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Spritpreise: Beim Tanken kommt es auf den Ort an

Nach und nach starten die Sommerferien in Deutschland. Wer mit dem Auto unterwegs ist, tankt momentan Super E5 am günstigsten in Nordrhein-Westfalen. Im Osten ist es vor allem für Dieselfahrer teurer – auch wegen des Ukraine-Kriegs. Europaweit sind die Spritpreise in Bulgarien am erschwinglichsten. Dagegen ist das Tanken in Dänemark kein Vergnügen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Spritpreise in Deutschland sinken. Ein Liter Super E5 kostete Mitte Juni 7,8 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Für Diesel lag die Ersparnis sogar bei gut 22 Prozent.
  • Am günstigsten ist Super E5 in Nordrhein-Westfalen, in Ostdeutschland sind die Preise aufgrund der schwierigen Abkopplung von russischem Öl noch höher.
  • Europaweit hat Bulgarien die niedrigsten Kraftstoffpreise. Besonders teuer ist es dagegen, in Dänemark zu tanken.
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Koffer gepackt, das Auto beladen und los geht es in den Sommerurlaub. Für viele beginnt mit den Sommerferien die Erholungs- und Reisezeit. Wer auf den eigenen vier Rädern unterwegs ist, profitiert von niedrigeren Spritpreisen als noch zu Jahresbeginn. Das zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (Grafik):

Ein Liter Super E5 kostete Mitte Juni in Deutschland 7,8 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Für Diesel lag die Ersparnis sogar bei gut 22 Prozent.

Um so viel Prozent lagen die durchschnittlichen Zapfsäulenpreise pro Liter in Deutschland höher oder niedriger im Vergleich zum Vorjahrestag Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die Preisrückgänge auf dem Weltmarkt sind demnach an der Zapfsäule angekommen. Dazu gilt es zu beachten, dass es im Juni 2022 bereits den Tankrabatt in Deutschland gab. Ohne diesen würde der prozentuale Rückgang in diesem Jahr noch stärker ausfallen.

Eine wichtige Rolle für die Reisenden spielt derzeit auch, in welchem Bundesland sie an die Zapfsäule fahren, denn es gibt Preisunterschiede. Am günstigsten war Sprit zum Stichtag 12. Juni in Nordrhein-Westfalen. Dort kostete der Liter Super durchschnittlich knapp 1,83 Euro, Diesel ist nur in Rheinland-Pfalz mit 1,55 Euro je Liter minimal günstiger.

Deutlich höher waren die Spritpreise dagegen im Osten des Landes. Spitzenreiter ist Brandenburg, wo Diesel fast 5 Cent mehr kostete als in NRW. In Thüringen war Super am teuersten – dort mussten die Autofahrer fast 4 Cent mehr pro Liter als in Nordrhein-Westfalen bezahlen. Dafür gibt es einen Grund:

Die regionalen Unterschiede lassen sich mit den Raffineriestandorten und Pipelinenetzen erklären.

In Deutschland gibt es 15 Raffinerien an 13 Standorten, die über das Bundesgebiet verteilt sind. Über ein Netzwerk von Ölpipelines werden sie mit Rohstoffen versorgt, über Produktpipelines transportieren sie die Treibstoffe wiederum ab. Die Bundesrepublik verfügt über drei voneinander getrennte Versorgungssysteme.

Die verspätete Abkopplung der Raffinerie Schwedt von russischem Öl sorgt dafür, dass die Spritpreise in Ostdeutschland höher sind als im Rest des Landes.

In Ostdeutschland sind die beiden Großraffinerien in Leuna und Schwedt der Endpunkt des „Drushba-Netzes“. Sie waren bis zum russischen Angriff auf die Ukraine vollständig auf russisches Öl ausgerichtet. Durch die – vor allem in Schwedt verspätete – Abkopplung nach Kriegsbeginn und die schwierige Suche nach Ersatzlieferanten sind die Preise für Kraftstoff im Einzugsgebiet der beiden Raffinerien derzeit immer noch höher als im Rest des Landes.

Das zweite Versorgungssystem deckt den Süden ab. Sowohl die große Raffinerie in Karlsruhe als auch die bayerischen Raffinerien werden über eine transalpine Pipeline und den Hafen Triest mit Rohöl versorgt. Da die Infrastruktur an dieser Stelle flexibler ist – sprich, die Lieferungen über den Hafen leichter ersetzt werden konnten –, schlägt sich der Ukraine-Krieg dort nicht so stark in den Preisen nieder.

Im Westen des Landes beziehen die Raffinerien ihre Rohstoffe über den Hafen von Rotterdam. Hier fließt vor allem Nordseeöl. Dadurch mussten die Lieferketten kaum umgestellt werden. Die Folge: Kraftstoff ist derzeit günstiger als im restlichen Bundesgebiet.

Spritpreise im Ländervergleich

So weit zu den Tankpreisen in der Bundesrepublik. Doch wer für seinen Urlaub nicht in Deutschland bleibt, sondern über die Landesgrenzen hinausfährt, sollte sich vorher überlegen, wann er oder sie den nächsten Tankstopp einlegt (Grafik):

Die höchsten Spritpreise europaweit zum Stichtag 12. Juni hatte Dänemark.

Durchschnittliche Spritpreise in diesen Ländern am 12. Juni 2023 in Euro pro Liter Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Für einen Liter Super E5 zahlte man bei unserem nördlichen Nachbarn zuletzt 1,95 Euro. Volltanken spätestens in Flensburg schont also die Urlaubskasse. Ähnlich teuer ist es in Finnland. Dort müssen vor allem Dieselfahrer mit hohen Kosten zurechtkommen: 1,81 Euro pro Liter sind der zweithöchste Dieselpreis in Europa – hinter Nachbar Schweden.

Während Skandinavien also für Autofahrer ein teures Pflaster ist, lässt sich im Südosten der Europäischen Union beim Tanken Geld sparen. Bulgarien hatte Mitte Juni einen durchschnittlichen Preis für Super von 1,29 Euro. Ebenfalls günstig ist der Kraftstoff in Rumänien, Kroatien und Slowenien sowie auf den Inseln Malta und Zypern. Ursächlich für die niedrigeren Preise ist die geringere Besteuerung von Kraftstoffen, die wiederum mit der schwächeren Kaufkraft in den Ländern zusammenhängt.

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