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Trump kann Leistungsbilanz nicht ausgleichen

Das Defizit in der Leistungsbilanz der Vereinigten Staaten ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen – trotz der anderslautenden Ankündigungen und des protektionistischen Kurses von Donald Trump. Doch aus ökonomischer Sicht ist die Entwicklung der US-Leistungsbilanz nur folgerichtig.

Kernaussagen in Kürze:
  • Trotz des protektionistischen Kurses von US-Präsident Donald Trump ist das Leistungsbilanzdefizit der USA von 2016 bis 2019 um fast 22 Prozent auf 480 Milliarden Dollar gestiegen.
  • Selbst gegenüber jenen Ländern, mit denen die USA zuletzt handelspolitische Gefechte ausgetragen haben, wuchs das Defizit weiter.
  • Ökonomisch betrachtet ist die Entwicklung durchaus plausibel und unter anderem auf die starke Steigerung der Staatsausgaben unter der Regierung Trump zurückzuführen.
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Eines der erklärten Ziele von Donald Trump war es, die vermeintlich schädlichen Importüberschüsse der USA abzubauen und so die Leistungsbilanz auszugleichen. Doch kurz vor der Präsidentschaftswahl schweigt der derzeitige Amtsinhaber weitgehend zu diesem Thema. Der Blick auf die Zahlen zeigt, warum:

Statt zu sinken ist das Leistungsbilanzdefizit der USA von 2016 bis 2019 um fast 22 Prozent auf 480 Milliarden Dollar gestiegen.

Diese Entwicklung zeigt sich in der Gesamtbetrachtung selbst im Verhältnis zu jenen Ländern, mit denen die USA zuletzt handelspolitische Gefechte ausgetragen haben, allen voran China. Zwar führten die verhängten Zölle und sonstige Maßnahmen dazu, dass das US-Defizit gegenüber dem Reich der Mitte im Jahr 2019 um knapp 71 Milliarden Dollar sank. Dies reichte aber nicht, um den vorherigen Anstieg auszugleichen (Grafik):

Insgesamt erhöhte sich das Leistungsbilanzdefizit der USA gegenüber China von 2016 bis 2019 um rund 3 auf 338 Milliarden Dollar.

Gegenüber diesen zehn Ländern verzeichneten die USA im Jahr 2019 das höchste Leistungsbilanzdefizit Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Noch deutlich stärker verschlechterte sich der Leistungsbilanzsaldo gegenüber Mexiko. Aber auch die Bilanz mit Japan und Deutschland war im vergangenen Jahr noch weiter von einem Ausgleich entfernt als im Jahr von Trumps Amtsantritt.

Trotz der protektionistischen Politik von Donald Trump ist das US-Leistungsbilanzdefizit 2019 gegenüber dem Vorjahr erneut um 31 Milliarden Dollar gestiegen.

Insgesamt mussten die USA auch 2019 einen Anstieg ihres Leistungsbilanzdefizits um 31 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Dieser Betrag wäre wohl noch höher ausgefallen, hätte der relativ niedrige Ölpreis nicht die entsprechenden Importe verbilligt und hätten die USA ihre heimische Ölproduktion nicht so stark ausgeweitet und damit den Importbedarf reduziert.

Doch warum konnten die Vereinigten Staaten ihren negativen Leistungsbilanzsaldo trotz aller protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung selbst im Jahr 2019 nicht verringern? Berücksichtigt man die ökonomischen Zusammenhänge, ist die Entwicklung durchaus plausibel:

Zum einen legen die Verschiebungen in der Leistungsbilanz der USA gegenüber ihren verschiedenen Handelspartnern im vergangenen Jahr nahe, dass dort, wo protektionistische Maßnahmen griffen, Handelsströme umgelenkt wurden. So haben die USA Produkte aus China offenbar durch Importe aus anderen Ländern ersetzt – zum Beispiel aus Mexiko.

Zum anderen muss man die Leistungsbilanz in einem gesamtwirtschaftlichen Kontext betrachten. In den vergangenen Jahren hat die US-Regierung Steuervergünstigungen für Unternehmen eingeführt und die Staatsausgaben gesteigert. Dies erhöhte die Staatsverschuldung vom vierten Quartal 2016 bis zum vierten Quartal 2019 um 3,2 Billionen Dollar.

Gleichzeitig haben Firmen und staatliche Institutionen aus dem Ausland vermehrt US-Staatsanleihen erworben – der Wert der vom Ausland gehaltenen Anleihen stieg von Ende 2016 bis Ende 2019 um knapp 840 Milliarden auf 6,8 Billionen Dollar. Mit diesen Kapitalimporten haben die USA zusätzliche Ausgaben und damit auch den Kauf von Gütern im Ausland finanziert. Die expansive Finanzpolitik der USA unter Präsident Trump hat also gewissermaßen das Leistungsbilanzdefizit zementiert.

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