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Ruhrgebiet: Vorreiter beim Wasserstoff

Wasserstoff spielt bei der Abkehr von fossilen Rohstoffen eine wichtige Rolle – auch für Deutschland. Die Metropolregion Ruhr ist auf einem besonders guten Weg, diesen Umstieg für sich wirtschaftlich zu nutzen, zeigt eine Analyse der IW Consult. Andere Regionen mischen ebenfalls mit, setzen aber andere Schwerpunkte.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Metropolregion Ruhr führt das Wasserstoffranking 2023 der IW Consult deutlich an. Dahinter folgen Hamburg und Mitteldeutschland.
  • Insgesamt zeigt sich, dass die neun untersuchten Ballungsgebiete verschiedene Stärken besitzen und unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
  • Die Bundesregierung sollte den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft intensiv begleiten und fördern, um den Standort Deutschland energiepolitisch zukunftssicher zu machen.
Zur detaillierten Fassung

„Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil der Energiewende. Er ist die große Chance, Energiesicherheit, Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden.“ Mit diesen Worten verkündete Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im Juli die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie.

Für die Bundesregierung ist Wasserstoff als Teil der Energiewende also gesetzt, doch der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist komplex: Technische Verfahren müssen entwickelt, der Transport gesichert und Standards festgelegt werden – und das alles möglichst simultan. Dazu ist es für den Erfolg entscheidend, dass Unternehmen und Forschungseinrichtungen eng zusammenarbeiten und Wasserstofftechnologien gemeinsam entwickeln und in der Praxis etablieren.

Wie weit Deutschland dabei bislang gekommen ist, hat die IW Consult in ihrem zweiten Wasserstoffranking ermittelt. Dafür haben die Forscher elf Indikatoren in zehn ausgewählten Metropolregionen untersucht. In der Gesamtbetrachtung siegt der Westen (Grafik):

Die Metropolregion Ruhr führt das Wasserstoffranking 2023 deutlich an. Dahinter folgen Hamburg und Mitteldeutschland.

Das Wasserstoffranking der IW Consult bewertet und vergleicht die Wasserstoff-Ökosysteme in neun Metropolregionen, schwächste Region = 100 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das Ruhrgebiet besticht unter anderem durch seine überregional vernetzten Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Das befähigt die Region, sowohl Grundlagen- als auch anwendungsorientierte Forschung zu betreiben. Zudem ist die Zahl der wasserstoffaffinen Unternehmen in der Region im Vergleich zum vorherigen Ranking aus dem Jahr 2020 deutlich gestiegen und höher als im Rest des Landes (Grafik):

Mit fast elf Firmen mit Wasserstoffbezug je 1.000 Unternehmen liegt die Metropolregion Ruhr in dieser Kategorie klar an der Spitze.

Unternehmen mit Wasserstoffbezug je 1.000 Unternehmen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Ein wichtiger Grund für die Platzierung ist in der Geschichte zu finden: Viele große Unternehmen in der ehemaligen Bergbauregion stellen ihre Energieversorgung sukzessive auf grünen Wasserstoff um.

Darüber hinaus gibt es an der Ruhr die meisten Unternehmensgründungen mit Wasserstoffbezug. Das lokale Zentrum dabei ist Essen – jede dritte wasserstoffaffine Firma der Gegend wurde seit dem Jahr 2013 dort gegründet.

Die Bundesregierung sollte den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft intensiv begleiten und fördern, um den Standort Deutschland energiepolitisch zukunftssicher zu machen.

Die weiteren untersuchten Metropolregionen haben ihre Stärken in anderen Bereichen der Wasserstoffwirtschaft:

Mitteldeutschland – dazu zählen die IW-Forscher benachbarte Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – verfügt gemessen an der Einwohnerzahl über die meisten Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die das Thema Wasserstoff wissenschaftlich bearbeiten.

Stark ausgeprägt sind Wasserstoffnetzwerke im Osten Deutschlands. Sie informieren ihre Mitglieder und bieten Plattformen zum thematischen Austausch.

Im Süden der Republik fließt dagegen überdurchschnittlich viel Geld in Wasserstoffprojekte:

In der Metropolregion Stuttgart werden 4,3 Prozent der gesamten Fördermittel in Projekte mit Wasserstoffbezug investiert. München erreicht mit einem Anteil von 3,3 Prozent den dritten Rang.

Bei den Unternehmensbeteiligungen an wasserstoffaffinen Forschungsprojekten zeigt sich ein ähnliches Bild: Stuttgart führt das Teilranking vor der bayerischen Landeshauptstadt an.

Neben quantitativen Kriterien hat die IW Consult in ihr Ranking auch qualitative Bewertungen einfließen lassen. Dazu haben die Forscher Mitglieder des Nationalen Wasserstoffrats befragt:

In den drei qualitativ bewerteten Kategorien Unternehmenslandschaft, Wasserstoffinfrastruktur und -initiativen sehen die Experten die Metropolregion Ruhr vorn.

Lediglich mit Blick auf die Forschungslandschaft platzieren die Mitglieder des Wasserstoffrats die Rhein-Region sowie Mitteldeutschland vor dem Ruhrgebiet.

Insgesamt zeigt sich im Wasserstoffranking 2023, dass die Ballungsgebiete verschiedene Stärken besitzen und unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Für die Zukunft ist es deshalb wichtig, dass sich die Regionen gerade in ihren schwächeren Kategorien verbessern, gleichzeitig vorhandene Stärken ausbauen und die Vernetzung innerhalb und mit anderen Regionen weiter vorantreiben.

Die Regierung sollte den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft intensiv begleiten und fördern, um den Standort Deutschland energiepolitisch zukunftssicher zu machen. Die Verlängerung der Nationalen Wasserstoffstrategie war dafür ein wichtiger Schritt.

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