Mehr Flüchtlinge in regulären Jobs
Auch wenn die Asylanträge seit den historisch hohen Zahlen in den Jahren 2015 und 2016 zurückgegangen sind, ist die Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt weiterhin eine große Aufgabe. Den Unternehmen kommt dabei eine zentrale Rolle zu.
- Die Zahl der Unternehmen, die Flüchtlinge beschäftigen, ist von 2016 bis 2019 weiter gestiegen. Zuwanderer arbeiten nun auch häufiger in regulären Jobs.
- Die Integration läuft nicht immer reibungslos. Vor allem mangelnde Deutschkenntnisse der Flüchtlinge sind für fast alle Unternehmen eine Herausforderung.
- Den Unternehmen müssen passende Angebote an die Seite gestellt werden, die den Integrationsprozess unterstützen.
Welche Erfahrungen die Unternehmen in Deutschland mit der Integration von Geflüchteten in den vergangenen Jahren gemacht haben, zeigt eine neue Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) im Institut der deutschen Wirtschaft. Sie vergleicht die Umfrageergebnisse aus dem Jahr 2019 mit denen von 2016. Demnach ist die Zahl der Unternehmen, die Flüchtlinge beschäftigen, weiter gestiegen (Grafik):
Rund 24 Prozent der Unternehmen in Deutschland beschäftigten im Jahr 2019 Geflüchtete oder haben dies in den vorangegangenen drei Jahren getan – im Jahr 2016 traf dies auf 23 Prozent der Unternehmen zu.
Damit engagieren sich aktuell rund 429.000 Unternehmen in Sachen Integration – ein Indiz dafür, dass sich der damit verbundene Aufwand für sie rechnet. Die Antworten der Unternehmen zeigen zudem, dass sich der Schwerpunkt der Beschäftigungsformen in den vergangenen Jahren verschoben hat:
Der Anteil der Unternehmen, die Flüchtlinge in einem regulären Arbeitsverhältnis beschäftigen, ist von gut 10 Prozent im Jahr 2016 auf knapp 16 Prozent im Jahr 2019 gestiegen.
Im gleichen Zeitraum hat der Anteil jener Betriebe, die Zuwanderer als Auszubildende beschäftigen, um nahezu 3 Prozentpunkte zugenommen – bei den Praktikanten dagegen gab es einen Rückgang von annähernd 3 Prozentpunkten.
Immer mehr Firmen in Deutschland beschäftigen Flüchtlinge – auch wenn der Betriebsalltag nicht immer reibungslos abläuft.
Fragt man die Arbeitgeber, warum sie Flüchtlinge beschäftigen, antworten die meisten, dass sie damit soziale Verantwortung übernehmen möchten und in kulturell gemischten Teams eine Bereicherung für ihr Unternehmen sehen. Auch die hohe Einsatzbereitschaft, die Arbeitsmotivation und der Lerneifer der Flüchtlinge sind Motive.
Die Hürden der Integration
Allerdings haben die Unternehmen auch mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen, wenn sie zum Beispiel Menschen aus Syrien, dem Irak oder aus Afghanistan beschäftigen. Das größte Hindernis sind anfangs die fehlenden Sprachkenntnisse (Grafik):
Jeweils rund neun von zehn Unternehmen bezeichneten 2019 mangelnde schriftliche und mündliche Deutschkenntnisse als Herausforderung für die Integration von Flüchtlingen in den Betriebsalltag.
Zwar hat die Zahl der Absolventen von Deutschsprachkursen seit 2016 zugenommen und Studien belegen, dass sich das Sprachniveau der Flüchtlinge in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert hat. Dass ihre Deutschkenntnisse aus Sicht vieler Unternehmen trotzdem nach wie vor defizitär sind, hat einen Grund: Weil mittlerweile mehr Flüchtlinge in regulären Jobs und Ausbildungsverhältnissen beschäftigt werden, sind die Anforderungen an ihre Deutschkenntnisse ebenfalls gestiegen.
Ein schwieriges Thema für die Betriebe ist auch die Tatsache, dass sich Flüchtlinge erst einmal an die deutsche Arbeitsmentalität gewöhnen müssen. Berichteten 2016 knapp drei Viertel der Unternehmen von solchen Problemen, waren es 2019 bereits mehr als vier Fünftel.
Spürbar größer geworden ist zudem der Betreuungsaufwand. Im Vergleich zu 2016 ist der Anteil der Unternehmen, die damit zu kämpfen haben, um 9 Punkte auf gut 75 Prozent im Jahr 2019 gestiegen.
Mehr Kopfzerbrechen – allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau – bereiten den Unternehmen auch die schwer abbaubaren Vorbehalte ihrer Belegschaften gegenüber Flüchtlingen. Mussten sich 2016 nur knapp 13 Prozent der Betriebe damit auseinandersetzen, waren es 2019 schon fast 18 Prozent.
Veränderte Wahrnehmung der Bevölkerung
Inzwischen liegt die Flüchtlingszuwanderung zwar weit unter dem Niveau der Jahre 2015 und 2016 – damals stellten insgesamt mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge einen Asylantrag in Deutschland, im Jahr 2019 waren es nur noch rund 166.000. Dennoch ist es wichtiger denn je, bei den Anstrengungen zur Integration nicht nachzulassen, denn die Flüchtlinge kommen jetzt nach und nach auf den Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig verändert sich die Wahrnehmung der Bevölkerung; sie steht der Zuwanderung heute deutlich kritischer gegenüber als vor einigen Jahren. Daher müssen den Unternehmen passende Angebote an die Seite gestellt werden, die den Integrationsprozess unterstützen.
Tatsächlich wissen die Unternehmen auch immer besser, wo sie Hilfe bekommen können. Gut acht von zehn Betrieben kennen den Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen und Jobcenter und sechs von zehn deren Eingliederungszuschuss. Dennoch sind viele externe Unterstützungsmaßnahmen (Kasten) den Unternehmen noch nicht bekannt.
Willkommenslotsen bringen Firmen und Flüchtlinge zusammen
Seit 2016 unterstützen Willkommenslotsen die Unternehmen in Deutschland dabei, offene Ausbildungsstellen und Arbeitsplätze mit Flüchtlingen zu besetzen. Die Lotsen vermitteln den Kontakt zu den Zuwanderern, informieren die Unternehmen über die rechtlichen Rahmenbedingungen und geben ihnen Tipps, welche Förder- und Unterstützungsangebote sie in Anspruch nehmen können. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Weitere Informationen finden Sie hier