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Lebensqualität Lesezeit 5 Min.

Städteranking: Schöner leben in kleineren Großstädten

Wie attraktiv ein Ort ist, zeigt sich nicht nur an der Zahl der Touristen, sondern auch an der Sicherheitslage oder der Ärztedichte. Vor allem viele kleinere deutsche Großstädte konnten in puncto Lebensqualität zuletzt mächtig aufholen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Das Städteranking der IW Consult untersucht unter anderem die Entwicklung der Lebensqualität. In Oldenburg ist sie von 2012 bis 2017 am stärksten gestiegen.
  • In der Kategorie Lebensqualität haben sich vor allem die kleineren Großstädte verbessert, um einiges lebenswerter geworden sind beispielsweise auch Lübeck, Braunschweig und Rostock.
  • Primus Oldenburg punktet vor allem mit einer Zunahme der Kita-Plätze, der Ärzte und der Wohnfläche sowie einer Abnahme der Straftaten und der privaten Überschuldung.
Zur detaillierten Fassung

München und Berlin gelten je nach Geschmack als lebenswert, schick oder hip. Aber wer jemals auf Wohnungssuche in der bayerischen Landeshauptstadt war oder drei Winter hintereinander die Russenpeitsche an der Spree überdauert hat, hält womöglich doch nach einer Wohnort-Alternative Ausschau. Das Städteranking der IW Consult 2018 zeigt, wo sich die Lebensqualität in den vergangenen Jahren statistisch nachweisbar verbessert hat. Die größte Dynamik entwickelten dabei nicht die typischen Metropolen, sondern eine ganze Reihe von Städten mit weniger als 250.000 Einwohnern (Grafik):

Die größten Fortschritte in puncto Lebensqualität erzielte in den vergangenen fünf Jahren Oldenburg.

In diesen 10 deutschen Städten ist die Lebensqualität in den vergangenen zehn Jahren am stärksten gestiegen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch die vergleichsweise kleinen Städte Lübeck, Braunschweig, Rostock, Ulm und Mainz zählen in diesem Ranking zu den Top Ten. Doch wo genau konnten diese Städte punkten? Das Städteranking der IW Consult hat die Entwicklung der Lebensqualität anhand von elf Indikatoren untersucht, darunter die Ärzte- und Krankenhausdichte, die Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die Zahl der Straftaten und die Lebenserwartung.

Was die Aufsteiger in der Lebensqualität richtig machen

Die Ergebnisse im Detail:

Oldenburg hat sehr viel für den ganz jungen Nachwuchs getan: Zwischen 2012 und 2017 ist es der niedersächsischen Stadt gelungen, die Versorgung der unter Dreijährigen mit Betreuungsplätzen um 12 Prozentpunkte auf fast 41 Prozent zu steigern. Noch erfolgreicher war in diesem Punkt nur Mülheim an der Ruhr. Außerdem sind in Oldenburg wesentlich mehr Ärzte ansässig als noch vor wenigen Jahren, die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner ist binnen fünf Jahren um rund 18 Prozent gesunken und die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner ist gestiegen, während sie im Durchschnitt der Großstädte gesunken ist. Auch die Zahl der privat Überschuldeten konnte in Oldenburg von 2012 bis 2017 verringert werden – während sie in den meisten anderen deutschen Großstädten gestiegen ist.

Mehr Betreuungsplätze, mehr Ärzte, mehr Wohnfläche und weniger Straftaten – das sind Oldenburgs Geheimnisse des Erfolgs.

Düsseldorf hat seine Gesundheitsversorgung stark verbessert: Die Zahl der Ärzte je 100.000 Einwohner stieg von 2011 bis 2015 um 17 Prozent, auf einen noch höheren Wert kam nur Ludwigshafen. Außerdem hat es Düsseldorf geschafft, die Zahl der Kindergartenplätze deutlich zu steigern und die Zahl der Verbrechen signifikant zu reduzieren.

Frankfurt am Main konnte, dem Flughafen sei Dank, das bundesweit größte Besucherplus verzeichnen: Zwischen 2011 und 2016 gab es einen Zuwachs von 2,5 Gästeübernachtungen je Einwohner – mehr als in Berlin, das auf ein Übernachtungsplus von 2 kam. Erfolgreich waren die Frankfurter auch bei der Verbrechensbekämpfung. Punkten konnte die Bankenmetropole außerdem mit einem satten Plus an Kita- und Kindergartenplätzen sowie einem erfreulichen Bevölkerungszuwachs: Zwischen 2011 und 2016 stieg die Zahl der Einwohner um fast 9 Prozent auf knapp 740.000 an.

Lübeck hat von 2012 bis 2017 so viele Kindergarten-Plätze geschaffen wie keine andere deutsche Großstadt. Der Anteil der betreuten Kinder zwischen drei und sechs Jahren stieg in diesem Zeitraum in der Hansestadt um 6,5 Prozentpunkte. Außerdem ist es gelungen, die Gästeübernachtungen deutlich zu steigern, die Zahl der privat Überschuldeten zu reduzieren und mehr Krankenhausbetten für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.

Braunschweig ist die Stadt in Deutschland, in der zwischen 2012 und 2017 die Zahl der privat Überschuldeten am stärksten zurückgegangen ist – um 1,1 Prozent. Deutlich zugelegt hat die Zahl der Ärzte – hier gab es ein Plus von fast 11 Prozent in den vergangenen Jahren – und die Zahl der Kita-Plätze: Der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die in einer öffentlich geförderten Kindertagespflege oder in einer Kindertageseinrichtung betreut werden, stieg von 2012 bis 2017 um annähernd 9 Prozentpunkte.

Rostock, die einzige ostdeutsche Stadt unter den Top-Ten-Städten mit verbesserter Lebensqualität, kann nach Frankfurt das größte Gästeplus verzeichnen: Zwischen 2011 und 2016 hat sich die Zahl der Gästeübernachtungen je Einwohner um 2 erhöht. Gestiegen sind auch die Lebenserwartung und die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner. Der Anteil der privat Überschuldeten an den über 18-Jährigen ist seit 2012 um 0,5 Prozentpunkte gesunken.

Ulm hat von 2012 bis 2017 fleißig in die Kita-Infrastruktur investiert. Der Anteil der betreuten Kinder unter drei Jahren stieg in diesem Zeitraum um knapp 12 Prozentpunkte auf rund 33 Prozent an. Auch die Quote der betreuten Kindergartenkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren erhöhte sich leicht. Die Stadt an der Donau ist zudem für Touristen attraktiver geworden: Ulm landet mit 1,1 zusätzlichen Gästeübernachtungen je Einwohner in dieser touristischen Kategorie auf Platz neun. Den gleichen Platz belegt Ulm beim Indikator verbesserte Lebenserwartung: Sie stieg binnen fünf Jahren um knapp zehn Monate.

Mainz erzielt die größten Fortschritte innerhalb der elf Indikatoren bei der Ärztedichte – diese hat zuletzt um 8,4 Mediziner je 100.000 Einwohner zugelegt. Dabei ist die Zahl der Stadtbewohner zwischen 2011 und 2016 immerhin um rund 6 Prozent gewachsen. Erfolgreich war die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt auch in der Polizeiarbeit: Von 2012 bis 2017 stieg der Anteil aufgeklärter Straftaten um 4,4 Prozentpunkte.

Köln hat nicht unbedingt den Ruf einer besonders sicheren Stadt. Die Statistik widerlegt das allerdings, denn die Zahl der Straftaten nahm in den vergangenen Jahren in der Domstadt ab. Und auch die Aufklärungsquote verbesserte sich leicht um knapp 2 Prozentpunkte. Zulegen konnte die Domstadt außerdem bei der Betreuungsquote für die ganz Kleinen (plus 8,3 Prozentpunkte) und bei der Einwohnerzahl (plus 6,1 Prozent).

Hamburg ist nach Frankfurt, Rostock und Berlin die Stadt mit dem größten Touristenzuwachs: Von 2011 bis 2016 steigerte sich die Zahl der Gästeübernachtungen je Einwohner um 1,8. Im selben Zeitraum wuchs auch die Bevölkerung um 5,4 Prozent. Fortschritte machte Hamburg außerdem beim Ausbau der Betreuungsinfrastruktur: Der Anteil der in einer Kita betreuten unter Dreijährigen stieg innerhalb von fünf Jahren um 8,4 Prozentpunkte, in den Kindergärten verbesserte sich die Quote um knapp 2 Prozentpunkte.

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