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USA Lesezeit 2 Min.

Ölpreis: Warum die US-Sorte WTI gerade so günstig ist

Vor zehn Jahren kosteten die beiden Erdölsorten Brent und WTI etwa gleich viel. Mittlerweile ist das amerikanische WTI deutlich günstiger als das europäische Brent-Pendant. Das liegt vor allem daran, dass die USA über keine ausreichende Pipeline-Infrastruktur verfügen. Ausgerechnet Donald Trumps Schutzzölle auf Stahl könnten den Preisabstand nun weiter vergrößern.

Kernaussagen in Kürze:
  • Früher kosteten die amerikanische Rohölsorte WTI und die europäische Sorte Brent etwa gleich viel. Heute ist das Nordseeöl viel teurer.
  • Der Preisverfall des US-Öls rührt daher, dass das mittels Fracking im Überfluss geförderte Öl nicht zu den Kunden transportiert werden kann, weil die Kapazitäten der Pipelines nicht genügen.
  • Die Strafzölle auf Stahlimporte verhindern nun, dass der Pipeline-Ausbau in den USA zügig vorangehen kann.
Zur detaillierten Fassung

Mit dem Hering fing alles an: Der eingelegte Fisch wurde früher in Holzfässern gelagert, die 159 Liter fassten. Im 18. Jahrhundert begann man dann im Elsass, Erdöl in eben diese gereinigten Heringsfässer zu füllen.

Heute sind die Fässer zwar größer und aus Metall, doch die 159 Liter des einstigen Volumens sind weiterhin das Maß der Dinge: Ein Barrel – also ein Fass – Öl ist die Einheit, die an den Rohstoffbörsen gehandelt wird.

Zwei Ölsorten dominieren dabei die westliche Welt: das Nordsee-Öl Brent für Europa und West Texas Intermediate, kurz WTI, in den USA. Vor zehn Jahren lagen die beiden Rohölsorten preislich gleichauf, WTI war sogar etwas teurer. Das hat sich geändert (Grafik):

Mittlerweile ist das amerikanische WTI-Erdöl für etwa 10 Dollar weniger je Barrel zu haben als das europäische Brent. Entwicklung des Preises der amerikanischen Ölsorte WTI im Vergleich zur europäischen Ölsorte Brent von Anfang 2008 bis heute Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Um zu verstehen, warum sich die Preise so entwickelt haben, muss man verschiedene Einflussfaktoren der vergangenen Jahre berücksichtigen. Ganz zentral ist dabei das Fracking. Bei dieser Methode wird unterirdisch gebundenes Gas oder Öl mithilfe von Bohrungen und der Erzeugung von Rissen unter hohem Druck gewonnen. Das Verfahren ist allerdings nicht unumstritten: Umweltschützer haben große Vorbehalte, da die Fördermethode im Verdacht steht, das Grundwasser zu verunreinigen und zur weiteren Flächenversiegelung beizutragen.

US-Öl darf wieder exportiert werden

Nichtsdestotrotz wird Fracking in den Vereinigten Staaten umfassend und – der technische Fortschritt macht es möglich – immer kostengünstiger praktiziert, mit weitreichenden wirtschaftspolitischen Folgen:

Ende 2015 haben die USA ihr Rohölexportverbot aufgehoben, das nach der Ölkrise 1975 in Kraft gesetzt worden war.

Schon 2012 hatte sich das abgezeichnet. Da wurden Pipelines, die Öl ins größte Tanklager der Welt nach Oklahoma transportierten, „umgedreht“. Seither fließt das Öl zur Golfküste, um ins Ausland verkauft zu werden.

Doch die Pipelines reichen nicht mehr und neue werden gebaut. Aber das dauert. Und solange es WTI-Öl in den USA im Überfluss gibt, es aber nur schwer zum Kunden findet, kommt es zu den Preisabschlägen.

Die Pipelines in den USA reichen nicht, um das mittels Fracking geförderte Öl zu den Kunden zu transportieren.

US-Präsident Donald Trump hat die Situation nun durch seine Strafzölle für Stahlimporte verschärft. Denn laut amerikanischen Medienberichten stammen drei Viertel des Stahls für die US-Pipeline-Projekte aus dem Ausland. Da ist es kein Wunder, dass die Pipeline-Entwickler bereits eine Zollbefreiung für ihre Projekte beantragt haben. Würde die gewährt, gilt es als ausgemacht, dass andere stahlintensive Sektoren das gleiche Recht einfordern.

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