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Längere Arbeitszeit statt neuer Jobs

Das Instrument der Kurzarbeit hat eine große Entlassungswelle während der Corona-Pandemie wirksam verhindert. Wenn sich die Wirtschaft im neuen Jahr erholt, werden vorerst aber auch kaum neue Arbeitsplätze entstehen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Instrumente wie die Kurzarbeit haben den Arbeitsmarkt in Deutschland bislang glimpflich durch die Corona-Krise kommen lassen.
  • Im November 2020 lag die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen nur noch um gut 9 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats.
  • Der zu erwartende Aufschwung in diesem Jahr wird allerdings nicht ausreichen, um die Zahl der Erwerbstätigen wieder deutlich steigen zu lassen.
Zur detaillierten Fassung

Während in anderen Ländern wie den USA der Lockdown im Frühjahr zahlreiche Menschen den Job kostete, konnten die Unternehmen in Deutschland oft einen anderen Weg gehen: Neben dem Abbau von Überstunden und Guthaben auf Arbeitszeitkonten war es vor allem die Nutzung der Kurzarbeit, die großflächige Arbeitsplatzverluste verhindern half. Im Schnitt dürfte die Zahl der Kurzarbeiter 2020 bei 2,6 Millionen gelegen haben, Ende 2020 betrug sie gut eine Million.

Ganz ohne Blessuren kam der Arbeitsmarkt jedoch nicht davon – betroffen waren vor allem Selbstständige und geringfügig Beschäftigte, die keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hatten.

Insgesamt lag die Zahl der Erwerbstätigen im September 2020 um rund 650.000 unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Immerhin lassen verschiedene Indikatoren erkennen, dass sich die Nachfrage nach Arbeitskräften seit dem bisherigen Krisenhöhepunkt im Frühjahr wieder etwas erholt hat (Grafik):

Im April 2020 lag die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen um fast 60 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats – im November betrug das Minus nur noch etwas mehr als 9 Prozent.

Veränderung der Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen sowie der Abgangschance aus Arbeitslosigkeit Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Auch der Anteil derjenigen, die den Sprung aus der Arbeitslosigkeit in einen regulären Job schaffen, war im späten Herbst nur noch wenig niedriger als gegen Ende 2019.

Diese Erholung zeigte sich vor allem in Branchen, die zuvor in starkem Maße Beschäftigung abgebaut hatten, zum Beispiel im Gastgewerbe. Wie sich die neuerlichen Einschränkungen ab November sowie der seit Mitte Dezember geltende harte Lockdown auswirken, bleibt abzuwarten. Bislang deutet aber wenig auf eine neuerliche Verschärfung der Arbeitsmarktlage hin.

Kaum neue Stellen in Sicht

Nach jetzigem Stand dürfte sich die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr vielmehr wieder langsam auf das Vorkrisenniveau zubewegen (siehe iwd 26/2020). Dies beeinflusst auch den Arbeitsmarkt positiv. Allerdings wird – analog zur Entwicklung zu Beginn der Krise – die wieder steigende Arbeitskräftenachfrage vor allem dazu führen, dass Kurzarbeit beendet wird und die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten wieder ausweiten. Das bedeutet aber auch:

Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2021 voraussichtlich nur um knapp 40.000 auf 44,89 Millionen steigen.

Das reicht nicht aus, um einen schnellen Abbau der im vergangenen Jahr gestiegenen Arbeitslosigkeit zu ermöglichen – die Arbeitslosenquote dürfte folglich im Jahresdurchschnitt bei 5,9 Prozent verharren.

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