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Wie stark die Inflation Rentner trifft

Im zweiten Jahr der Coronapandemie legte die Inflationsrate in Deutschland bereits zu, nach Russlands Angriff auf die Ukraine erreichte sie 2022 dann extreme Höhen. Wie stark die Teuerung speziell Deutschlands Rentnerhaushalte traf, hat das Institut der deutschen Wirtschaft untersucht.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahresdurchschnitt 2022 lag die Inflationsrate für Rentner der gesetzlichen Rentenversicherung bei 8,3 Prozent.
  • Rentnerhaushalte, die mit Öl heizten, mussten im Schnitt allerdings eine Inflationsrate von 9,2 Prozent verkraften. Mit Gas heizende Rentnerhaushalte kamen auf 8,4 Prozent, jene mit Fernwärme auf lediglich 6,9 Prozent.
  • GRV-Rentner mit mittlerem Einkommen belastete die Inflation am stärksten.
Zur detaillierten Fassung

Trifft die hohe Inflation Altersruheständler stärker als die übrige Bevölkerung? Dieser Frage ist das IW in einer neuen Studie nachgegangen.

Zunächst einmal fällt der erhebliche Unterschied der Inflationsraten von Pensionären gegenüber Rentnern der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ins Auge:

Im Jahresdurchschnitt 2022 lag die rechnerische Inflationsrate für Pensionäre bei lediglich 7,2 Prozent, Rentner der GRV kamen indes auf 8,3 Prozent.

Die Differenz rührt allerdings hauptsächlich daher, dass Pensionäre einen höheren Teil ihres Konsums für Gesundheitsleistungen ausgeben und sich diese im Jahr 2022 längst nicht so stark verteuerten wie andere Waren und Dienstleistungen.

Allerdings sind Pensionäre oft privat krankenversichert. Das heißt, sie zahlen die Behandlung erst einmal selbst, bekommen die Gesundheitsausgaben später aber von der privaten Krankenkasse und der sogenannten Beihilfe erstattet.

Wird dieser statistische Sondereffekt herausgerechnet, steigt die Inflationsrate der Pensionäre auf 8,0 Prozent. Damit ist fast das Niveau der Rentner, die Geld von der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten, erreicht.

Art des Heizens beeinflusst Inflationslast

Die weitere Analyse fokussiert sich auf die GRV-Rentnerhaushalte und zeigt für sie einen zentralen Inflationstreiber – die Art, wie geheizt wird (Grafik):

Rentnerhaushalte, die mit Öl heizten, mussten 2022 im Schnitt eine Inflationsrate von 9,2 Prozent verkraften. Mit Gas heizende Rentnerhaushalte kamen auf 8,4 Prozent, jene mit Fernwärme auf lediglich 6,9 Prozent.

Bei Rentnerhaushalten mit dieser Heizungsart verursachten diese Warenguppen im Jahresdurchschnitt 2022 so viele Prozentpunkte der Inflationsrate Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Hauptsächlich rühren die Unterschiede von den Energiekosten selbst her. So machten sie bei jenen Haushalten, die mit Öl heizen, 3,7 Prozentpunkte der Inflation aus und bei jenen mit einer Gastherme 2,8 Prozentpunkte, während Fernwärme mit lediglich 1,5 Prozentpunkten ins Gewicht fiel.

Hinzu kommt, dass Fernwärme deutlich häufiger in Ballungsgebieten zum Heizen genutzt wird – von Haushalten, die weniger auf das Auto angewiesen sind. Vor allem deshalb lag der Inflationsbeitrag der Kategorie Verkehr bei Gas- und Ölheizern bei je 1,4 Prozentpunkten, bei Fernwärme-Haushalten im Schnitt bei nur 0,9 Prozentpunkten.

Inflationsrate nach Einkommensgruppen

Fragt man dagegen nach der Höhe der Inflationsrate mit Blick auf unterschiedliche Einkommensgruppen, ist der Befund wenig eindeutig (Grafik):

Die Inflation belastete die GRV-Rentner mit mittlerem Einkommen im Jahresdurchschnitt 2022 am stärksten. Insgesamt waren die Unterschiede allerdings gering – je nach Einkommensgruppe lag die Inflationsrate zwischen 8,0 und 8,5 Prozent.

So viele Prozentpunkte der jahresdurchschnittlichen Inflationsrate 2022 der Rentnerhaushalte wurden im entsprechenden Einkommensquintil von der jeweiligen Warengruppe verursacht Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Denn während die unteren Einkommensgruppen anteilig höhere Inflationsbeiträge bei Nahrungsmitteln und Energie zu stemmen hatten, galt das bei den oberen Einkommensgruppen unter anderem für die Rubrik Verkehr.

Bei einer Altersdifferenzierung innerhalb der GRV-Rentner ist der Befund ähnlich. Hier haben Haushalte, deren Haupteinkommensbezieher über 84 Jahre alt ist, zwar einerseits einen merklich höheren Inflationsbeitrag durch Energiekosten. Andererseits tragen die Preissteigerungen im Verkehrssektor für sie weniger zur Gesamtbelastung bei als bei jüngeren Rentnerhaushalten.

Im Jahresdurchschnitt 2022 lag die Inflationsrate für Rentner der GRV bei 8,3 Prozent. Die Inflationslast unterscheidet sich allerdings je nach Einkommensgruppe und der Art des Heizens.

Drei zentrale Fragen bleiben aufgrund der Datenlage bislang indes noch offen und bieten Raum für künftige Forschungsarbeiten:

Erstens wäre zu klären, inwieweit die Haushalte ihr Verhalten durch die hohe Inflation im Jahr 2022 signifikant verändert haben. Denn Grundlage der IW-Untersuchung ist die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Jahres 2018. Sie bildet das Konsumverhalten der Bundesbürger zwar besonders detailliert ab, kann aber durch den Zeitverzug (noch) nicht beantworten, inwiefern Personen ihren Konsum wegen der höheren Kosten merklich eingeschränkt oder zumindest verändert haben.

Zweitens berücksichtigt die Studie nicht, dass Haushalte unterschiedlich hohe Rücklagen haben. Die einen können Preissteigerungen also besser verkraften, weil sie auf Ersparnisse zurückgreifen können; andere müssen ihr Verhalten dagegen unmittelbar anpassen, weil ihr finanzieller Spielraum gering ist.

Drittens hat der deutsche Staat die Inflation im Jahr 2022 mit verschiedenen Maßnahmen bekämpft. Inwieweit er damit bei den einzelnen Personengruppen erfolgreich war, ist noch nicht klar.

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