US-Kapital bleibt Deutschland treu
Amerikanische Unternehmen haben – offenbar als Reaktion auf die US-Steuerreform – allein im ersten Quartal 2018 fast 300 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen aus dem Ausland zurückgeholt. Dies hat vor allem jene Länder getroffen, die als Steueroasen gelten. In Deutschland dagegen ist von einer solchen Kapitalabwanderung bisher nichts zu sehen.
- Nach der Senkung der Steuersätze für Unternehmen in den USA bestand die Befürchtung, dass amerikanische Firmen im großen Stil ihr Beteiligungskapital aus Europa abziehen.
- In Deutschland ist davon derzeit nichts zu sehen – im Gegenteil: Die US-Direktinvestitionen in Deutschland sind im ersten Quartal 2018 stärker gestiegen als in den drei Jahren zuvor.
- Spürbar vom Kapitalabzug betroffen sind allerdings europäische Steueroasen wie die Niederlande, Irland und die Schweiz.
Die Bundesrepublik ist als größte Volkswirtschaft der EU ein wichtiger Investitionsstandort. Auch Firmen aus dem Ausland gründen hier Niederlassungen oder kaufen inländische Betriebe. Dabei geht es um erhebliche Beträge (Grafik):
Zum Jahresende 2016 betrug der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland fast 500 Milliarden Euro.
Nun umfassen Direktinvestitionen zum Beispiel auch finanzielle Beteiligungen an Holdinggesellschaften – deshalb führen die Niederlande und Luxemburg die Top Ten der Auslandsinvestoren in Deutschland an.
Dieses Kapital ist auch kurzfristig mobil. Entsprechend groß waren die Befürchtungen, dass Firmen aus den USA – dem sechstgrößten Investor in der Bundesrepublik – als Konsequenz aus der US-Steuerreform unmittelbar Kapital in die Heimat repatriieren, also zurückverlagern würden. Denn die US-Steuersätze für Unternehmen sind zum 1. Januar 2018 deutlich gesenkt worden, die Repatriierung selbst bleibt zudem steuerfrei.
Die für das erste Quartal 2018 vorliegenden Daten zu den Direktinvestitionen lassen jedoch keinen entsprechenden Kapitalabfluss vom Standort D erkennen – im Gegenteil:
Die US-Direktinvestitionen in Deutschland sind im Zeitraum Januar bis März 2018 um knapp 4 Milliarden Dollar gestiegen – und damit sogar stärker als im Schnitt der ersten Quartale in den Jahren 2015 bis 2017.
In anderen europäischen Ländern zeigt die US-Steuerreform aber durchaus Wirkung: So sind im ersten Quartal 2018 mehr als 70 Milliarden Dollar aus den Niederlanden in die USA transferiert worden – das waren rund 8 Prozent des US-Direktinvestitionsbestands beim westlichen Nachbarn. Aus der Schweiz floss US-Firmenkapital in Höhe von 6 Prozent des Bestands ab; in Irland kam der vorherige Zustrom an Direktinvestitionen aus den USA zum Erliegen.
Im ersten Quartal 2018 sind mehr als 70 Milliarden Dollar aus den Niederlanden in die USA transferiert worden.
Der Schluss liegt nahe, dass US-Firmen in diesen Ländern viel Kapital allein aus steuerlichen Gründen geparkt hatten – schließlich sind dort die Steuersätze für Unternehmen generell niedrig und/oder es locken reduzierte Steuern auf Einnahmen aus Patenten und Lizenzen. Mit der Steuerreform in den USA haben die genannten EU-Länder nun an Attraktivität als Steueroase für amerikanische Firmen verloren.