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So viele Unternehmen könnten 2021 in Konkurs gehen

Im vergangenen Jahr haben in Deutschland trotz des kräftigen Konjunktureinbruchs so wenige Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt wie lange nicht. Dadurch dürfte die Zahl der Zombieunternehmen, die zwar am Markt aktiv, aber wirtschaftlich nicht überlebensfähig sind, um etwa 4.500 gestiegen sein.

Kernaussagen in Kürze:
  • Weil bis Ende September 2020 die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt war, gab es im vergangenen Jahr weniger Insolvenzen, als angesichts des schweren Wirtschaftseinbruchs erwartbar gewesen wären.
  • Im Jahr 2020 meldeten rund 17.000 Unternehmen in Deutschland Insolvenz an, das waren 9 Prozent weniger als 2019.
  • Angenommen, die ausgebliebenen Insolvenzen des Jahres 2020 würden im laufenden Jahr nachgeholt, könnte die Insolvenzzahl 2021 bei etwa 23.250 liegen.
Zur detaillierten Fassung

Auch wenn im vergangenen Jahr die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gesunken ist, da coronabedingt die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt wurde, gab es viele Tausend Betriebe, die pleitegingen. So hat beispielsweise die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit rund 28.000 Beschäftigten im Jahr 2020 Insolvenz angemeldet, auch Esprit und Hallhuber waren zahlungsunfähig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Unternehmenspleiten gleichwohl gesunken (Grafik):

Im Jahr 2020 meldeten rund 17.000 Unternehmen in Deutschland Insolvenz an, das waren 9 Prozent weniger als 2019.

Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Aufgrund des schweren Wirtschaftseinbruchs wäre eigentlich 2020 mit einem kräftigen Anstieg der Insolvenzzahl um etwa 15 Prozent zu rechnen gewesen. Doch bis Ende September 2020 war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt – und für überschuldete Unternehmen sogar noch darüber hinaus. Rein rechnerisch ergeben sich damit rund 4.500 weniger Insolvenzen, als erwartbar gewesen wären. Hierbei dürfte es sich größtenteils um sogenannte Zombieunternehmen handeln, die noch marktaktiv, aber nicht überlebensfähig sind. In der überwiegenden Mehrheit sind dies größere Unternehmen, denn Kleinbetriebe wie etwa in der Gastronomie stellen üblicherweise ohne Insolvenzantrag ihren Betrieb ein. Kleine „Zombies“ sind also noch hinzuzurechnen.

Bis Ende September 2020 war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Würden die ausgebliebenen Insolvenzen des vergangenen Jahres nachgeholt, könnte die Insolvenzzahl 2021 bei etwa 23.250 liegen.

Wie viele Unternehmen im Jahr 2021 Insolvenz beantragen werden, ist schwer vorherzusagen. Das ifo Institut geht basierend auf Umfragen davon aus, dass 750.000 Unternehmen in Deutschland existenzbedroht sind, Creditreform rechnet mit 550.000 überschuldeten Unternehmen, die zu Zombieunternehmen werden könnten. Aus diesen hohen Zahlen kann man aber kaum auf ausstehende Insolvenzen schließen. Angenommen, die ausgebliebenen Insolvenzen des Jahres 2020 würden im laufenden Jahr nachgeholt, könnte die Insolvenzzahl 2021 bei etwa 23.250 liegen. Da die Bundesregierung für dieses Jahr jedoch eine Reform des Insolvenzrechts anstrebt, könnte der Anstieg durchaus auch geringer ausfallen.

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