielen Ausbildungsberufen

Dass sich trotzdem so viele Schulabgänger für ein Studium entscheiden, liegt sicherlich auch an der späteren Verdienstaussicht. So verdienen Akademiker zwar erst später Geld als Absolventen einer Berufsausbildung, streichen dafür dann aber häufig höhere Gehälter ein. Allerdings können auch manche junge Arbeitnehmer, die sich in der Regel mit einer (dualen) Ausbildung qualifizieren, überdurchschnittlich gut verdienen. Es kommt vor allem darauf an, in welchem Beruf sie später arbeiten (Grafik):

Im Jahr 2023 erhielten Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung im Alter zwischen 20 und 39 Jahren, die sich in der technischen Forschung und Entwicklung spezialisiert hatten, ein monatliches Medianentgelt von rund 5.700 Euro brutto.

Bruttomedianlohn von Fachkräften im Alter von 20 bis 39 Jahren in Deutschland im Jahr 2023, in Euro pro Monat Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch in der Luft- und Raumfahrttechnik, im Versicherungs- und Finanzdienstwesen, der Energie- und Kraftwerkstechnik sowie in der technischen Produktionsplanung und -steuerung hatten junge Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung zuletzt gute Chancen, ein monatliches Bruttogehalt von rund 5.000 Euro zu erzielen. Zum Vergleich: Das mittlere Gehalt für eine fest angestellte Fachkraft mit abgeschlossener Ausbildung lag 2023 über alle Altersklassen hinweg bei rund 3.500 Euro monatlich.

Viele Berufe in der Metall- und Elektro-Industrie bieten jungen Arbeitnehmern gute Verdienstmöglichkeiten.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten der 20 lukrativsten Ausbildungsberufe technisch ausgerichtet. Allein elf von 20 Jobs sind in der Metall- und Elektro-Industrie angesiedelt. Ebenfalls auffällig: Trotz sehr hoher Löhne besteht in einem großen Teil der Berufe ein teils erheblicher Fachkräftemangel. Ein Beispiel bietet die elektrische Betriebstechnik mit einem Bruttolohn von im Mittel 4.251 Euro im Monat für unter 40-Jährige. Dessen ungeachtet betrug dort der Anteil der offenen Stellen, die rein rechnerisch nicht besetzt werden konnten – die Stellenüberhangsquote –, zuletzt rund 82 Prozent. Das heißt, dass nur etwa für jeden fünften Job ein passend qualifizierter Arbeitsloser bereitstand. Im Brandschutz, in der operations- und medizintechnischen Assistenz sowie im technischen Service in Wartung und Instandhaltung betrug die Stellenüberhangsquote zwischen 65 und 70 Prozent, in der Luft- und Raumfahrttechnik blieb rechnerisch rund jede zweite Stelle unbesetzt.

Allerdings besteht nicht immer ein Zusammenhang zwischen der Gehaltshöhe und dem Arbeitsangebot. So sind unter den 20 Berufen, in denen junge Arbeitnehmer am meisten verdienen, auch Berufe ohne Fachkräftelücke – etwa in der technischen Forschung und Entwicklung, dem Berg- und Tagebau oder der Schiffbautechnik.

Um dem Fachkräftemangel in allen anderen Jobs entgegenzuwirken, wäre es wichtig, die Berufsbilder insgesamt populärer zu machen und vor allem die langfristig guten Verdienstaussichten stärker zu betonen – schließlich kennen viele Schülerinnen und Schüler nur einen Bruchteil der Ausbildungsberufe. Das ließe sich etwa durch einen stärkeren Fokus auf die Berufsorientierung in der Schule ändern.

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