Wirtschaftskriminalität Lesezeit 3 Min.

Unternehmen verlieren 18 Prozent Umsatz durch kriminelle Konkurrenz

Jedes Jahr gehen den Unternehmen in Deutschland schätzungsweise 18 Prozent ihres Umsatzes durch Korruption, Kartelle und Schwarzarbeit verloren.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bestechung, illegale Beschäftigung und Preisabsprachen schädigen die Unternehmen in Deutschland. Jedes Jahr gehen schätzungsweise 18 Prozent ihres Umsatzes dadurch verloren.
  • Die Kartellabsprachen sind aber wohl rückläufig 2017 verhängte das Bundeskartellamt Strafen in Höhe von 66,4 Millionen Euro, in den Jahren 2007 bis 2017 lagen die Bußgelder im Schnitt bei 225 Millionen Euro.
  • Insgesamt belaufen sich die Erlöseinbußen der Unternehmen allein durch Korruption auf schätzungsweise 400 Milliarden Euro im Jahr.
Zur detaillierten Fassung

Bestechung, illegale Beschäftigung und Preisabsprachen schädigen nicht nur das Grundvertrauen der Bürger in den Staat und die Wirtschaft – sie sorgen auch für Erlöseinbußen in Milliardenhöhe:

Korruption ist definiert als Missbrauch eines öffentlichen Amts, einer Funktion in der Wirtschaft oder eines politischen Mandats. Das Bundeskriminalamt beziffert die Schäden, die daraus in Deutschland entstehen, für das Jahr 2017 auf rund 290 Millionen Euro. Aufgrund der hohen Dunkelziffer ist der tatsächliche Schaden sehr wahrscheinlich noch viel größer.

Kartelle sind unerlaubte Absprachen über Preise, Mengen, Gebiete oder Kundengruppen und verhindern oder verfälschen den Wettbewerb. Das Bundeskartellamt hat 2017 in sieben Verfahren rund 66,4 Millionen Euro Bußgelder gegen insgesamt 18 Unternehmen und elf Privatpersonen verhängt. Offenbar sind die Kartellabsprachen aber deutlich zurückgegangen – in den Jahren 2007 bis 2017 lagen die Bußgelder bei durchschnittlich 225 Millionen Euro pro Jahr.

Schwarzarbeit liegt dann vor, wenn Arbeitgeber jemanden beschäftigen, ohne die steuerlichen und/oder sozialversicherungsrechtlichen Pflichten zu beachten. Auch wenn ein Gewerbe oder ein Handwerk ohne Anmeldung ausgeübt wird, ist das Schwarzarbeit. Die zuständige Behörde, der Zoll, meldete für 2018 eine Schadenssumme von 835 Millionen Euro.

In einer Befragung von 853 Unternehmen im November 2018 hat das Institut der deutschen Wirtschaft herausgefunden, dass sich die Umsatzeinbußen der Unternehmen in den drei Kategorien der Wirtschaftskriminalität sehr unterschiedlich verteilen (Grafik):

Fast die Hälfte der Unternehmen leidet nach eigenen Angaben gar nicht unter Schwarzarbeit in konkurrierenden Betrieben – dennoch gehen im Durchschnitt 4,7 Prozent des Umsatzes durch illegale Beschäftigung verloren.

Auf die Frage: "Was schätzen Sie: Wie viel Prozent des Umsatzes geht Ihnen jährlich durch ... Ihrer Konkurrenten verloren?", antworteten so viel Prozent der Unternehmen in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Von Kartellabsprachen der Wettbewerber sind knapp 38 Prozent der Unternehmen nach eigener Einschätzung nicht betroffen. Immerhin 4 Prozent beziffern ihre jährliche Umsatzeinbußen allerdings auf mindestens 30 Prozent – im Schnitt rechnen die Unternehmen mit einem Umsatzverlust von 7,1 Prozent durch unerlaubte Absprachen.

Schätzungen zufolge verlieren deutsche Unternehmen allein durch Korruption rund 400 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

Die Korruption ist jene Kategorie der Wirtschaftskriminalität, in der am wenigsten Unternehmen davon ausgehen, dass sie nicht betroffen sind – nämlich nur knapp ein Drittel. Fast genauso viele beziffern ihre Umsatzeinbußen durch unerlaubte Geschenke und andere Bestechungen bei der Konkurrenz auf 1 bis 5 Prozent per annum – im Durchschnitt aller befragten Unternehmen sind es 6,2 Prozent.

Umsatzverluste in Milliardenhöhe

Alle 3,3 Millionen Unternehmen in Deutschland erzielten im Jahr 2017 einen Umsatz von knapp 6,7 Billionen Euro. Auch wenn in der Umfrage nicht alle Branchen erfasst wurden – es fehlen unter anderem der Einzelhandel sowie die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen – lassen sich die absoluten Effekte der Wirtschaftskriminalität dennoch gut abschätzen.

Geht man davon aus, dass die nicht erfassten Branchen in ähnlicher Größenordnung betroffen sind, dann kommen riesige Erlöseinbußen zusammen:

Der Umsatzverlust durch Korruption liegt schätzungsweise bei rund 400 Milliarden Euro; Kartelle verursachen Einbußen von rund 470 Milliarden Euro und durch Schwarzarbeit gehen den Unternehmen in Deutschland schätzungsweise mehr als 300 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr verloren.

Die Umsatzverluste sind allerdings nicht gleichbedeutend mit den Schäden für die gesamte Wirtschaft, denn ein Teil der Umsätze wird schließlich dennoch erzielt – nur eben mit unlauteren Mitteln.

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