„Wir arbeiten nun mit zwei Teams, mit halber Besetzung“
Viele Industriebetriebe in Deutschland stehen derzeit aufgrund der Corona-Krise still. Doch in manchen Unternehmen wird weitergearbeitet – mit Abstandsregeln und strengen Hygienevorschriften. Wie das konkret funktioniert, erklärt Christian Blaich, Leiter Produktion der Trumpf Laser- und Systemtechnik am Standort Ditzingen und Chef von 350 Mitarbeitern.
- In der Werkshalle der Trumpf Laser- und Systemtechnik am Standort Ditzingen wird trotz Corona-Krise weitergearbeitet - in kleinen Gruppen und zeitversetzt, um die Abstandsregeln besser einhalten zu können.
- Damit jeder an die Handhygiene und die Abstandsregeln denkt, gibt es nicht nur Desinfektionsmittel, sondern im Werk hängen auch überall Plakate und man erinnert sich gegenseitig, die Regeln einzuhalten, sagt Werksleiter Christian Blaich.
- Im Betriebsrestaurant von Trumpf bekommt man aktuell nur noch Lunchpakete, in den Pausenräumen darf nur jeder zweite Stuhl besetzt werden.
Wie hat sich der Arbeitsalltag seit Ausbruch des Corona-Virus in Ihrem Werk verändert?
Es hat sich einiges verändert: Die Mitarbeiter haben eine gewisse Sorge, sich zu infizieren. Und die Auslastung ist zurückgegangen. Um die Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und unsere Kunden weiter bedienen zu können, arbeiten die, die mobil arbeiten können, jetzt von zu Hause. In der Montage haben wir das anders gelöst: In der Werkshalle, in der normalerweise 70 Menschen Werkzeugmaschinen zur 3D-Laserbearbeitung von Metall und anderen Materialien herstellen, arbeiten nun zeitversetzt zwei Gruppen mit jeweils 25 Mitarbeitern. Die erste Gruppe beginnt um 5 Uhr und beendet ihre Arbeit um 13.30 Uhr, die zweite Gruppe startet um 14 Uhr und hört um 21 Uhr auf. Wenn die Mitarbeiter der zweiten Gruppe in die Halle kommen, sind die Mitarbeiter der ersten Gruppe also schon weg.
Man merkt bei den Mitarbeitern die Unsicherheit und den Gedanken: Hoffentlich habe ich mich nicht angesteckt.
Und wie schaffen Sie es, die Distanzregeln während der Arbeit einzuhalten?
Die Platzverhältnisse sind bei uns in der klassischen Fließmontage schon zu normalen Zeiten großzügig. Jetzt sind durch den Zwei-Gruppen-Betrieb nochmal deutlich weniger Mitarbeiter in der Halle. Wir achten streng darauf, dass alle einen Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 bis 2 Metern voneinander halten. Wenn dieser Mindestabstand aufgrund eines notwendigen Arbeitsschritts nicht eingehalten werden kann, müssen die Kollegen Schutzmasken tragen. Wir überlegen momentan, diese Regel auch auf Schutzbrillen auszuweiten.
Außerdem reduzieren wir Besprechungen auf ein Minimum und führen diese dann über digitale Anwendungen oder stimmen uns telefonisch ab.
Damit jeder an die Handhygiene und die Abstandsregeln denkt, haben wir außerdem überall im Werk Plakate aufgehängt, Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt und erinnern uns gegebenenfalls gegenseitig, die Regeln einzuhalten.
Und was passiert in den Pausen?
Im Betriebsrestaurant bekommt man nun nur noch Lunchpakete, die holt ein Mitarbeiter gleich für mehrere Kollegen ab. Und in den Pausenräumen darf nur jeder zweite Stuhl besetzt werden. Gerade für die Pausenzeiten sind wir besonders sensibilisiert. Hier müssen wir alle sehr darauf achten, dass Handhygiene und Hustenetikette eingehalten werden. Zudem dürfen sich keine kleinen Gruppen bilden.
Wie empfinden Sie momentan die Stimmung bei Ihnen im Werk?
Man merkt bei den Mitarbeitern die Unsicherheit und den Gedanken: Hoffentlich habe ich mich nicht angesteckt. Die Sorge nehmen wir natürlich ernst. Wir haben den großen Vorteil, dass es bei uns einen Betriebsarzt vor Ort gibt, der auch Corona-Tests durchführen kann. Das trägt neben den ergriffenen Maßnahmen schon zur Beruhigung bei.
Gibt es in Ihrem Werk aktuell Corona-Fälle?
Nach den Faschingsferien hatten wir einige Quarantäne-Fälle, vor allem unter den Kollegen, die Skifahren waren. Aktuell haben wir keinen Infektionsfall.
In einigen Trumpf-Werken ist bereits Kurzarbeit angesagt. Fürchten Sie das auch für Ihren Standort?
Zurzeit bauen wir vor allem Langzeitarbeitskonten ab, einige Mitarbeiter befinden sich jedoch auch schon in Kurzarbeit. Ich hoffe, dass wir auf Basis der täglichen Neubewertung der aktuellen Situation und dieser Kombination – also dem Abbau der Arbeitszeitkonten und der Kurzarbeit - durch die Corona-Krise kommen.